"Ich orientiere mich schon an Götze"

Benedikt Treuer
15. Oktober 201518:06
Felix Passlack durfte schon im Januar mit den BVB-Profis im Trainingslagerimago
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Felix Passlack ist das Gesicht der deutschen U17-Nationalmannschaft - und das der BVB-Jugend. Im Interview spricht er über die Zielsetzung für die WM in Chile, den Vergleich mit einem Bayern-Star, Tuchels Erwartungen und die einstige Liebe S04.

SPOX: Herr Passlack, Sie spielen beim BVB, sind ursprünglich aber Schalke-Fan. Wie passt das denn zusammen?

Felix Passlack: Das stammt noch aus meiner Kindheit. Als Bottroper war ich am Wochenende oft in der Arena. Mittlerweile habe ich die Schalke-Sympathie aber abgelegt. Als ich nach Dortmund kam, war es noch völlig normal, dass viele Jugendspieler auch Blaue waren. Mit der Zeit bin ich aber bekehrt worden. (lacht) Beim BVB hat es aber ohnehin von Anfang an gepasst, ich habe mich dort schon beim Probetraining wohl gefühlt.

SPOX: Und Sie haben nachhaltig beeindruckt. Wie nehmen Sie das Interesse an Ihrer Person wahr?

Passlack: Es ist natürlich ganz angenehm. Ich weiß, was ich leiste, und kann das Interesse zumindest nachvollziehen. Man muss sich aber keine Sorgen machen, dass ich zu euphorisch werde, schließlich steht der Durchbruch erst noch bevor. Das gilt auch für meine Teamkollegen. Keiner lässt sich durch die öffentliche Aufmerksamkeit dazu verleiten, überheblich zu werden.

SPOX: Ist es aber auf Dauer nicht anstrengend, keine "normale" Jugend mit deutlich mehr Freizeit zu haben - so wie vermutlich die meisten Ihrer Mitschüler?

Passlack: Anstrengend ist es nicht, schließlich habe ich es mir so ausgesucht. Hätte ich keine Lust mehr darauf, würde ich sagen: 'Nein, das mache ich nicht mehr.' Mittlerweile habe ich mich an den Trubel gewöhnt und ich kann gut damit leben. Ich bin auch noch nicht so bekannt, dass ich ständig auf der Straße oder in der Schule angesprochen werde. Die Leute schauen nur mal. SPOX

SPOX: Auch auf Facebook. Sie haben bereits über 32.000 "Gefällt mir"-Angaben. Wenn es so weiter geht, können Sie mit Ihren Fans bald die Hälfte des Signal Iduna Parks füllen.

Passlack: (lacht) So habe ich noch gar nicht darüber nachgedacht. Es ist aber ein tolles Gefühl und man sieht daran auch, was man schon erreicht hat und was man noch erreichen kann. Trotzdem werde ich jeden Morgen, wenn meine Mutter mir das Frühstück macht, daran erinnert, dass ich noch längst nicht auf eigenen Beinen stehe und weiter hart arbeiten muss.

SPOX: Sie haben ein ereignisreiches Jahr hinter Ihnen. Unter anderem haben Sie mit dem BVB die deutsche U17-Meisterschaft gewonnen.

Passlack: Das war für mich das bisher schönste Erlebnis 2015. Das größte Ereignis steht jetzt mit der WM in Chile aber noch bevor.

SPOX: Mit der DFB-Elf standen Sie in diesem Jahr auch schon in einem Finale: Im Mai bei der EM in Bulgarien gegen Frankreich. Den Traum vom Titel zerschlug Odsonne Edouard aber mit seinem Dreierpack. Wie lange dauerte die Enttäuschung bei Ihnen an?

Passlack: Wir waren alle sehr traurig und niedergeschlagen. Jedoch hielt dieses negative Gefühl nicht sehr lange an, da wir alle schnell eingesehen haben, dass wir Frankreich beim 1:4 klar unterlegen waren und sie den Titel als bessere Mannschaft verdient hatten. Nach zwei, drei Tagen legte sich die Enttäuschung wieder.

SPOX: Zuvor waren Sie beeindruckend durch das Turnier marschiert. War das Finale die große Ernüchterung nach bis dato sehr erfolgreichen Wochen?

Passlack: Sicherlich sind wir alle sehr optimistisch in das Finale gegangen. Wir fühlten uns aber nicht unbesiegbar. Schließlich hatten wir schon alle vorherigen Partien als Endspiele angesehen. Uns war bewusst, dass in jedem Spiel 100 Prozent von uns gefordert waren. Von daher musste auch keiner auf den Boden zurückgeholt werden.

SPOX: 18 der 21 Spieler im WM-Kader gehörten auch schon in Bulgarien zur Mannschaft. Seit dem EM-Finale haben Sie sich im Kreis der Nationalmannschaft aber nicht mehr getroffen. Welche Rolle spielt das?

