FC Bayern München - Sane, Boateng und Co.: Rummenigges Transfer-Aussagen in der Analyse

Kerry Hau
09. Juli 201906:21
Karl-Heinz Rummenigge traf im Rahmen der Vorstellung von Neuzugang Lucas Hernandez klare Aussagen.getty
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Karl-Heinz Rummenigge hat sich im Rahmen der Vorstellung von 80-Millionen-Euro-Neuzugang Lucas Hernandez zu mehreren Transferthemen rund um den FC Bayern geäußert. Der Vorstandsvorsitzenden sprach unter anderem über den umworbenen Leroy Sane, den unerwünschten Jerome Boateng und das Warten auf einen Dominoeffekt.

SPOX und Goal nehmen die wichtigsten Rummenigge-Aussagen unter die Lupe.

Aussage 1: "Es muss ein Dominostein fallen ..."

"Ich will keine Hoffnungen schüren, aber es wird in den nächsten zwei Monaten noch einiges passieren, was überraschen wird. Es muss ein Dominostein fallen, alles wartet auf diesen einen Dominostein, dann wird es einen Effekt geben. Wir werden sehen, was der FC Bayern aus diesem Effekt machen wird."

Rummenigge reagierte mit diesen Worten auf die Kritik an der nur schleppend vorangehenden Kaderplanung der Münchner und betone in diesem Zusammenhang immer wieder, dass bis zum Transferschluss am 2. September noch reichlich Zeit vorhanden sei, um vielversprechende Neuzugänge an Land zu ziehen. Der von dem 63-Jährigen angesprochene "Dominostein" bietet reichlich Raum für Spekulationen.

Aktuell zeichnen sich nur drei Mega-Transfers im hohen zweistelligen respektive niedrigen dreistelligen Millionenbereich ab: der von Ajax-Juwel Matthijs de Ligt zu Juventus, der von Manchester Uniteds Mittelfeld-Star Paul Pogba zu Juventus oder Real Madrid sowie der von Antoine Griezmann zum FC Barcelona.

Speziell der 120 Millionen Euro schwere Griezmann-Transfer könnte Bewegung in die Transferpläne der Bayern bringen. Denn: Mit Griezmann wäre Barcas Offensive noch prunkvoller besetzt als ohnehin schon. Käme dann auch noch eine Rückkehr des wechselwilligen PSG-Stars Neymar zustande, wären die Katalanen auch aufgrund zu hoher Gehaltskosten zu Verkäufen gezwungen. Dann würden wohl Philippe Coutinho und Ousmane Dembele, die Barca-Präsident Josep Bartomeu unlängst noch als "unentbehrlich" bezeichnet hatte, schnell zu Wechselkandidaten werden.

An Letzterem soll der FCB stark interessiert sein. Rummenigge kündigte bereits an, dass man sich auf jeden Fall noch einen Spieler für die Außenbahnen sichern wolle. Der frühere Dortmunder Dembele scheint aktuell aber nicht bereit zu sein, nach München zu kommen. Ein Mitglied aus seinem Beraterteam ließ Sky wissen, dass sich der Franzose langfristig bei Barca sehe. Die Münchner haben es in erster Linie aber ohnehin auf einen anderen Flügelstürmer abgesehen: Leroy Sane.

Aussage 2: "Sane hat sich Gedanken gemacht ..."

"Leroy Sane kehrt in dieser Woche aus dem Urlaub zurück. Er hat sich in dieser Zeit Gedanken über seine Zukunft gemacht, wollte aber keine Gespräche führen. Jetzt wird man abwarten müssen, ob sich in dieser Richtung etwas bewegt. Wir sind am Ball."

Spätestens nach diesen Aussagen dürften die Absichten der Bayern klar sein: Sane ist ihr Wunschkandidat auf die Nachfolge von Franck Ribery und Arjen Robben, sie warten zunächst auf seine Entscheidung, bevor sie sich ernsthaft mit medial gehandelten Alternativen wie Steven Bergwijn (PSV Eindhoven), Cengiz Ünder (AS Rom) oder Everton (Gremio Porto Alegre) auseinandersetzen beziehungsweise auf fallende Dominosteine (Dembele) lauern.

Es liegt also einzig und allein an Sane, ob der Deal zustande kommt. Sollte sich der Nationalspieler entgegen jüngster Berichte für einen Wechsel nach München entscheiden, könnte sich Rummenigge und Co. mit den Verantwortlichen von Manchester City zusammensetzen. Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola, so heißt es, wäre bereit, Sane ziehen zu lassen - für eine passende Summe. Die würde wohl auch in den dreistelligen Millionenbereich gehen. Die Bereitschaft der Bayern, einen solchen Betrag zu zahlen, scheint nach Rummenigges Aussagen durchaus vorhanden zu sein.

