Im Schatten der großen Stars

Ben Barthmann
09. September 201300:11
Drei heiße Talente: Haris Seferovic, Luca Marrone und Matej Vydra (v.l.n.r.)spox
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Nach den vielbeachteten Transfers von Gareth Bale und Mesut Özil hat sich der Staub, den diese Wechsel auf dem internationalen Transfermarkt aufgewirbelt haben, wieder gelegt. Grund genug, einen Blick auf acht vielversprechende Talente zu werfen, die ebenfalls in der abgelaufenen Transferphase den Verein wechselten.

Mubarak Wakaso (23 Jahre, von Espanyol Barcelona zu Rubin Kasan)

Wakasos Transfer ging so gar nicht durch die europäischen Medien. Ein ghanaischer Mittelfeldspieler wechselt von einem spanischen Mittelklasseverein nach Russland: Unspektakulärer könnte ein Transfer fast nicht sein. Dabei ist Wakaso alles andere als unauffällig. Nachdem er sich bei Villarreal in die erste Mannschaft spielte, wechselte er zur Saison 2012/2013 zu Espanyol.

Dort gelang ihm auch der Durchbruch: Wakaso stand 23 Mal in der Startaufstellung, erzielte drei Tore und bereitete sechs weitere vor. Im gleichen Jahr wurde er zum Afrika Cup berufen und netzte in fünf Spielen gleich vier Mal für sein Heimatland. Doch Aufmerksamkeit erhielt der Flügelspieler viel eher durch seine Ansammlung Gelber und Roter Karten: Ganze 17 in gelb und zwei Platzverweise handelte er sich im Jahr 2013 ein.

Nun will Wakaso unter Trainer Kurban Berdyev für Kasan auf Torejagd gehen. Dort stellt eine mehr als gleichwertige Alternative zu den alternden Dmitri Torbinski und Gökdeniz Karadeniz dar. In der russischen Premjer Liga werden ihm besonders seine körperbetonte Spielweise und Schnelligkeit weiterhelfen. Diese sportlichen Parameter und die fast wöchentlich wechselnden sowie extravaganten Frisuren machten ihn schon in Spanien schnell zum Publikumsliebling.

Juan Quintero (20 Jahre, von Delfino Pescara zum FC Porto)

Juan Cuadrado, Falcao, Fredy Guarin, James Rodriguez und Jackson Martinez - alles Kolumbianer, die einmal für den FC Porto aktiv waren oder im Falle von Martinez noch aktiv sind. Auch der Name Quintero würde sich gut in dieser Liste machen, denn der junge Kolumbianer scheint der typische Porto-Transfer zu sein: Ein Südamerikaner, für wenig Geld gekommen, kreativ, technisch stark.

SPOXNachdem er sich zuletzt in der Serie A bei Absteiger Pescar, sowie bei der U20-Weltmeisterschaft als Stammspieler und Leistungsträger in den Blickpunkt verschiedenster Vereine spielte - unter anderem sollen Manchester United und Inter Interesse angemeldet haben - wechselte der Spielmacher zur neuen Saison in die portugiesische Hafenstadt. Bereits nach dem ersten Testspiel gegen den SSC Neapel lobte Trainer Paulo Fonseca seinen Neuzugang in höchsten Tönen.

Denn Quintero besticht nicht nur durch seine tollen Fähigkeiten am Ball, sondern bringt auch das nötige Auge mit, um seine Mitspieler in Szene zu setzen. Dabei ist seine größte Stärke auch seine größte Schwäche: Der 20-Jährige ist mit dem linken Fuß genial, mit dem rechten aber weit von internationaler Klasse entfernt. Daran muss er noch arbeiten, um eine höhere Unberechenbarkeint in sein Spiel zu bekommen.

Es riecht also ein wenig nach dem nächsten 40-Millionen-Abgang für Porto. Wieso? Das ist die festgeschriebene Ausstiegsklausel in Quinteros Vertrag...

Seite 1: Mubarak Wakaso und Juan Quintero

Seite 2: Charlie Austin und Luca Marrone

Seite 3: Haris Seferovic und Jairo

Seite 4: Rogelio Funes Mori und Matej Vydra

Charlie Austin (24 Jahre, vom FC Burnley zu den Queens Park Rangers)

Tore, Tore, Tore - in dieser Art verlief bisher die Karriere von Charlie Austin. Nachdem er bei Reading aufgrund seiner zu geringen Körpergröße noch abgelehnt worden war, tourte Austin durch die unteren englischen Ligen und trug sich regelmäßig in die Torschützenliste ein. So richtig Aufwind bekam der Engländer aber erst, als Swindon Towns Chef-Scout Ken Ryder zufällig auf ihn traf: "Ich stieß auf Charlie, als er für Poole Town spielte. Er erzielte vier Tore und eine Woche später wieder vier Tore."

