Jürgen Klinsmann hat seinen überraschenden Rücktritt als Trainer von Hertha BSC mit einem Kompetenzgerangel gerechtfertigt, sich für die Art und Weise aber entschuldigt. Die sei "natürlich frag- und kritikwürdig", sagte Klinsmann in einem Facebook-Livechat am Mittwochabend.
"Wenn das der Fall war, dann möchte ich mich dafür entschuldigen. Ich hätte mir mehr Zeit lassen, mehr mit der Hertha-Führung reden und das Ganze nochmal aufarbeiten sollen. Dann wäre es gestern früh vielleicht nicht zu so dieser Aktion gekommen."
Klinsmann betonte jedoch, dass seine Entscheidung zum Rückzug "in den vergangenen Wochen" in ihm gereift sei. "Das Ganze hat mit Geld überhaupt nichts tun", sagte der frühere Welt- und Europameister: "Es ging um klare Kompetenzaufteilungen, und die haben wir nicht hinbekommen. Das betrifft in erster Linie mich und Michael Preetz."
Spiegel berichtet: Klinsmann kehrt nicht in Aufsichtsrat zurück
Er habe als Teammanager nach englischem Vorbild arbeiten wollen, deshalb sei es ihm auch "unglaublich aufgestoßen, dass der Manager noch da sitzt und seine Kommentare zu den Spielern oder den Schiedsrichtern gibt". Man habe sich "aufgerieben in vielen Nebenkriegsschauplätzen", sagte Klinsmann.
Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet, soll der frühere Bundestrainer gar keine Funktion mehr bei den Berlinern bekleiden. Am Donnerstag (11.30 Uhr) wollen sich Investor Lars Windhorst, Sport-Geschäftsführer Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer auf einer gemeinsamen Pressekonferenz äußern.
Klinsmann war im Zuge des Engagements von Windhorst als dessen Vertrauter in das Kontrollgremium gerückt, hatte sein Mandat aber ruhen lassen, als er am 27. November das Traineramt vom entlassenen Ante Covic übernommen hatte. Am Dienstag hatte der 55-Jährige dann völlig überraschend seinen Rücktritt erklärt und damit auch die Vereinsverantwortlichen überrascht.
Klinsmann begründete sein Vorgehen mit fehlenden "Kompetenzaufteilungen" zwischen ihm und Preetz. Grundsätzlich hatte er seine Bereitschaft erklärt, in den Aufsichtsrat zurückzukehren, überließ die Entscheidung aber den handelnden Personen.
Video-Chat mit Jürgen Klinsmann: Der Ticker zum Nachlesen
18.15 Uhr: Nanu? Klinsmann verliert noch ein paar warme Worte in Richtung Fans, bittet wegen seiner "Ecken und Kanten" um Verständnis und verabschiedet sich. Er hat in den knapp 15 Minuten keine einzige Frage der rund 12.000 Zuschauer beantwortet. Ein Q&A der denkwürdigen Sorte.
18.14 Uhr: Klinsmann spricht wieder von Europa und der Champions League. Es sei "überhaupt nicht größenwahnsinnig" von solchen Zielen zu sprechen. "Der Verein kann diese Ziele Schritt für Schritt erreichen. Mit den Spielern, die wir verpflichtet haben, und mit den Spielern, die noch kommen werden. Diese Ziele sind realistisch."
18.13 Uhr: Klinsmann beruhigt die Hertha-Fans. "Die Trainerposition ist das kleinste Problem. Der Verein bewegt sich in die richtige Richtung, wir können uns Schritt für Schritt entwickeln." Gleichzeitig schießt er gegen die Medien, die von einer nicht gültigen Trainerlizenz berichteten. "Diese Scheiße wurde erfunden."
Jürgen Klinsmann: "Ich bleibe Hertha-Fan"
18.12 Uhr: "Ich bleibe Hertha-Fan. Allein wegen meines Vaters zuliebe." Wie es mit ihm im Verein weitergeht, will Klinsmann nicht verraten. Das habe er nicht zu entscheiden.
18.11 Uhr: "Es wurde kein Geld verbrannt. Diese Anlagen waren und sind notwendig", sagt Klinsmann weiter zu den Transfers.
18.08 Uhr: Der Ex-Nationaltrainer wehrt sich gegen die Vorwürfe, er habe ein Chaos hinterlassen. "Die Mannschaft hat sich stabilisiert und sehr gut entwickelt." Außerdem lobt er die Transfers. "Das hat der Michael Preetz wirklich super gemacht und umgesetzt, das kann er wirklich gut. Wir haben Spieler gewinnen können, die eine enorme Bedeutung und einen enormen Wert für die Zukunft von Hertha BSC haben."
