Niederlage im Kollektiv

Stefan Rommel
06. August 200922:32
Matthias Sammer ist enttäuscht über das Ergebnis im Abstellungsstreit bei der U 20Getty
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Die deutschen Profi-Vereine müssen ihre Spieler nicht für die U-20-WM in Ägypten abstellen. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen dem Deutschen Fußball-Bund, der Deutschen Fußball Liga und den Bundesliga-Managern der betroffenen Vereine. Der DFB wird von den Vereinen im Stich gelassen, hat sich aber auch recht naiv überrumpeln lassen, meint SPOX-Redakteur Stefan Rommel.

Kommentar"Da die Klubs in dieser wichtigen Phase der Saison ihre Spieler nicht abstellen, werden wir als Europameister in Ägypten leider nicht mit der Top-Besetzung antreten können. Angesichts unserer hohen Ansprüche ist dies eine ganz bittere Konstellation", erklärte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer.

Allein in diesen Sätzen ist die ganze Enttäuschung Sammers nur zu deutlich herauszuhören. Seit mehr als drei Jahren ist Sammer als DFB-Sportdirektor mit Herzblut unter anderem für den Jugendbereich verantwortlich. Mit großem Erfolg, wie die drei Europameistertitel der U 17, U 19 und der U 21 zeigen.

Jetzt musste der 41-Jährige aber innerhalb von wenigen Wochen zwei sehr empfindliche Niederlagen einstecken. Zunächst wurde ihm die U 21, der wichtigste Unterbau der A-Nationalmannschaft, quasi entrissen. Dafür ist Bundestrainer Jochim Löw verantwortlich.

Deutschen Talenten wird einmalige Chance verwehrt

Die U 20 als ältester Jahrgang rückte in Sammers persönlicher Wertigkeit dafür nach, die älteren sind nun mal die wichtigeren Jahrgänge. Und jetzt das: Es ist ein Novum in der Geschichte des DFB, dass sich die Vereine und damit in letzter und wichtigster Instanz die Spieler dem Verband verwehren.

Dabei ist das Turnier in Ägypten in der globalen Wahrnehmung deutlich höher einzustufen als eine Europameisterschaft. Die U-20-Weltmeisterschaft ist das Turnier schlechthin im Juniorenbereich, ein Schaufenster für Trainer, Manager und Scouts aus aller Welt.

Die Besten der Besten - unter anderem Diego Maradona, Javier Saviola, Giovane Elber, Leo Messi oder Kun Aguero - erblickten bei der U-20-WM das grelle Licht der Weltöffentlichkeit. Den deutschen Talenten wird diese einmalige Chance nun verwehrt. Und die treten immerhin als amtierender Europameister an...

Leidtragende: Fans, Spieler und der Fußball

Der DFB wird von den Vereinen, die selbstredend ihre eigenen Interessen vertreten müssen, im Stich gelassen. Aber der DFB hat sich auch recht naiv überrumpeln lassen. Wieso wurde erst sechs Wochen vor Turnierbeginn an den runden Tisch geladen?

Es scheint, als hätte der Verband das schwelende Problem immer weiter vor sich hergeschoben, ohne frühzeitig die entscheidenden Gespräche aufzunehmen. Der Zeitpunkt des Turniers stand schließlich schon seit einer gefühlten Ewigkeit fest, die Tatsache, dass es zu Konflikten kommen könnte, war bekannt.

Jetzt sucht der DFB die Schuld bei der FIFA. Damit macht er es sich aber zu leicht. Auch in anderen Verbänden werden Klubs ihre Spieler nicht abstellen. Jeder trägt ein wenig Mitschuld an der völlig verfahrenen Situation. Die Leidtragenden sind letztlich aber die Spieler, die Fans und der Fußball.

Teams müssen U-20-Spieler nicht freigeben