Passlack: Dass wir uns eine Zeit lang nicht mehr beim DFB gesehen haben, sollte kein Problem sein. Wir kennen uns alle schon länger und verstehen uns auf und neben dem Platz richtig gut. Auch die drei Spieler, die neu dazu kamen, sind keine Unbekannten. Es gibt also keine Ausreden.

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Seite 2: Passlack über den Vergleich mit einem Bayern-Star und Tuchels Erwartungen

SPOX: Mit welchen Erwartungen gehen Sie denn in das Turnier?

Passlack: Wir wollen wieder das Bestmögliche erreichen. Jeder hat sich in den letzten Monaten weiterentwickelt. Viele haben auch in ihren Vereinen wichtige Erfahrungen gemacht und vielleicht schon mal mit den Profis trainiert. Ich sehe uns auf einem besseren Stand als bei der EM. Das Finale ist auch in Chile unser Ziel. Wenn es diesmal der Titel wird, umso schöner.

SPOX: Also hat das deutlich verlorene EM-Finale die Erwartungshaltung nicht gedämpft?

Passlack: Nein, es gibt keinen Grund dazu. Wir werden nicht vorsichtiger ins Turnier gehen, weil wir ein Spiel gegen Frankreich verloren haben, sondern genauso selbstbewusst auftreten, wie wir es sonst auch getan haben. Wir haben großes Vertrauen in jeden Einzelnen. Außerdem sind wir gut vorbereitet. Wir haben noch einmal viele Passstafetten trainiert und die Erinnerung an die EM aufgefrischt. Wir werden eine gute WM spielen.

SPOX: Auf welcher Position werden wir Sie denn sehen? Gerade im DFB-Team kamen Sie bereits auf diversen Positionen zum Einsatz.

Passlack: Am stärksten bin ich auf den offensiven Außenbahnen. Ich denke, der Trainer plant mich für das Turnier auch dort ein. Generell bin ich aber flexibel einsetzbar.

SPOX: Trifft der Mario-Götze-Vergleich, den es schon häufig gezogen wurde, also zu?

Passlack: Ich orientiere mich schon ein bisschen an seinem Werdegang. Götze ist ein großer Spieler. Mit ihm verglichen zu werden, ist für mich eine riesige Wertschätzung und bedeutet mir auch viel. Trotzdem kann ich mir davon nichts kaufen. In der Mannschaft werde ich auch behandelt wie jeder andere.

SPOX: Die Begeisterung teilt man aber auch schon im Verein. Michael Zorc adelte Sie bereits als eines der "größten Talente". Erhöht das jedoch auch den Druck?

Passlack: Den Druck nicht unbedingt, es erhöht aber die eigene Erwartungshaltung. Natürlich möchte ich Bundesliga spielen und im Westfalenstadion auflaufen. Solange ich aber noch Jugendspieler bin, brauche ich mich nicht mit solchen Aussagen auseinandersetzen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass mich Michael Zorcs Worte ehren.

SPOX: Sie durften auch schon mehrfach mit den Profis trainieren.

Passlack: Das ist immer ein tolles Gefühl und es sind Erfahrungen, die man gerne sammelt. Der Lerneffekt ist bei den Profis noch einmal deutlich größer. Jedes Training hilft mir auf meinem weiteren Weg.

SPOX: Sie erzählten einmal von Ihrer ersten Begegnung mit Jürgen Klopp. Sie waren damals stolz, dass er Ihren Namen kannte. Thomas Tuchel kennt ihn sicher auch schon?

Passlack: (lacht) Ja, den kennt er.

SPOX: Haben Sie mit ihm schon gesprochen, seitdem er da ist?

Passlack: Ja, gerade erst in der vergangenen Woche. Da ich in der letzten Zeit häufig bei den Profis trainiert habe, kennen wir uns schon gut. Er erwartet, dass ich im Training Vollgas gebe und mich zeige. Es ist aber nicht so, dass er mich damit unter Druck setzt. Er macht mir klar, welche Möglichkeiten ich habe und, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Über einen Platz im Kader haben wir aber noch nicht gesprochen, das wäre auch noch zu früh.

SPOX: Sie spielen jedoch mittlerweile in der U19 des BVB. Der nächste Schritt ist der Profi-Bereich.

Passlack: Das stimmt, trotzdem habe ich noch keinen Zeitplan aufgestellt, wann ich wo stehen möchte. Ich lasse die nächsten Monate auf mich zukommen und will erst einmal in der A-Jugend meine Leistung zeigen. Wenn es dann mal soweit ist, dass ich bei den Profis spielen sollte, werde ich natürlich alles geben, um dort auch zu bleiben.

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Felix Passlack im Steckbrief