Eine Insel der Glückseligkeit

Andreas Lehner
24. Juni 201322:01
Matthias Sammer und Pep Guardiola hatten sichtlich Spaß am Tag der Vorstellunggetty
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Der FC Bayern absolviert die Vorstellung seines neuen Star-Trainers Pep Guardiola mit breitem Grinsen. Der Spanier genießt höchste Wertschätzung und teilt die Werte des Vereins. Sein Auftrag wurde aber auch ganz klar formuliert.

Es wurde viel spekuliert über Pep Guardiolas Deutschkenntnisse. Und als der neue Star-Trainer der Bayern seine ersten zaghaften Sätze formuliert hatte, war klar, da hatte einer ordentlich Vokabeln und Grammatik gepaukt und sich sehr gewissenhaft auf diesen Moment vorbereitet.

Die warmen Worte, die ihm später von der Anzeigetafel der Arena entgegenschallten, dürften für ihn aber unverständlich gewesen sein.

Der im Bayern-Umfeld allseits bekannte Hans Gehrlein, Präsident des Fanclubs "13 Höslwanger", begrüßte Guardiola in bestem bayerisch und brachte ihm die Vorzüge Münchens näher. Guardiola schaute interessiert zu, während ihm der in Dresden geborene Matthias Sammer etwas ins Ohr flüsterte.

Gegenentwurf zu van Gaal und Klinsmann

Es war der erwartet souveräne Auftritt des spanischen Fußballprofessors, der sich auf dem Podium im Pressesaal der Münchner Allianz Arena als bescheidener und demütiger Diener des FC Bayern präsentierte. Es war eine Art Gegenentwurf zur spektakulären Antrittsrede von Louis van Gaal vor vier Jahren, aber auch zum Jeden-besser-machen-Mantra von Jürgen Klinsmann.

Aber es war jene zurückhaltend offene Persönlichkeit, die die Bayern-Bosse davon überzeugt hatte, den Verein in eine neue Ära zu führen. Einen "sehr charismatischen Typen" habe man sich da geangelt, sagte Karl-Heinz Rummenigge nach der offiziellen Vorstellung in kleiner Runde auf dem Rasen der Arena. "Er steht München gut zu Gesicht."

Ein Faible für den FC Bayern

Eine knappe Stunde vorher stand Rummenigge und seinem Vorstandskollegen Matthias Sammer sowie Präsident Uli Hoeneß die Freude ins Gesicht geschrieben. Das Podium war eine Insel der Glückseligkeit, die ganze Präsentation eine perfekte Inszenierung.

"Wir haben es als großes Glück, Stolz und Herausforderung empfunden, den erfolgreichsten Trainer der Welt zu Bayern zu holen", sagte Rummenigge zufrieden, nachdem er die Anekdote erzählt hatte, wie man sich beim Audi Cup 2011 bei einem Kaffee das erste Mal annäherte.

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"I can imagine to work for Bayern", sprach Hoeneß Guardiolas Worte in bayerisch angehauchtem Englisch nach. Rummenigge wollte bereits damals ein "Faible für den FC Bayern" bei Guardiola erkannt haben. Der Kontakt sei nie abgerissen.

Hoeneß erlaubt Pep den Computer

Hoeneß war es, der von einem Gespräch mit Guardiola während dessen einjähriger Auszeit in dessen Apartment am New Yorker Central Park erzählte. Schon nach fünf Minuten habe er gewusst: "Das passt."

Drei, vier Stunden habe man sich dann über Fußball unterhalten und Guardiola habe dabei sogar seinen Computer rausgeholt. "Eine Sache, die ich eigentlich nicht so gern mag. Aber er darf das", sagte Hoeneß.

Methodisch und menschlich überzeugt

Spätestens an dieser Stelle war klar, dass Guardiola die Bayern-Bosse in jeglicher Hinsicht überzeugt hatte: methodisch als auch menschlich.

Es ist in diesem Verein ja oft so, dass Trainer oft aufgrund ihrer Menschenführung reüssieren, wie Ottmar Hitzfeld und Jupp Heynckes, während sich harte Hunde wie Felix Magath und Louis van Gaal schnell abnutzen und auch die Rückendeckung des Klubs verlieren.

Guardiola trauen Hoeneß, Rummenigge und Sammer zu, die beiden Trainerschulen zu verschmelzen und so den nächsten Schritt in der Entwicklung der Mannschaft und des Vereins zu machen.

Sammer und Guardiola: Gemeinsame Werte

Sammer beobachtete die anfängliche Szenerie das Kinn auf die linke Hand gestützt, als ob er sein immer wieder aufflammendes Lachen dahinter verstecken wollte.

Sammer hatte offensichtlich viel Spaß an der Art und Weise, wie Guardiola seine erste Pressekonferenz auf Deutsch meisterte. Es war unverkennbar, dass der Sportvorstand und der Trainer eine gemeinsame Basis haben, gewisse Werte teilen und diese in Zukunft noch mehr auf den Klub übertragen wollen: Demut, Bescheidenheit, aber auch Klarheit und Zielstrebigkeit.

In der Arena tauschten sich beide Führungsfiguren noch vor der Trainerbank gestenreich aus, ehe sie sich symbolträchtig gegenseitig den Arm um die Hüfte legten. Es wäre keine Überraschung, wenn Sammer und Guardiola mehr als Sammer und Heynckes die Richtung im sportlichen Bereich gemeinsam diskutieren und entscheiden würden.

Sammer vom Erfolg überzeugt

"Eine große Freude, aber gleichzeitig auch Verantwortung", spürte Sammer. Es sei sein Wunsch, dass sich Guardiolas Familie und sein Trainerstab in München so schnell wie möglich heimisch fühle, "dann kann Pep frei für Bayern arbeiten".

Unter diesen Voraussetzungen sei er sich sicher, "dass wir sofort Erfolg haben werden". Ein Satz, den Sammer auch schon bei seiner eigenen Vorstellung als Sportvorstand vergangenes Jahr sagte und schließlich auch mit Leben füllte.

Ziel: Europas Nummer eins

Am Ende stand das Triple. Eine ungewöhnliche Voraussetzung für den Einstand eines neuen Trainers, wie auch Guardiola fand. Aber eine spannende Herausforderung.

Denn genau dafür hat der FC Bayern Guardiola verpflichtet, er soll das erreichte Niveau mindestens halten und den Klub als Europas Nummer eins etablieren. Das ist im von Rummenigge zitierten UEFA-Ranking noch immer der FC Barcelona - "dank Guardiola", wie er hinterherschob.

Es war Hoeneß, der bei diesem Thema noch einmal zurückblickte und sich bei allen Beteiligten und auch bei Jupp Heynckes für "dieses gigantische Jahr" bedankte. "Oben zu sein ist das eine, oben zu bleiben das andere", meinte Hoeneß. "Aber Pep ist genau der Richtige dafür."

Der Termine des FC Bayern unter Pep Guardiola