Borussia Dortmund gewinnt das brisante Pokalspiel gegen den kommenden BVB-Trainer Marco Rose und Borussia Mönchengladbach. Bei den Fohlen könnte das Worst-Case-Szenario noch gravierender werden. Dortmund feiert unter Edin Terzic dagegen den nächsten Sieg des Willens.
Marco Rose: Der Druck wird immer größer
Drei Wettbewerbe, vier Spiele, vier Niederlagen - seit bekannt ist, dass Marco Rose die Borussia aus Mönchengladbach verlassen und zu jener nach Dortmund wechseln wird, hat seine Mannschaft jede Begegnung verloren. Die einzelnen Partien sollten dabei freilich differenziert betrachtet werden: Beispielsweise traf man in der Champions League gegen Manchester City auf Europas Team der Stunde, bei starken Leipzigern hätte Gladbach um ein paar Sekunden einen Punkt mitgenommen.
Dennoch bleibt gerade nach dem Aus im Pokal unausweichlich, den Fohlen eine handfeste Krise zu attestieren - und am Wochenende kommt mit Bayer Leverkusen eine Mannschaft, die sich ähnlich wie die Borussia im freien Fall befindet. Der Druck auf Rose wird somit immer größer, die ob seiner Entscheidung ohnehin aufgebrachten Fans werden aufgebrachter, das Umfeld unruhiger.
"Die Situation fordert mich, das geht nicht spurlos an mir vorbei", gab Rose bei Sky erstmals in dieser Deutlichkeit zu. "Ich kann der Mannschaft nur ein Kompliment machen. Sie hatte viel Überzeugung. Trotzdem müssen wir darüber reden, warum wir momentan keine Ergebnisse bekommen", sagte Rose.
Die Lösung liegt vermeintlich nahe: Roses Team scheint offensichtlich mit der Gesamtsituation nur schwer klarzukommen. Manager Max Eberl hatte die Mannschaft in die Pflicht genommen, als er auf der Pressekonferenz zu Roses Abgang seinen Trainer gänzlich aus der Schusslinie schob. Dies war gewiss aller Ehren wert, doch Wirkung hat dies bei Gladbachs Spielern bislang nicht gezeigt.
"Ich sehe den Grund nicht, warum es nicht funktionieren soll", sagte Eberl vor dem BVB-Spiel und schloss eine vorzeitige Trennung auch bei Pleiten gegen Dortmund und Leverkusen aus. Auch das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft sei in Ordnung, so Eberl: "Da gibt es nullkommanull Probleme. Das spüre ich, das ist das Entscheidende. Es funktioniert." Der Manager bemängelte die fehlenden Ergebnisse, begründete diese jedoch auch mit dem "komplizierten Spielplan".
Dieser hat den Gladbachern in den vergangenen vier Spielen ein Worst-Case-Szenario beschert, das sich in den kommenden Wochen weiter verselbständigen und gravierender werden könnte, sollte nicht bald der Umschwung gelingen. Momentan hat es ein wenig den Anschein, als sei Gladbachs Saison durch das bevorstehende CL-Aus und den Vier-Punkte-Abstand zu den Europacuprängen in der Liga bereits vorüber.
Auch bei seinem kommendem Arbeitgeber BVB dürfte man angesichts der vielen hitzigen Diskussionen um die Personalie Rose nicht erfreut über den Gladbacher Ist-Zustand sein.
Gladbach: Die kommenden Spiele
Termin | Wettbewerb | Gegner | Heim/Auswärts |
06.03.2021 | Bundesliga | Bayer Leverkusen | H |
12.03.2021 | Bundesliga | FC Augsburg | A |
16.03.2021 | Champions League | Manchester City | A |
20.03.2021 | Bundesliga | FC Schalke 04 | A |
BVB feiert unter Terzic nächsten Big-Point-Sieg des Willens
Es wäre Edin Terzic zu wünschen, wenn er am Dienstagabend die finalen Fragen zu seiner Zukunft und Marco Rose beantworten musste. Das wird natürlich ein Wunsch bleiben, schließlich fehlt dazu immer noch die entscheidende Erkenntnis: In welcher konkreten Rolle wird Terzic ab Sommer unter Rose arbeiten, wird er ein Teil des Trainerteams?
