Luis Suarez hat Englands Hoffnungen auf den Einzug ins WM-Achtelfinale auf ein Minimum schrumpfen lassen. Der Stürmer des FC Liverpool schoss Uruguay am zweiten Spieltag der Gruppe D im Alleingang zu einem 2:1-Sieg.
Vor 62.575 Zuschauern in der Arena de Sao Paulo erzielte Suarez beide Tore für die Südamerikaner. Wayne Rooney sorgte mit seinem ersten WM-Treffer im zehnten Anlauf für den zwischenzeitlichen Ausgleich.
Während Uruguay nach der Auftaktniederlage gegen Costa Rica wieder vom Weiterkommen träumen darf, droht England das Aus schon nach der Vorrunde.
Reaktionen:
Luis Suarez (Uruguay): "Wir haben so gelitten und wurden so hart kritisiert in der Heimat nach dem Spiel gegen Costa Rica. Das war unsere Antwort. Ich kann es kaum fassen. Jetzt müssen wir den Sieg genießen, aber auch schon an Italien denken."
Roy Hodgson (Trainer England): "Wir sind sehr enttäuscht, wir wollten aus eigener Kraft das Achtelfinale erreichen. Jetzt müssen wir hoffen, dass Italien Costa Rica schlägt, damit wir noch eine Chance haben. Aber das kann es für England nicht sein."
Analyse: Costa Rica überrascht auch Italien
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Nach Uruguays 1:3-Fehlstart gegen Costa Rica ist jetzt Luis Suarez dran. Der Torschützenkönig der Premier League ersetzt Oldie Forlan. Doch das ist nicht die einzige Veränderung von Tabarez: Gimenez verteidigt innen für den verletzten Kapitän Lugano (Knieprobleme). Caceres übernimmt den Platz rechts in der Viererkette für Rotsünder Maxi Pereira. Links verteidigt Alvaro Pereira. Gonzalez kommt für Stuani ins recht Mittelfeld und Lodeiro ersetzt Gargano im Zentrum.
Hodgson tritt exakt mit der Elf an, mit der England 1:2 gegen Italien verlor.
4.: Erstmals zeigt sich Suarez: Feiner Doppelpass mit Lodeiro und seine Hereingabe kann Cahill gerade so zur Ecke klären.
10.: Nach Handspiel von Godin zirkelt Rooney den fälligen Freistoß vielleicht eine Handbreit am linken Winkel vorbei. Muslera kann nur zugucken.
15.: Fast das 1:0 für Uruguay. Ein übler Querschläger von Jagielka serviert Cristian Rodriguez den Ball. Der zieht sofort ab und setzt den Ball haarscharf drüber.
27.: Wieder Uruguay: Suarez zieht eine Ecke von rechts flach rein, Cavani nimmt direkt ab und zielt etwas zu hoch. Da haben die Engländer gepennt.
31.: Freistoß von links von Gerrard. Der Routinier zieht den Ball scharf auf die lange Ecke, Muslera taucht drunter weg, Rooney gewinnt das Duell gegen Caceres und köpft den Ball aus einem halben Meter an die Latte.
39., 1:0, Suarez: Da ist der Torjäger! Sensationelle Vorarbeit von Cavani, der eine Zauberflanke in den Strafraum streichelt, die Jagielka nicht erreicht, dafür aber von Suarez wunderschön gegen den Lauf von Hart ins linke Ecke geköpft wird.
41.: Da ist fast die prompte Antwort der Engländer, doch Muslera faustet Welbecks strammen Schuss aus der kurzen Ecke.
49.: Suarez, dieses Schlitzohr, zieht eine Ecke von links flach direkt aufs Tor, Hart kratzt den Ball mit Mühe von der Linie.
52.: Matchball für Uruguay: Lodeiro schickt Cavani in den Strafraum und der verzieht allein vor Hart den Schlenzer auf die lange Ecke.
54.: Rooney hat nach Flanke von Baines den Ausgleich auf dem Fuß, scheitert aus aussichtsreicher Position aber an Muslera.
68.: Ist das schon der Frust? Gerrard räumt Rodriguez heftig ab und sieht völlig verdient die Gelbe Karte.
75., 1:1, Rooney: Aus dem Nichts kommen die Engländer zum Ausgleich und Wayne Rooney gelingt nach Vorarbeit von Johnson das erste WM-Tor seiner Karriere!
85., 2:1, Suarez: Seit gefühlt einer halben Stunde hat Uruguay nicht mehr aufs Tor geschossen und dann reicht ein Abstoß von Muslera, um die Engländer auszuhebeln. Gerrard verlängert den Ball unglücklich im Mittelfeld und Suarez läuft allein auf Hart zu. Dann fackelt er nicht lange und hämmert den Ball am englischen Keeper vorbei ins Tor.
Fazit: Gemessen an den Chancen hätte England nicht verlieren müssen, doch insgesamt war die spielerische Leistung der Three Lions wieder zu dürftig. Klasseleute wie Suarez oder Cavani hat man nicht.
Der Star des Spiels: Luis Suarez (SPOX-Note 1) hat Uruguay wach geküsst. Körperlich mag er noch nicht bei 100 Prozent sein, doch allein seine Ideen und Überraschungsmomente machten den Halbfinalisten gleich um ein Vielfaches stärker. Große Klasse: Der Laufweg vor und der Kopfball zum 1:0. Überragend sein gnadenloser Hammer zum Sieg.
Der Flop des Spiels: Steven Gerrard (SPOX-Note 5) erlebte ein traumatisches Finale in der heimischen Premier League, sein Auftritt gegen Uruguay war zumindest sehr unglücklich. Verlor den Zweikampf vor dem 0:1 und leitete Musleras Abstoß vor dem 1:2 per Kopf auf Suarez weiter.
Der Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien) fuhr eine großzügige Linie und lag dabei meist richtig. Hätte aber gerade bei den Uruguayern bisweilen härter durchgreifen müssen. Godin muss in der 29. Minute nach seinem Ellbogeneinsatz gegen Sturridge zwingend Gelb-Rot sehen. Auch Caceres hätte eine Karte sehen müssen.
Das fiel auf:
- Uruguay im Unterschied zum lethargischen Auftritt gegen Costa Rica nicht wiederzuerkennen: Aggressives Anlaufen der Engländer schon tief in deren Hälfte und das Bemühen, bei Ballgewinn schnell umzuschalten.
- Überhaupt verlagerten die Südamerikaner das Geschehen weit nach vorn. Neben den nominellen Spitzen Cavani und Suarez postierte sich Lodeiro sehr weit vorn, genauso wie die Außen Rodriguez und Gonzalez. Rios gab den alleinigen Sechser.
- Das führte dazu, dass sich England häufig einer Übermacht an Hellblauen gegenübersah und keinen geordneten Spielaufbau zustande brachte.
- Überhaupt agierte die Doppelsechs Gerrard/Henderson zu statisch und zu weit zurückgezogen, wodurch die Verbindung zu den Offensiven nicht gegeben waren.
- Viel lief bei England wegen der Enge im Zentrum über die Außenverteidiger Baines und Johnson, die aber wenig Zählbares zustande brachten.
- Mit zunehmender Spielzeit griff England mehr und mehr zur Brechstange, weil Uruguay mit seiner enormen Laufbereitschaft und der Bissigkeit im Zweikampf ein spielerisches Durchkommen unmöglich machte. Flanken in den Strafraum oder Einzelaktionen waren das Stilmittel. So entstand auch der Ausgleich.