Der HSV versinkt nach dem Beben in der Vorstandsriege im Chaos. Aufsichtsratschef Marcell Jansen stehen turbulente Wochen bevor. Dabei geht es nicht nur um seine Zukunft. Denn es stellt sich auch die Frage, was aus dem 120-Millionen-Angebot von Investor Klaus-Michael Kühne wird?
Das Beben in der Vorstandsetage des Hamburger SV wirkt noch nach: Nach dem Rücktritt von Finanzvorstand Thomas Wüstefeld am späten Mittwochabend sind beim HSV nun alle Augen auf Marcell Jansen gerichtet.
Der Aufsichtsratsboss der AG und Präsident des Vereins muss jetzt schnell Lösungen finden, steht aber selbst massiv unter Druck.
Ja, beim Hamburger SV türmen sich die Probleme auf. Aber nein, an Rücktritt denkt der Vereinsboss nicht. "Ich werde mich nicht mit irgendetwas verheiraten - weil ich unabhängig bin. Und immer war und bleibe", sagte Jansen auf einer Krisen-PK am Donnerstag. Und meckerte: "Hier in Hamburg wird alles immer ein bisschen kritisch gesehen."
Jansen "kommt ins Straucheln" schrieb die Hamburger Morgenpost, jetzt "muss Jansen folgen" forderte das Abendblatt, und der kicker sah in der Krisen-PK im Zuge des Wüstefeld-Rücktritts einen "Auftritt der verpassten Chancen" des ehemaligen Nationalspielers.
Die wichtigsten Fragen lauten:
- Was wird aus dem 120-Millionen-Angebot von Milliardär Klaus-Michael Kühne?
- Was wird aus den auslaufenden Verträgen von Jonas Boldt, derzeit alleiniger Vorstand, und Trainer Tim Walter?
- Was wird aus der kostspieligen Stadionsanierung, um Spielort für die Heim-EM 2024 zu sein?
- Wer wird Nachfolger von Wüstefeld, der über all die Vorwürfe und Ungereimtheiten gestürzt ist?
HSV versinkt im Chaos: Marcell Jansen spielt auf Zeit
Jansen spielt auf Zeit. Man werde die "lange" Winterpause "nutzen, um die ersten Weichen zu stellen". Und er gibt sich gelassen: "Es wird gerade vergessen, was gut läuft."
Tatsächlich läuft es sportlich ja beim HSV, der Rest wird aber von all der Unruhe und den offenen Fragen überlagert. Vielleicht gibt es ja nach der Hauptversammlung der AG-Gesellschafter Ende November erste Antworten. Doch das Treffen ist pikant. Schließlich hält Wüstefeld noch rund fünf Prozent der Anteile, die er Kühne abgekauft hatte. Wegen des Kaufpreises kam es zum Bruch der beiden Manager.
gettyHSV: Marcell Jansen öffnet Kühne ein wenig die Tür
Der "Krach zwischen zwei Gesellschaftern und der Fakt, dass Herr Kühne einen Kopf gefordert hat, hat natürlich Einfluss auf den Aufsichtsrat genommen", sagte Jansen. Der 36-Jährige steht Kühnes Angebot - im Gegensatz zu Boldt - eher skeptisch gegenüber. Schließlich öffnet der Logistikunternehmer seinen Geldschrank nur unter gewissen Bedingungen - eine wurde durch den Rücktritt von Wüstefeld gewissermaßen "erfüllt".
Nun machte Jansen einen Schritt auf den bei den Fans umstrittenen Kühne zu. "Wenn er dem HSV helfen möchte, ohne 'Macht' zu fordern oder 'Ansprüche zu stellen'", sagte er, "dann wären wir ja bescheuert, wenn wir das nicht annehmen würden."
Der Logistikunternehmer hatte dem klammen HSV eine weitere, dringend benötigte Finanzspritze in Aussicht gestellt, knüpft sein Angebot aber an Bedingungen - unter anderem mehr Anteile und Mitspracherecht. Er habe kein Interesse daran, "Macht auszuüben", sagte Kühne, er biete "ausschließlich eine maßgebliche Unterstützung zur Herstellung gesunder finanzieller Verhältnisse an". Doch daran glauben in Hamburg längst nicht alle.
Die Spitzengruppe der 2. Bundesliga:
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Hamburger SV | 9 | 14:5 | 9 | 21 |
2. | Paderborn | 9 | 25:10 | 15 | 19 |
3. | Darmstadt 98 | 9 | 17:10 | 7 | 18 |
4. | Hannover 96 | 9 | 17:12 | 5 | 17 |
5. | Heidenheim | 9 | 14:7 | 7 | 16 |