Bereits in seinem ersten Probespiel für Swindon erzielte er einen Hattrick und wurde vom Verein sofort unter Vertrag genommen. 2010 schloss sich Austin schließlich Burnley an und avancierte gleich in seinem ersten Jahr mit 16 Treffern zum besten Torjäger der Klubgeschichte. In der Saison darauf waren's 24 Tore in 37 Spielen.

In diesem Sommer wechselte Austin nun nach London zu QPR. Das Ziel ist für Trainer Harry Redknapp klar: "Er ist jung. Er ist hungrig und bereit für die Herausforderung, uns aus dieser Liga herauszuhelfen." Nicht umsonst ließ sich der Premier-League-Absteiger den Transfer etwa 4,7 Millionen Euro kosten.

Bei QPR soll Austin vor allem seinem Torriecher weiter unter Beweis stellen, denn eines ist er sicherlich nicht: Ein Vorlagengeber. In über 150 Spielen gab der Rechtsfuß keine 20 Vorlagen ab. Dafür macht er die Buden mit rechts, links oder dem Kopf.

Luca Marrone (23 Jahre, von Juventus Turin zu US Sassuolo)

Zweimaliger italienischer Meister, zweimaliger Supercupsieger, U-21-Vize-Europameister: Es gab sicher schon schlechtere Bewerbungsunterlagen für einen 23-Jährigen. Dabei hat Marrone ein einziges Problem: Er war zwar immer dabei, aber nie mittendrin.

Der defensive Mittelfeldspieler ging bereits mit acht Jahren seine ersten Schritte bei Juventus, kam aber letztlich nie über die Rolle des Reservisten heraus. Nachdem er 2009 in den Profikader berufen wurde, absolvierte er nur zwei Einsätze und wurde dann an Siena verliehen. Dort kam er immerhin auf 18 Spiele und schob sich langsam aber sicher auch in die italienischen U-Auswahlen.

Kurz vor Beginn der Ära von Antonio Conte in Turin sollte er erneut verliehen werden, doch der neue Coach blockierte den Transfer und wollte das Defensivjuwel unbedingt behalten. Doch es lief nicht so, wie es sich Conte und Marrone erhofft hatten.

Die Konkurrenz bei der Alten Dame war einfach zu groß, mehr als ein Bankplatz war nicht drin. Trotzdem rief Juventus diesen Sommer gegenüber dem FC Everton einen Preis von sieben Millionen Euro aus. Die Engländer sprangen ab.

Am Ende ging es zu Serie-A-Aufsteiger Sassuolo. Es war ein etwas komplizierter Transfer, bei dem Sassuolo 50 Prozent der Rechte an Marrone kaufte und gleichzeitig Juve die Transferrechte an Domenico Berardi vermachte. Im Norden Italiens hofft der passsichere Marrone nun, endgültig den Durchbruch zum Stammspieler zu schaffen.

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Haris Seferovic (21 Jahre, vom AC Florenz zu Real Sociedad)

Mit rechts, mit links, mit dem Kopf und per Elfmeter: Seferovic lieferte im ersten Spiel für Sociedad gleich die volle Palette an Toren. Gleich vier Stück gelangen ihm im Test gegen den spanischen Drittligisten Real Union Irun. Dabei lief der junge Schweizer nicht immer so selbstbewusst auf wie in dieser Partie.

Im Januar 2010 wechselte der Stürmer für 1,3 Millionen Euro von Grashoppers Zürich in die Jugendabteilung des AC Florenz, bereits zwei Transferperioden später ging es per Leihe zu Neuchatel Xamax, dann über Lecce nach Novara. Den Durchbruch schaffte er nie.

In den Nationalmannschaften der Schweiz lief es dagegen wie geschmiert: Seferovic traf jedes jedes zweite Spiel. Bereits in der U 17 gelang ihm 2009 der bisher größte Erfolg seiner Karriere, als er im Endspiel der WM gegen Nigeria das entscheidende 1:0 erzielte.

Als der Mittelstürmer auch nach der Saison 2012/2013 wieder verliehen werden sollte, zog er die Reißleine: "Ich will einfach in der ersten Liga spielen und Stammspieler sein", sagte er. Seferovic wechselte daraufhin von Florenz nach San Sebastian. Knapp drei Millionen Euro ließen sich die Basken den Transfer kosten und werden derzeit direkt für ihre Investitionen belohnt, denn der 21-Jährige hat einen Lauf.

Nachdem er sieben Tore in fünf Vorbereitungspartien markierte, traf er auch zum wichtigen 2:0 in der CL-Qualifikation in Lyon. Ohnehin war der Schweizer zusammen mit Carlos Vela der auffälligste Spieler in den letzten Partien der Nordspanier.

Auch bei der Nationalmannschaft passt es: Seferovic bewahrte die Mannschaft von Ottmar Hitzfeld mit seinem Tor zum 1:0 in der 90. Minute vor einer Blamage gegen Zypern.

