Manchester United gegen den FC Barcelona. Der Titelverteidiger trifft auf die Zauber-Fußballer aus Katalonien (20.15 Uhr im LIVE-TICKER und im Internet TV). Mit Spielern wie Lionel Messi, Samuel Eto'o oder Andres Iniesta gilt die Guardiola-Elf als offensivstärkste Mannschaft der Welt.
Dass sich United trotzdem Hoffnungen auf den zweiten Titel in der Champions League in Folge machen darf, liegt vor allem an der starken Defensive der Red Devils. SPOX erklärt, wie die Abwehrarbeit der Mannschaft von Trainer Sir Alex Ferguson funktioniert.
Die Defensivordnung
United spielt kein gnadenloses Pressing, sondern versetzt dem gegnerischen Spielaufbau eher immer wieder kleine Nadelstiche, indem nur einzelne Akteure attackieren und der Rest des Teams gleichzeitig einige Meter nach vorne schiebt.
In der Defensivarbeit sind bei Manchester zehn Mann ganz aktiv beteiligt, lediglich die einzige nominelle Spitze hat nicht die Anweisung, bei gegnerischem Ballbesitz sofort hinter den Ball zu kommen. Alle anderen Akteure grundsätzlich schon (siehe Bild 2).
Dadurch wird der Raum vor dem eigenen Tor unheimlich eng gemacht. Die Abwehr-Viererkette steht - wenn der Gegner den Ball über die Mittellinie treibt - nur etwa 30 Meter vor dem eigenen Gehäuse und rückt Stück für Stück nach hinten, je näher der Ball kommt.
Fünferkette mit Rooney: Davor agiert im Idealfall eine weitere Viererreihe (mindestens aber zwei bis drei Mann), die fast immer nur seitlich verschiebt, sich also nicht herauslocken lässt und damit keine Lücke innerhalb und zwischen den beiden Abwehrlinien zulässt (siehe Bild 4). Für gegnerische schnelle, direkte Kombinationen ist somit kein Platz. Vielmehr muss der Gegner das Tempo aus dem Spiel nehmen. Die Folge: Viel Quergeschiebe, das weitaus einfacher zu kontrollieren ist.
Wird der Druck auf die eigene Deckung besonders groß, wird aus der Viererkette in der Abwehr sogar eine Fünferkette. Rooney, gegen Barca vielleicht auch Park, lässt sich dann auf die linke Abwehrseite zurückfallen, macht die Außenbahn zu und verringert dadurch die Abstände zwischen Evra, Ferdinand (Evans), Vidic und O'Shea auf wenige Meter (siehe Bild 7).
Der Pass in eine Schnittstelle dieser Kette wird für die angreifende Mannschaft dadurch ungleich schwieriger, das Eins-gegen-Eins für den Stürmer eine unangenehme Aufgabe, weil immer schon ein weiterer Gegenspieler zur Stelle ist, wenn man einen mal ausgedribbelt hat. Vor allem Messi wird das zu spüren bekommen.
Teil 2: Die Abwehr-IdeeTeil 3: Die Doppelsechs
Die Abwehr-Idee
"Gegen den Ball arbeiten", heißt es im modernen Fußball gerne. United kümmert sich darum relativ wenig. Zwar attackieren die Red Devils den ballführenden Spieler natürlich auch, der Grund, warum die Ferguson-Elf eine der besten Defensiven in Europa hat, ist allerdings ein anderer.
United verteidigt sein Tor nicht, indem es versucht, den Gegner möglichst weit davon entfernt zu halten. Manchester lässt die Kontrahenten vielmehr kommen, macht die Räume aber Meter für Meter ein bisschen enger, raubt dem Gegner damit den Platz für den finalen Pass und schlägt bei Ballgewinn dann seinerseits zu und leitet den schnellen Gegenangriff ein.
Die beiden Innenverteidiger - gegen Barca Vidic und Ferdinand (oder Evans) - sind zusammen mit den beiden Sechsern die zentralen Stützen dieser Verteidigungsstrategie. Einer der beiden kümmert sich direkt um den Mittelstürmer des Gegners, lässt sich aber maximal zehn Meter aus der Abwehrreihe locken. Der andere setzt sich immer ein, zwei Meter ab und verschafft sich somit etwas Puffer (siehe Bild 7). Beide spielen nur äußerst selten Foul.
Kein Platz für den Steilpass: Je weiter sich der Gegner mit dem Ball in die United-Hälfte vorarbeitet, desto weiter weichen die Innenverteidiger und damit die gesamte Abwehrkette zurück. Vidic und Co. stehen dann extrem nah am eigenen Tor, teilweise sogar an der eigenen Strafraumgrenze und nehmen dem Gegner, der sich so im United-Netzwerk festläuft, die Tiefe für sein Spiel (Bild 1 bis 3).
Für einen Steilpass ins Zentrum ist dadurch eigentlich kein Platz, da der bestehende Raum unheimlich gering ist und zudem von Keeper Edwin van der Sar relativ einfach zu kontrollieren ist. Und auch ein Diagonalball auf die Außen gestaltet sich, dadurch dass die Abwehrreihe so tief steht, als äußerst schwierig und häufig auch unnütz. Denn was bringt der Ball auf Außen, wenn man nicht in den Rücken der Abwehr kommt.
Bleibt häufig also nur der Schuss aus der zweiten Reihe oder eine Flanke aus dem Halbfeld. Gegen die Kopfballspezialisten Ferdinand, Vidic und O'Shea sowie Keeper van der Sar kein besonders erfolgversprechendes Mittel.
Teil 1: Die DefensivordnungTeil 3: Die Doppelsechs
Die Doppelsechs
United spielt mit zwei zentralen defensiven Mittelfeldspielern vor der Abwehr. Gegen Barca werden das Michael Carrick und voraussichtlich Anderson sein (Fletcher ist gesperrt). Mindestens einer von beiden hält immer die Mitte, gibt somit die gefährlichste Zone vor dem eigenen Tor nicht frei.
In der Regel ist das Carrick. Er ist der Stratege, der meist auch die Kommandos an die anderen Mittelfeldspieler und Angreifer gibt: Wann wird attackiert, wohin wird verschoben.
Die Jungs vom Maschinenraum: Raphael Honigstein über Carrick und Co.
Während Carrick meist das Zentrum besetzt, hat sein Nebenmann defensiv zwei Aufgaben: Ist der Gegner in der United-Hälfte in Ballbesitz, verstärkt der zweite Sechser die Mitte, baut zusammen mit Carrick so rund fünf bis zehn Meter vor der Innenverteidigung eine erste Verteidigungslinie (siehe Defensivordnung) auf und verschiebt immer seitwärts zum Ball hin (Bild 1+2).
Die Jagd nach dem Ball: Hat der Gegner die Kugel auf Höhe der Mittellinie oder in deren Hälfte, geht Carricks Nebenmann auf Jagd nach dem Ball. Heißt: Er attackiert den agierenden Spieler frühzeitig, wenn es geht bereits ei der Ballannahme, gerne schon in dessen Hälfte (Bild 4 bis 7).
Der Rest des Teams schiebt dementsprechend im Block mit nach vorne, sodass alle potenziellen Anspielstationen bei Bedarf sofort unter Druck gesetzt werden können. Hat der zweite Sechser keinen Zugriff mehr auf den Ball, geht's in hohem Tempo zurück an die Seite von Carrick zum Verteidigen.
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