"100 Prozent die richtige Entscheidung"

Andreas Lehner
10. Dezember 200720:03
SPOXGetty
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München - Kaum einem Spieler haftet das Stigma des ewigen Talents so an, wie Roque Santa Cruz. Mit 17 Jahren als Hoffnungsträger nach München gekommen, mit 26 als gescheitert gebrandmarkt und nach England verkauft. Dazwischen acht Jahre voller Verletzungen und Missverständnisse.

Seit dem Sommer spielt der paraguayische Nationalstürmer nun bei den Blackburn Rovers in der Premier League und hat dort sofort Fuß gefasst. Im SPOX-Interview spricht Santa Cruz über seine neue Heimat, den FC Bayern und warum ihm ein Kartenspiel ganz besonders fehlt.

SPOX.com: Hallo Herr Santa Cruz, haben Sie sich in Ihrer neuen Heimat schon gut eingelebt?

Roque Santa Cruz: Ja, mir geht es gut, danke. Ich wohne im Moment in Manchester und ich fühle mich auch schon richtig heimisch. Die Leute sind sehr nett hier.

SPOX: Sie haben in den ersten 13 Spielen vier Tore gemacht und vier Assists gegeben. Sind Sie selbst erstaunt, wie schnell das ging?

Santa Cruz: Ich war wirklich gespannt, was mich erwartet, da der Transfer relativ kurzfristig über die Bühne ging. Aber ich habe von Anfang ein gutes Gefühl gehabt. Im Umgang mit meinen Mitspielern, dem Trainer und den Fans passt alles. Ich bin sehr glücklich, dass ich hier bin.

SPOX: Sie haben acht Jahre bei den Bayern gespielt. Bereuen Sie es, den Verein verlassen zu haben?

Santa Cruz: Nein. Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, Bayern zu verlassen. Vielleicht hätte ich sogar schon früher wechseln sollen. Das kann ich jetzt aber nicht mehr ändern.

SPOX: Verfolgen Sie die Spiele Ihres Ex-Klubs überhaupt noch?

Santa Cruz: Ja, ich habe mir ein paar Spiele angeschaut. Mit den Neuzugängen haben sie eine richtig starke Truppe. Ze Roberto und Franck Ribery sind äußergewöhnliche Individualisten. Da sieht Fußball dann oft sehr einfach aus. Als Stürmer wünscht man sich natürlich solche Mittelfeldspieler.

SPOX: Lukas Podolski ist in einer ähnlichen Position wie sie in den letzten Jahren. Würden Sie ihm raten, den Verein zu verlassen?

Santa Cruz: Das muss er selbst wissen. Es hängt davon ob, man noch das Gefühl hat, für den Verein wichtig zu sein. Wenn er das Gefühl hat, muss er bleiben. Wenn nicht, ist es Zeit, sich eine neue Umgebung zu suchen. Aber er ist noch jung und kann noch viel lernen bei Bayern. Er ist ein super Stürmer und hat großes Potenzial.

SPOX: Sie haben acht Jahre in München gelebt, vermissen Sie die Stadt?

Santa Cruz: Ich vermisse vor allem meine Freunde aus München. Die Stadt an sich ist zwar schön, fehlt mir aber nicht so sehr.

SPOX: Sie haben bei den Bayern gerne Karten gespielt. Hasan Salihamdzic, der jetzt in Turin spielt, hat neulich gesagt, er vermisse die Schafkopf-Runden am meisten.

Santa Cruz: Ich spiele wirklich sehr gern Karten. Deshalb vermisse ich diese Momente, als wir bei Bayern Schafkopf gespielt haben, doch sehr.

SPOX: Sie stehen im Moment mit Blackburn im Mittelfeld der Tabelle. Was ist in dieser Saison noch drin?

Santa Cruz: Ziel ist es natürlich unter die ersten Sieben zu kommen, und wieder den UEFA-Cup zu erreichen.

SPOX: Es heißt, die Premier League ist die beste Liga der Welt. Können Sie den Unterschied zur Bundesliga beschreiben?

Santa Cruz: Der größte Unterschied liegt in der Geschwindigkeit. Der Fußball in England ist viel schneller, es geht sofort nach vorne und im nächsten Moment muss man schon wieder nach hinten arbeiten. Das Spiel in Deutschland ist auch mehr von der Taktik geprägt. Deshalb ist der englische Fußball auch für die Zuschauer attraktiver.

SPOX: Ihr neuer Coach Mark Hughes hat auch bei den Bayern gespielt. Haben Sie schon mal mit ihm darüber gesprochen?

Santa Cruz: Ja, wir haben mal kurz darüber geredet. Er war ja nur sechs Monate dort, als Leihgabe des FC Barcelona. Das war für ihn zu kurz, um sich zu integrieren und die Sprache zu lernen.

SPOX: Was ist er für ein Typ als Trainer?

Santa Cruz: Er ist ein super Trainer. Er ist ein richtiger Kämpfer, will jedes Spiel gewinnen und gibt uns das Gefühl, dass er an uns glaubt.

SPOX: Blackburn gehört nicht zu den Spitzenmannschaften in England. Sehen Sie die Rovers als Sprungbrett, um wieder zu einem europäischen Spitzenklub zu wechseln?

Santa Cruz: Wir haben eine gute Mannschaft, aber können aufgrund der finanziellen Möglichkeiten nicht mit den großen Teams mithalten. Als Spieler hat man Ziele und natürlich will ich wieder in einer Top-Mannschaft und in der Champions-League spielen. Ich möchte aber schon in England bleiben.