Hauen und Stechen um Europa

Von Adrian Franke
02. April 201520:26
Sowohl Inter als auch der AC Milan hinken den eigenen Ansprüchen weit hinterhergetty
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Die Serie A geht in die heiße Phase, das obere und das untere Ende haben dabei wenig Spannung parat: Sowohl Juves Titelverteidigung, als auch Parmas Abstieg sind so gut wie besiegelt. Packend dürfte es allerdings dazwischen werden. Der SPOX-Check der Serie A.

Das Meisterschaftsrennen: Kurz zusammengefasst: Es sind deutsche Verhältnisse in der Serie A. Nur noch wenige Wochen stehen zwischen Juventus Turin und der erfolgreichen Titelverteidigung, 14 Punkte Vorsprung hat die Alte Dame inzwischen auf die Roma. Der vorläufige Ausfall von Paul Pogba, der sich am Oberschenkel verletzt hat und womöglich bis in den Mai fehlen wird, tut Juve zwar weh, sollte in der Liga aber kaum Gewicht haben - zu dominant ist Turin in der heimischen Serie A.

Nur ein einziges Ligaspiel hat Juventus in der laufenden Saison verloren und dabei zuletzt auch Effizienz bewiesen: In den vergangenen fünf Spielen gab es drei 1:0- sowie einen 2:1-Sieg. Darüber hinaus kehrt Andrea Pirlo wohl am Wochenende zurück. Gleichzeitig kann und wird es sich Juve im Saison-Schlussspurt leisten, Spieler zu schonen und Ressourcen auf das Champions-League-Viertelfinale gegen Monaco (14.4./22.4.) sowie möglicherweise danach das Halbfinale zu fokussieren. SPOX

Fast wie eine Drohung wirkte es da, als Geschäftsführer Beppe Marotta in der Vorwoche im Corriere della Sera ankündigte: "Wir wollen uns noch steigern und uns in der nächsten Saison nochmals verbessern. Ich werde keine Namen nennen, aber die Spieler die wir schon haben, geben uns gewisse Sicherheiten. Spieler wollen jetzt zu uns kommen."

Verfolger Rom hielt in der Hinrunde Schritt und die direkten Duelle gegen Juventus (2:3, 1:1) waren enge, packende Partien. Doch insgesamt war der Leistungsabfall in der Rückrunde schlicht zu groß. Die Roma hat seit Mitte Januar in elf Ligaspielen acht (!) Mal Unentschieden gespielt und nur zwei Partien gewonnen. Der Blick geht so längst nach hinten, wo Stadtrivale Lazio ran gerückt ist. Das Restprogramm hat es zudem in sich: Die Roma muss noch gegen Napoli, Inter, Genua, Milan und Lazio ran.

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Seite 3: Der Abstiegskampf

Das Duell um Europa: Ein ganzer Punkt trennt die Roma noch vom Dritten Lazio, fünf Zähler sind es auf Sampdoria, sechs auf Napoli. Kurzum: Nach dem Meisterschafts-Kampf in der Hinrunde steht für die Giallorossi im letzten Saisonviertel der Kampf um Europa auf dem Plan. Am Selbstvertrauen hat der Negativlauf im neuen Jahr aber ganz offensichtlich nicht genagt.

"Die Fans lieben natürlich die Rivalität mit Lazio. Aber wir haben ein starkes Team und wenn wir nur auf uns schauen, bin ich mir sicher, dass es keinen Kampf um den zweiten Platz geben wird", stellte Abwehrmann Davide Astori unter der Woche auf der Team-Website klar.

Immerhin: Genau wie die Roma hat auch Lazio noch ein brutales Restprogramm, unter anderem warten Juve, Inter, Sampdoria, Napoli und der AS Rom selbst.

Doch im Gegensatz zum Stadtrivalen stimmt bei Lazio der Trend, die Römer haben ihre letzten sechs Spiele allesamt gewonnen. "Lazio war seit langem nicht in der Champions League, und jetzt haben wir die Chance darauf", brachte es Mittelfeldmann Felipe Anderson in der Globoesporte auf den Punkt: "Das Team ist motiviert und wir geben unser Bestes. Ich bin nur auf dieses Ziel fokussiert."

Während auch Lazio durch das noch anstehende Stadtderby sein CL-Schicksal in der eigenen Hand hat, kämpfen dahinter mehrere Teams um die Plätze. Sampdoria (vier Punkte hinter Lazio), Napoli (5) und Florenz (6) schielen noch auf den CL-Quali-Rang, gleichzeitig machen die drei Teams wohl auch die beiden EL-Plätze unter sich aus. Besonders packend: Jedes der drei Teams trifft noch auf die beiden anderen. Spannung ist hier also garantiert, vor allem Napoli muss nach nur einem Sieg in den letzten sechs Spielen schnell den Trend stoppen.

Torino, Milan und Inter haben derweil bei acht, neun, beziehungsweise zehn Punkten Rückstand auf den Fünften Neapel nur noch theoretische Chancen auf die Bühne Europa. Milan-Abwehrmann Philippe Mexes mahnte trotzdem: "Wir müssen alles versuchen, um die Europa League noch zu erreichen. Wir wissen, dass es schwer wird, aber wir repräsentieren Milan und das ist eine große Verantwortung."

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Der Abstiegskampf: Für den FC Parma kommt jede Hilfe zu spät, das Schlusslicht liegt schon jetzt 17 Punkte hinter dem rettenden Ufer und wartet seit Anfang Januar auf einen Sieg. Vor allem aber belasten den Traditionsklub Schulden in Höhe von 218 Millionen Euro, der Klub steht vor dem finanziellen Kollaps und der Absturz in die Drittklassigkeit droht. Ein Insolvenz-Verwalter ist bereits eingeschaltet, für Parma ist das letzte Saisonviertel eine Abschiedstour aus dem Oberhaus - und das für womöglich lange Zeit.

Spannender ist es aber davor, Aufsteiger Cesena sowie Cagliari liegen punktgleich fünf Zähler hinter Bergamo, das aktuell noch über dem Strich steht. Die drei Teams werden mutmaßlich die zwei neben Parma verbleibenden Abstiegsplätze unter sich ausmachen, es sei denn Sassuolo, Chievo Verona oder Hellas Verona (je sechs Punkte vor Bergamo) brechen im Schlussspurt noch ein. SPOX

Was den Spielplan angeht hat es Cagliari wohl am schwersten erwischt, in den kommenden sieben Spielen warten unter anderem Lazio, Napoli, Florenz und Juve. Die Ausgangslage vor den letzten drei Spielen könnte also schon eine aussichtslose sein. Bergamo dagegen hat sein Schicksal in der eigenen Hand, an wirklich schweren Brocken warten nur noch Lazio und die Roma.

Erledigt Atalanta seine Pflicht, müssen Cagliari und Cesena runter und das Team von Trainer Edoardo Reja, der Anfang März für den entlassenen Stefano Colantuono übernommen hatte, ist seit drei Spielen ungeschlagen. Bergamo scheint im richtigen Moment die Notbremse gezogen zu haben, wenngleich Reja in der Vorwoche forderte: "Wir müssen so schnell wie möglich gewinnen."

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