Jairo (20 Jahre, von Racing Santander zum FC Sevilla)

Slask Wroclaw gegen den FC Sevilla, dieses Rückspiel war nicht gerade das spannendste der Europa-League-Qualifikation. Die Spanier hatten das Hinspiel bereits klar mit 4:1 für sich entschieden und machten auch eine Woche später den Klassenunterschied deutlich. Dennoch bot sich den Sevilla-Fans eine interessante Partie, da sie ihren Neuzugang Jairo in Topform beobachten konnten.

Nachdem dieser im Hinspiel noch blass blieb und nach 60 Minuten ausgewechselt wurde, zeigte der junge Spanier in Polen sein Können über die volle Spielzeit. Jairo bereitete zwei Treffer vor und schoss das 3:0 selbst. Dabei zeigte er, weshalb er eines der begehrtesten spanischen Transferziele dieses Sommers war: Schnelligkeit, Kreativität, Ballbehauptung auf engstem Raum und einen Riecher für Lücken in der Abwehr des Gegners.

Schon in Santander bestand ein Großteil der Angriffe daraus, einen langen Ball auf den U-20-Nationalspieler zu spielen, den dieser möglichst hinter der Abwehrkette des Gegners aufnahm. Nicht umsonst war er letzte Saison der Shootingstar der zweiten spanischen Liga.

Jairo konnte seinen Marktwert nahezu verdoppeln und erzielte mehr als ein Viertel der Tore seines Vereins. Daraufhin standen die Interessenten Schlange. Neben den beiden Vereinen aus Sevilla streckte auch der FC Barcelona seine Fühler nach dem Flügelspieler aus.

Allerdings kam das Angebot der Katalanen zu spät, denn Jairo hatte nur kurz zuvor einen Vertrag beim FC Sevilla unterschrieben. Dort ist der Konkurrenzkampf nicht minder groß: Mit Diego Perotti, Jose Antonio Reyes, Denis Cheryshev, Vitolo und Marko Marin duellieren sich gleich fünf große Namen mit dem quirligen Spanier um einen Stammplatz im 4-4-2-System.

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Rogelio Funes Mori (22 Jahre, von River Plate zu Benfica)

Eine Reality-Show, die 400 Fußballspieler begleitet und nach und nach aussortiert, bis die Besten schließlich einen Vertrag erhalten? So läuft es in den USA, dort wird die Sendung "Sueno MLS" seit 2007 regelmäßig ausgestrahlt. Der Gewinner der zweiten Auflage: Rogelio Gabriel Funes Mori. SPOX

Nachdem der Argentinier 2008 in der Jugend 40 Tore erzielte und im Finale der Talentshow überzeugte, erntete der Mittelstürmer die erste Aufmerksamkeit der Profiligen. Während das versprochene Vertragsangebot der MLS allerdings nie kam, lud Chelsea-Scout Jorge Alvial den jungen Funes Mori zum Probetraining nach London ein.

Ein Engagement bei den Blues kam jedoch nicht zustande. So startete Rogelio seine Profikarriere im Heimatland bei River Plate. Die Argentinier warfen ihn direkt ins kalte Wasser: Bei seinem ersten Startelfeinsatz ging es gleich ins Derby gegen die Boca Juniors - Funes Mori erzielte das Siegtor.

In dieser Zeit blickten auch europäischen Klubs auf den jungen Argentinier, ein Transfer klappte zunächst aber nicht. Während dieses Sommers schienen Genua und Leverkusen lange Zeit die Favoriten auf eine Verpflichtung zu sein, am Ende machte jedoch Benfica das Rennen. Für Funes Mori hat das Abenteuer Europa also endlich begonnen.

Matej Vydra (21 Jahre, von Udinese Calcio an West Bromwich Albion ausgeliehen)

Vydra wurde bereits Spieler des Jahres der englischen Championship und avancierte dazu zum Nationalspieler Tschechiens. Der stärkste Spieler der letzten Zweitligasaison in England wechselte nun allerdings nur auf Leihbasis, weil man in Udine schlichtweg nicht gewillt war, das Juwel dauerhaft abzugeben.

Nachdem Vydra bereits in der letzten Spielzeit nach England ausgeliehen war, bleibt der Stürmer nun auf der Insel und hüpft eine Liga nach oben. Bei WBA soll er Romelu Lukaku vergessen machen. Zwar wäre der Tscheche wie sein Berater erklärte auch an einem Wechsel in die Bundesliga zu Werder Bremen interessiert gewesen, doch am Ende folgte er dem Rat seines Ex-Trainers Gianfranco Zola.

Sein neuer Coach Steve Clarke ist äußerst angetan von Vydra: "Wir haben ihn die ganze letzte Saison beobachtet. Abgesehen von den exzellenten Scoutberichten kam auch aus Watford sehr gutes Feedback über Matej als Mensch und Fußballspieler."

In Watford markierte Vydra im abgelaufenen Jahr 22 Tore und legte neun weitere auf - daher reichte es für die Hornets auch in die Playoffs.

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