Gut für die Bayern: Nach seinem Urlaubsende dürfte Sane noch bis zum Ende dieser Woche einen Entschluss über seine Zukunft kommunizieren. Im Falle einer Absage böten sich immer noch sieben Wochen, um die größte Baustelle im Kader von Niko Kovac anderweitig zu beheben.

Bayerns feststehende Transfers für 2019/20

ZugängeAbgänge
Lucas Hernandez (Atletico Madrid)Mats Hummels (Borussia Dortmund)
Benjamin Pavard (VfB Stuttgart)Arjen Robben (Karriereende)
Jann-Fiete Arp (Hamburger SV)Franck Ribery (unbekannt)
Rafinha (Flamengo)
James Rodriguez (Real Madrid)

Aussage 3: "Der beste deutsche Innenverteidiger ..."

"Ich habe gelesen, der beste deutsche Innenverteidiger würde nicht mehr bei Bayern spielen. Das sehe ich nicht so. Der beste deutsche Innenverteidiger spielt bei Bayern - und übrigens auch in der Nationalmannschaft. Wir sind mit Niklas Süle, Lucas Hernandez und Benjamin Pavard sehr gut aufgestellt. Auch auf europäischer Ebene."

Eine kleiner Seitenhieb gegen den Rivalen aus Dortmund, der Mats Hummels kürzlich von den Münchnern zurückgekauft und als "besten deutschen Innenverteidiger" präsentiert hatte. Und eine klare Botschaft an die Öffentlichkeit: Rummenigge sieht die Innenverteidigung des deutschen Rekordmeisters auch ohne den 30-Jährigen bestens aufgestellt, er will in diesem Bereich nicht mehr aktiv werden.

Neben den erwähnten Süle, Hernandez und Pavard könnte anstelle des letztlich zu Schalke 04 gewechselten Ozan Kabak notfalls Javi Martinez als Innenverteidiger aushelfen. Und da wäre - Stand jetzt - ja auch noch Jerome Boateng, den Rummenigge auf der Pressekonferenz in der Allianz Arena nicht einmal aufzählte.

Aussage 4: "Am Ende muss sich Jerome positionieren ..."

"Er hat noch einen Vertrag mit zwei Jahren Laufzeit. Wir werden die Entwicklungen beobachten und dann sehen, ob Jerome bleiben wird und will. Der Hauptgrund für den Abgang von Mats Hummels war, dass der Trainer in erster Linie mit Niklas, Benjamin und Lucas plant. Am Ende muss sich Jerome positionieren und entscheiden, ob er bleiben will."

An der klaren Aussage von Präsident Uli Hoeneß bei der Meisterfeier im Mai, Boateng möge sich doch schleunigst einen neuen Arbeitgeber suchen, hat sich nichts geändert: Trainer Kovac plant unabhängig vom Hummels-Verkauf ohne den Weltmeister von 2014. Das Tischtuch zwischen Boateng und den Bayern ist zerschnitten.

Nur: Sein Vertrag beim Rekordmeister läuft noch bis 2021. Und da nach Informationen von SPOX und Goal bislang weder ein Abnehmer in Sicht ist noch Boateng Anstalten macht, den Verein zu verlassen, droht der FCB auf dem gebürtigen Berliner sitzen zu bleiben. Boateng wäre ein teurer Bankdrücker, er soll an die elf Millionen Euro pro Saison kassieren. "Ich werde hier nicht wegrennen", sagte er noch vor der Sommerpause dem kicker - und erschien am Montag ganz normal zum Trainingsauftakt an der Säbener Straße.

Aussage 5: "Hasan war der Spiritus Rector ..."

"Hasan Salihamidzic war ausschlaggebend für den Transfer von Lucas Hernandez, er hat sich sehr bemüht, war mehrmals in Madrid. Wir waren dann gemeinsam im Februar in Madrid und haben den Transfer finalisiert. Aber Hasan war schon der Spiritus Rector dieses Transfers."

Nachdem Hernandez selbst von guten Gesprächen mit Brazzo berichtet hatte, ließ sich Rummenigge nicht die Möglichkeit nehmen, eine Lanze für den immer wieder kritisierten Sportdirektor zu brechen. Der "Spiritus Rector" selbst wohnte der Vorstellung "seines" Königstransfers zwar nicht bei, ging aber zweifellos gestärkt aus dieser Pressekonferenz hervor.

Rummenigge betonte nämlich auf ebenso bemerkenswerte Art und Weise, mit wie viel "Fleiß" und "Hochdampf" der Bosnier an weiteren Verstärkungen arbeite. Das Vertrauen der Bosse in Salihamidzic ist nach wie vor uneingeschränkt. Ob selbiges für Kovac gilt, ist weniger klar. Auf einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, wonach der Trainer im Zuge der ausbleibenden Vertrauensbekenntnisse im Endspurt der vergangenen Saison an einen Rücktritt gedacht habe, reagierte Rummenigge nur schulterzuckend. "Das ist ein Gerücht - und dabei sollten wir es auch belassen."