"Es geht darum, dass ich mein Bestmögliches geben werde, um der Mannschaft und dem Trainerteam zu helfen. Und welchen Titel ich da habe - das ist mir vollkommen egal", sagte Terzic dazu. Diese Demut ehrt den Interimstrainer, man nimmt Terzic das BVB-Gen gänzlich ab.
Mit nun vier Siegen in Folge hat er Dortmunds längste Siegesserie der aktuellen Saison eingestellt, bereits in der Hinrunde waren Erfolge gegen Schalke und Bielefeld dabei. Diese beiden Gegner sollten jedoch verdeutlichen, dass der zweifelsfreie Aufschwung der Borussia weiter mit Vorsicht zu genießen ist - dafür war der BVB in den vergangenen Monaten schließlich viel zu wankelmütig.
Die Siege in Sevilla und jetzt Gladbach sind aber eindeutige Big Points und haben inklusive der beiden klaren Angelegenheiten gegen S04 und die Arminia gezeigt: Terzics Team gelingt es nun immer besser, die Basiselemente des Spiels - Kampf, Leidenschaft, Energie, Zweikampfstärke - mit den individuellen Qualitäten der Einzelspieler zu vereinen. Und zwar in der richtigen Reihenfolge: erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Die Mannschaft sei mittlerweile bereit zu leiden, sagte der bärenstarke Mats Hummels nach dem Sieg gegen die Fohlen. "Seit Sevilla ist eine ganz andere Energie auf dem Platz", bestätigte auch Kapitän Marco Reus nach seinem 300. Pflichtspiel für den BVB.
In Gladbach war es ein weiterer Sieg des Willens, Dortmund nahm den Kampf an und verteidigte mit viel Elan. Das entsprach in der Vergangenheit nicht immer dem Charakter des Teams, das zuletzt zudem dreimal in Folge ohne Gegentor blieb. All dies sind Terzics Verdienste. "Er macht das seit Tag eins hervorragend: mit Feuer und seinem inhaltlichen Wissen", lobte Hummels den Coach.
Terzic und der BVB sind somit noch zwei Siege vom ersten Titel seit vier Jahren entfernt. Gewinnt Dortmund den Pokal und rückt den Titel-Trainer anschließend in die zweite Reihe, es wäre ein einmaliger Vorgang in der Bundesliga. Brisant noch dazu, Terzic stünde ein weiteres immer gleiches Fragen-Feuerwerk bevor. Doch für dieses Szenario ist es derzeit freilich noch viel zu früh.
BVB: Die kommenden Spiele
Termin | Wettbewerb | Gegner | Heim/Auswärts |
06.03.2021 | Bundesliga | FC Bayern | A |
09.03.2021 | Champions League | FC Sevilla | H |
13.03.2021 | Bundesliga | Hertha BSC | H |
20.03.2021 | Bundesliga | 1. FC Köln | A |
BVB-Keeper Marwin Hitz zahlt Terzics Vertrauen zurück
Man kann ja trefflich darüber streiten, ob der Ersatztorhüter auch in einem brisanten K.o.-Spiel, bei dem es um den Einzug ins Halbfinale geht, im Tor stehen oder man genau dann nicht lieber dem wettkampferprobten Stammtorwart vertrauen sollte. Gladbach-Trainer Rose blieb konsequent, er legte sich vor der Saison auf Tobias Sippel statt Yann Sommer als Pokal-Keeper fest. An Sippel lag das Aus gewiss nicht, bei Erling Haalands Chance in der 83. Minute hielt er sein Team stark im Spiel.
Auch in Dortmund gab es zuletzt immer einen Pokal-Torwart, doch der steht nun auch in den anderen Wettbewerben im Kasten: Marwin Hitz hütet seit sieben Pflichtspielen das Tor des BVB. Der Schweizer profitierte dabei von der Schulterverletzung seines Landsmanns Roman Bürki, der bei der 2:4-Niederlage in Gladbach in der Liga letztmals zwischen den Pfosten stand.
