Erste Titelchance vertan: Thomas Tuchel hat es verpasst, als erster deutscher Teammanager den FA Cup zu gewinnen. Im Endspiel um die älteste Fußballtrophäe der Welt unterlag sein FC Chelsea dem Premier-League-Rivalen Leicester City mit 0:1 (0:0).
"Wir sind enttäuscht, aber nicht böse über die Leistung der Jungs", sagte Thomas Tuchel. "Ich denke, unsere Leistung reicht aus, um dieses Spiel zu gewinnen. Aber uns fehlte das nötige Glück. Man braucht das Momentum, die richtigen Entscheidungen, es sind die kleinen Details."
Der belgische Nationalspieler Youri Tielemans (63.) traf vor gut 21.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion für Leicester, das bei der fünften Finalteilnahme seiner Vereinsgeschichte erstmals triumphierte.
"Insgesamt waren wir die bessere Mannschaft, super aggressiv, haben gut gepresst, waren immer gefährlich mit dem Ball. Chelsea ist eine fantastische Mannschaft, deshalb stehen sie auch in einem Champions-League-Finale, aber ich finde, wir haben es verdient", sagte Leicester-Coach Brendan Rodgers nach dem Titelgewinn. Sein Keeper Kasper Schmeichel rang um Worte: "Was für ein Tag. Unbeschreiblich, davon träumte ich schon als Kind."
gettyFC Chelsea trifft am Dienstag erneut auf Leicester
Die Blues haben in exakt zwei Wochen noch die Chance auf ihren zweiten Erfolg in der Champions League. Gegner am 29. Mai in Porto ist der neue englische Meister Manchester City, den Chelsea erst vor Wochenfrist in der Liga bezwingen konnte.
Überhaupt sind es entscheidende Wochen für den Nobelklub aus London. Am Dienstag trifft der Tabellenvierte im Kampf um die Qualifikation für die Königsklasse am vorletzten Liga-Spieltag erneut auf Leicester, das zwei Punkte vor den Blues liegt. "Das ist schon ein bisschen kurios", sagte Tuchel über diese Konstellation: "Es wird sehr hart, es wird kompliziert. Aber wir sind bereit."
Tuchel, der 2017 mit Borussia Dortmund den DFB-Pokal sowie im Vorjahr mit Paris St. Germain den Coupe de France gewonnen hatte, berief Timo Werner und Antonio Rüdiger ebenso in die Startelf wie den etatmäßigen zweiten Torhüter Kepa. Kai Havertz wurde in der 76. Minute eingewechselt.
"Das wird ein Schock, aber auch wunderschön", sagte Tuchel über die ungewohnt hohe Zuschauerzahl nach monatelangen Geisterspielen. Trotz teilweise heftigen Regens ging es atmosphärisch zu im englischen Fußballtempel, vor den Toren war aber in der Anfangsphase nicht viel los.
Chelsea: VAR nimmt Chilwell-Tor zurück
In der 16. Minute konnte die Chelsea-Defensive einen Schuss von Leicester-Torjäger Jamie Vardy aus zentraler Position gerade noch blocken, auf der Gegenseite verpassten Werner und Cesar Azpilicueta eine Flanke von Thiago haarscharf (29.). In der 43. Minute trat Werner nach einem Ballverlust der Foxes an, sein Flachschuss wurde noch abgelenkt und verfehlte das Tor.
Insgesamt verlor Chelsea aber noch vor dem Seitenwechsel etwas die Spielkontrolle. Leicester riskierte mehr, fand Räume vor und ging den durch fulminanten 25-Meter-Schuss von Tielemans in Führung.
Danach wechselte Tuchel offensiv, brachte neben Havertz unter anderem auch den früheren Dortmunder Christian Pulisic. In der 78. Minute war Chelsea dicht dran am Ausgleich, beim Kopfball von Ben Chilwell rettete Kasper Schmeichel im Leicester-Tor grandios. In der 87. Minute parierte er einen Distanzschuss von Mason Mount erstklassig, zwei Minuten später jubelte Chelsea dann - aber nur kurz, weil der kuriose Ausgleichstreffer durch Chilwell nach Ansicht der Videobilder wegen Abseits zurückgenommen wurde.