Ab in den Infight

Thomas Gaber
20. November 201214:58
Das Hinspiel in München gewann der FC Bayern mit 2:1Getty
Werbung
Werbung

Der FC Bayern hat viele Spiele in dieser Saison souverän gewonnen. In engen Spielen fehlen der Heynckes-Elf aber schon mal die Knockout-Qualitäten. Matthias Sammer fordert defensive Stabilität. Den Unterschied macht im Moment aber Franck Ribery.

Jupp Heynckes hat Louis van Gaal und Jürgen Klinsmann etwas voraus. Spötter würden sagen, die Anzahl zweiter Plätze als Trainer des FC Bayern. Es geht aber nicht um verpasste Titel, sondern um eine äußerst ungewöhnliche personelle Maßnahme. Heynckes hatte es nämlich gewagt, Kapitän Philipp Lahm im Bundesligaspiel beim 1. FC Nürnberg auf die Bank zu setzen.

Derart der Blasphemie nahes Verhalten hatte in München zuletzt Ottmar Hitzfeld an den Tag gelegt, im April 2008 beim Auswärtsspiel in Frankfurt. Heynckes handelte in Nürnberg so, als wolle er auch dem letzten Besserwisser klarmachen, dass es in seinem Kader keinen Spieler mit Stammplatzgarantie gibt, nicht mal den Kapitän.

Ribery nicht zu ersetzen

Auf einen Spieler will Heynckes aus freien Stücken aber partout nicht verzichten. Letzten Freitag hatte er auf der Pressekonferenz vor dem Nürnberg-Spiel gesagt, er hoffe und gehe auch davon aus, dass Franck Ribery im Derby aufläuft. Dabei war an einen Einsatz des Franzosen in Nürnberg aufgrund einer sehr schmerzhaften Brustkorb-Prellung keineswegs zu denken.

Ribery weiß noch nicht einmal, ob er im wichtigen Champions-League-Spiel beim FC Valencia auflaufen kann. "Ich habe nach wie vor große Schmerzen. Ich habe ein bisschen trainiert und hoffe, dass ich am Dienstag spielen kann", sagte Ribery vor dem Abflug nach Spanien am Montag.

Ribery wie Messi und Ronaldo

Ribery spielt bislang eine herausragende Saison, vielleicht seine beste im Trikot des FC Bayern. "Unser Spiel ist auch ein Stück weit abhängig von Ribery", gab sogar Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge zu und scheute den Vergleich mit Messi oder Ronaldo nicht, die in ihren Vereinen schließlich auch Schlüsselspieler seien und das Niveau der Mannschaft maßgeblich beeinflussen könnten.

"Franck war in den letzten Monaten der beste Spieler bei uns. Er kann mit seinen schnellen Dribblings und seinen schnellen Kontern für Unruhe sorgen", betonte Rummenigge.

Dass die Bayern ohne Ribery derzeit ein Stück schlechter sind, war in den Spielen gegen Bayer Leverkusen und in Nürnberg erkennbar, nicht nur anhand des Resultats. In Nürnberg war die sonst so starke linke Seite verwaist, da sich Xherdan Shaqiri häufig im Zentrum aufhielt und David Alaba einen schwächeren Tag erwischte.

Der Spielaufbau über die rechte Seite mit Rafinha (später Lahm) und Müller war insbesondere in der zweiten Halbzeit gegen aggressiv verteidigende Nürnberger überschaubar, die Qualität der vielen Flanken minderwertig.

Mit Anspannung nach Valencia

Das 1:1 ist kein Beinbruch für die Bayern, der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Schalke wurde sogar auf acht Punkte ausgebaut. SPOXGetty

In der Bundesliga verspüren die Münchner noch keinen Druck; das ist in der Champions League anders. In Valencia ist verlieren verboten, will man ein "kleines Finale ums Weiterkommen" (Rummenigge) im abschließenden Spiel gegen BATE Borissow (5. Dezember) vermeiden.

Die Bayern sind mit einer "gewissen Anspannung", wie Philipp Lahm zugab, an die wohlig warme Costa del Azahar gereist. Gegen das heimstarke Valencia, das zuletzt im Februar im Estadio Mestalla verlor (1:2 gegen den FC Sevilla), ist von einem engen Spiel auszugehen, in dem Kleinigkeiten den Ausschlag geben können.

Sammer bemängelt fehlende Knockout-Qualitäten

Vier Mal mussten die Bayern in dieser Saison bislang in den Infight, nur beim 1:0 in Lille behielten sie die Oberhand. Gegen Borisow und Leverkusen gingen die Spiele verloren, in Nürnberg gab es wenigstens noch einen Punkt.

Matthias Sammer prangerte die fehlenden Knockout-Qualitäten der Bayern zuletzt mehrfach an. Nach dem 6:1 gegen Lille lobte er den darauffolgenden Gegner Eintracht Frankfurt, in engen Spielen gegen Dortmund und Fürth noch gepunktet zu haben, "was wir gegen Borisow und Leverkusen beispielsweise nicht geschafft haben."

Der Sportvorstand fordert weiterhin höchste Konzentration und Seriosität ein. "Wir müssen in Spielen, in denen es nicht mit dieser Leichtigkeit wie gegen Lille läuft, defensiv noch weniger zulassen. Wir müssen noch kompakter stehen."

Gewinnt Bayern erstmals im Mestalla? Youwin-Quote 2,08

Valencia hat Bayerns Schwächen ausgemacht

Der Gegner hat beim Nürnberg-Spiel offenbar genau hingeschaut. "Wir haben ein paar Dinge gesehen, die uns Mut machen. Die Bayern sind eine der besten Mannschaften der Welt, aber sie haben durchaus ihre Schwächen", sagte Valencias Adil Rami.

Die offenbarte aber auch Valencia am letzten Spieltag. Gegen den Tabellenletzten Espanyol Barcelona gewannen die Che nur dank eines unberechtigten Handelfmeters, den Roberto Soldado in der letzten Minute verwandelte.

"Wenn Valencia so gegen die Bayern spielt, werden sie ihr blaues Wunder erleben", schrieb die Zeitung "AS".

Valencia gegen den FC Bayern - für beide wird der Dienstagabend ein echter Härtetest.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Valencia: Diego Alves - Barragan, Rami, Victor Ruiz, Cissokho - Gago, Tino Costa - Feghouli, Jonas, Guardado - Soldado

Bayern: Neuer - Lahm, van Buyten (Badstuber), Dante, Alaba - Schweinsteiger, Martinez - Müller, Kroos, Ribery (Shaqiri) - Mandzukic (Pizarro)

Schiedsrichter: Howard Webb (England)

Die Champions-League-Gruppe F