Den einstigen Automatismus, wonach Bürki spielt, solange er fit ist, hat Terzic nun außer Kraft gesetzt. Der Trainer begründete dies wie folgt: "Wir wollen eine Leistungskultur schaffen und gute Leistung belohnen. Marwin ist jetzt gut im Rhythmus und hat es die letzten Spiele gut gemacht. Er hat uns im Spiel gehalten, sowohl in Sevilla als auch in der 51. Minute gegen Schalke mit zwei guten Szenen."
In Freiburg und Hoffenheim patzte Hitz noch, doch das tat Bürki zuvor in Leverkusen und gegen Gladbach auch. "Das werde ich definitiv nicht machen, dass ich mich jetzt festlege, was bis Ende Mai stattfinden wird", sagte Terzic zur neuen Rangfolge. Einem Bericht der Funke Mediengruppe zufolge soll sich der Coach nun aber doch für Hitz als Keeper bis Saisonende entschieden haben.
Für Bürki wäre dies ein schwerer Schlag. Schon jetzt bedeutet die Degradierung die größte Krise des Keepers, seit er 2015 nach Dortmund wechselte. Vielleicht zusammen mit einer schwachen Phase im Herbst 2017. Damals sprach der BVB Bürki das Vertrauen aus und verlängerte seinen Vertrag in den Tagen der größten Kritik überraschend.
Das wird jedoch kein weiteres Mal passieren - erst im Juni unterschrieb Bürki ein neues und bis 2023 gültiges Arbeitspapier. Der meinungsstarke Schweizer wird an seiner aktuellen Situation reichlich zu knabbern haben...
BVB-Außenverteidiger: Morey im Rhythmus, Schulz überzeugt
Mateu Morey hat gegen Gladbach sein drittes Spiel in Serie von Beginn an gespielt. Das war ihm in seinen beiden Saisons beim BVB nur ein weiteres Mal vergönnt: rund um die Entlassung von Lucien Favre im Dezember.
Enttäuschen tut der quirlige Spanier selten, man merkt ihm mittlerweile auch den lange aufgrund von Verletzungen fehlenden Spielrhythmus und die Wettkampfhärte an. Zwar scheut er in Ballbesitz meist das Risiko, doch das Zutrauen in seine Aktionen wächst stetig. Gegen den Ball arbeitet Morey mit viel Biss und Willen, sein Stellungsspiel und die grundsätzliche Stabilität im Zweikampf kann er noch verbessern.
Der Rechtsverteidiger, der in Gladbach seinen 21. Geburtstag feierte, hat sich als Alternative zum zuletzt verletzten Thomas Meunier etabliert. Beide haben noch genug Luft nach oben, die Lage auf dieser Position war zwischenzeitlich aber schon einmal bedenklicher.
In einer bedenklichen Lage befindet sich auch Nico Schulz, eigentlich seit er 2019 zur Borussia kam. Bei ihm ist nach seinen vielen kleinen Rückschlägen die wichtigste Nachricht, dass er seit November verletzungsfrei ist. Zahlreiche Kadernominierungen und drei Startelfeinsätze stehen für ihn seitdem zu Buche. Wobei seine Einwechslung gegen Gladbach in der 5. Minute für den am Muskel lädierten Raphael Guerreiro - übrigens der früheste Wechsel in der Pokal-Historie des BVB - im Grunde ja auch beinahe ein Spiel von Beginn an war.
Und Schulz überzeugte dabei. Er fing Bälle ab, attackierte aggressiv und nahm Jonas Hofmanns Stärken aus dem Spiel. Dazu kam Schulz mit 90 Prozent sogar auf die beste Passquote aller Spieler auf dem Feld.
Die Offensivaktionen des Linksverteidigers hielten sich zwar ähnlich wie bei Morey in Grenzen, doch eine ganz wichtige war dabei und Grundstein für das Siegtor: Schulz eroberte im Strafraum nach einer Gladbacher Ecke stark den Ball, schaltete schnell um und bediente Haaland - zwei Pässe später rannte Jadon Sancho allein aufs Tor zu.
Der Auftritt am Niederrhein belegte: Sollte Guerreiro länger ausfallen, Schulz wäre bereit und wie sich zeigte auch Terzics erste Alternative auf dieser Position.