18.07 Uhr: Klinsmann spricht von "Nebenkriegsschauplätzen" und übt vor allem an Michael Preetz Kritik. "In Deutschland ist es normal, dass ein Manager mit auf der Bank sitzt. Ich kenne und schätze das englische Modell mehr. Diese Art der Arbeit hat mir unglaublich aufgestoßen, wenn der Manager auf der Bank sitzt und noch Kommentare zu den Spielern oder den Schiedsrichtern abgibt."
Jürgen Klinsmann: "Ich kann den Ärger verstehen"
18.05 Uhr: Klinsmann berichtet, dass er während des Trainingslagers in Florida den Hertha-Bossen kommuniziert habe, sich ein langfristiges Engagement in Berlin vorstellen zu können. "Wir haben es leider nicht geschafft, einen Vertrag zu machen und eine genaue Aufgabentrennung zu entwickeln. Geld war nie ein Thema. Es ging einfach um die Aufteilung einer klaren Kompetenz. "
18.02 Uhr: Klinsmann spricht wieder von einem "Himmelsfahrtkommando", spricht aber, dass er von Anfang an "vollen Enthusiasmus" an den Tag gelegt habe. "Wir haben eine tolle Mannschaft, das hat richtig Spaß gemacht. Ich habe ein Toptrainerteam zusammengestellt."
18.01 Uhr: "Ich kann den Ärger verstehen. Die Art und Weise war fragwürdig", sagt Klinsmann über seinen Rücktritt. "Ich möchte mich dafür entschuldigen, hätte mir vielleicht mehr Zeit lassen und mit der Hertha-Führung reden sollen. Dann wäre es vielleicht nicht zu dieser Aktion gekommen gestern. Aber diese Entscheidung hat sich über ein paar Wochen entwickelt."
Los geht's: "Wir sind drauf, wir sind live", sagt Klinsmann. Wir sind gespannt.
Vor Beginn: Herzlich willkommen zum Liveticker. Das Live-Video soll um 18 Uhr starten. Ab dann halten wir Euch in unserem Ticker auf dem Laufenden.
Jürgen Klinsmann verkündet Rücktritt auf Facebook
Die Rücktrittserklärung von Jürgen Klinsmann vom 11. Februar im Wortlaut:
Liebe Herthaner,
auf diesem Wege sage ich ein ganz herzliches Dankeschön an alle Spieler, Fans, Zuschauer, Betreuer und Mitarbeiter von Hertha BSC für die Unterstützung, die vielen Begegnungen und den Austausch in den vergangenen zehn Wochen. Diese Zeit war für mich überaus spannend und brachte viele interessante neue Einblicke. Der Klub und die Stadt sind mir noch stärker ans Herz gewachsen.
Ende November haben wir mit einem hochkompetenten Team dem Wunsch der Vereinsführung entsprochen und ihr in einer schwierigen Zeit geholfen. Wir waren in der relativ kurzen Zeit auf einem sehr guten Weg, haben auch dank der Unterstützung vieler Menschen trotz meist schwieriger Spiele inzwischen sechs Punkte Abstand zum Relegationsplatz. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Hertha das Ziel - den Klassenverbleib - schaffen wird.
Als Cheftrainer benötige ich allerdings für diese Aufgabe, die noch nicht erledigt ist, auch das Vertrauen der handelnden Personen. Gerade im Abstiegskampf sind Einheit, Zusammenhalt und Konzentration auf das Wesentliche die wichtigsten Elemente. Sind die nicht garantiert, kann ich mein Potenzial als Trainer nicht ausschöpfen und kann meiner Verantwortung somit auch nicht gerecht werden.
Deshalb bin ich nach langer Überlegung zum Schluss gekommen, mein Amt als Cheftrainer der Hertha zur Verfügung zu stellen und mich wieder auf meine ursprüngliche langfristig angelegte Aufgabe als Aufsichtsratsmitglied zurückzuziehen.
Die Anhänger, die Spieler und die Mitarbeiter sind mir in dieser Zeit natürlich ans Herz gewachsen und deshalb werde ich weiter mit der Hertha fiebern. Ich freue mich weiterhin auf viele Begegnungen in der Stadt oder im Stadion.
HaHoHe
Euer Jürgen