SPOX: Herr Passlack, Sie spielen beim BVB, sind ursprünglich aber Schalke-Fan. Wie passt das denn zusammen?
Felix Passlack: Das stammt noch aus meiner Kindheit. Als Bottroper war ich am Wochenende oft in der Arena. Mittlerweile habe ich die Schalke-Sympathie aber abgelegt. Als ich nach Dortmund kam, war es noch völlig normal, dass viele Jugendspieler auch Blaue waren. Mit der Zeit bin ich aber bekehrt worden. (lacht) Beim BVB hat es aber ohnehin von Anfang an gepasst, ich habe mich dort schon beim Probetraining wohl gefühlt.
SPOX: Und Sie haben nachhaltig beeindruckt. Wie nehmen Sie das Interesse an Ihrer Person wahr?
Passlack: Es ist natürlich ganz angenehm. Ich weiß, was ich leiste, und kann das Interesse zumindest nachvollziehen. Man muss sich aber keine Sorgen machen, dass ich zu euphorisch werde, schließlich steht der Durchbruch erst noch bevor. Das gilt auch für meine Teamkollegen. Keiner lässt sich durch die öffentliche Aufmerksamkeit dazu verleiten, überheblich zu werden.
SPOX: Ist es aber auf Dauer nicht anstrengend, keine "normale" Jugend mit deutlich mehr Freizeit zu haben - so wie vermutlich die meisten Ihrer Mitschüler?
Passlack: Anstrengend ist es nicht, schließlich habe ich es mir so ausgesucht. Hätte ich keine Lust mehr darauf, würde ich sagen: 'Nein, das mache ich nicht mehr.' Mittlerweile habe ich mich an den Trubel gewöhnt und ich kann gut damit leben. Ich bin auch noch nicht so bekannt, dass ich ständig auf der Straße oder in der Schule angesprochen werde. Die Leute schauen nur mal.
SPOX: Auch auf Facebook. Sie haben bereits über 32.000 "Gefällt mir"-Angaben. Wenn es so weiter geht, können Sie mit Ihren Fans bald die Hälfte des Signal Iduna Parks füllen.
Passlack: (lacht) So habe ich noch gar nicht darüber nachgedacht. Es ist aber ein tolles Gefühl und man sieht daran auch, was man schon erreicht hat und was man noch erreichen kann. Trotzdem werde ich jeden Morgen, wenn meine Mutter mir das Frühstück macht, daran erinnert, dass ich noch längst nicht auf eigenen Beinen stehe und weiter hart arbeiten muss.
SPOX: Sie haben ein ereignisreiches Jahr hinter Ihnen. Unter anderem haben Sie mit dem BVB die deutsche U17-Meisterschaft gewonnen.
Passlack: Das war für mich das bisher schönste Erlebnis 2015. Das größte Ereignis steht jetzt mit der WM in Chile aber noch bevor.
SPOX: Mit der DFB-Elf standen Sie in diesem Jahr auch schon in einem Finale: Im Mai bei der EM in Bulgarien gegen Frankreich. Den Traum vom Titel zerschlug Odsonne Edouard aber mit seinem Dreierpack. Wie lange dauerte die Enttäuschung bei Ihnen an?
Passlack: Wir waren alle sehr traurig und niedergeschlagen. Jedoch hielt dieses negative Gefühl nicht sehr lange an, da wir alle schnell eingesehen haben, dass wir Frankreich beim 1:4 klar unterlegen waren und sie den Titel als bessere Mannschaft verdient hatten. Nach zwei, drei Tagen legte sich die Enttäuschung wieder.
SPOX: Zuvor waren Sie beeindruckend durch das Turnier marschiert. War das Finale die große Ernüchterung nach bis dato sehr erfolgreichen Wochen?
Passlack: Sicherlich sind wir alle sehr optimistisch in das Finale gegangen. Wir fühlten uns aber nicht unbesiegbar. Schließlich hatten wir schon alle vorherigen Partien als Endspiele angesehen. Uns war bewusst, dass in jedem Spiel 100 Prozent von uns gefordert waren. Von daher musste auch keiner auf den Boden zurückgeholt werden.
SPOX: 18 der 21 Spieler im WM-Kader gehörten auch schon in Bulgarien zur Mannschaft. Seit dem EM-Finale haben Sie sich im Kreis der Nationalmannschaft aber nicht mehr getroffen. Welche Rolle spielt das?
Passlack: Dass wir uns eine Zeit lang nicht mehr beim DFB gesehen haben, sollte kein Problem sein. Wir kennen uns alle schon länger und verstehen uns auf und neben dem Platz richtig gut. Auch die drei Spieler, die neu dazu kamen, sind keine Unbekannten. Es gibt also keine Ausreden.
Seite 1: Passlack über die Erwartungen an die WM, Druck und die einstige Liebe S04
Seite 2: Passlack über den Vergleich mit einem Bayern-Star und Tuchels Erwartungen