Zwei Härtefälle und die Leitwölfe

SPOX
08. Januar 201512:28
Kölns Patrick Helmes fällt seit einem halben Jahr mit einem Knorpelschaden ausgetty
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Die Vorbereitung auf die Rückrunde ist angelaufen. In jedem Kader findet man Spieler, für die das zweite halbe Jahr der Saison aus unterschiedlichen Gründen entscheidenden Charakter haben wird. Nach Teil eins finden sich im zweiten Teil des Überblicks unter anderem Kölns Dauerpatient Patrick Helmes, Hannovers Kapitän Lars Stindl und Kevin Volland im Leistungsloch.

Loris Karius (Mainz 05, 17 Spiele, kein Tor)

Vor zehn Monaten waren die 05er nicht gänzlich von Karius' Qualitäten überzeugt und verlängerten den Kontrakt mit dem Keeper nur per Option um ein Jahr. Jetzt stehen die Mainzer mit einem der momentan stärksten Torhüter der Liga da - und müssen wohl mit ansehen, wie der 21-Jährige im Sommer die Biege macht.

Nur 23 Gegentore kassierte Karius in der Hinrunde, hielt seinen Kasten sogar fünf Mal komplett sauber und ist mit ein Grund dafür, dass die Mainzer trotz zuletzt neun sieglosen Spielen noch im relativ sicheren Tabellenmittelfeld rangieren. Für Karius wird die Rückrunde jetzt aller Voraussicht nach zum persönlichen Schaufenster. Mehrere Spitzenklubs sollen sich um den bei Manchester City ausgebildeten Keeper reißen.

Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.comMedienberichten aus England zufolge hat vor allem Arsenal-Coach Arsene Wenger Gefallen am gebürtigen Schwaben gefunden. Konkurrenz soll es zudem aus Spanien vom FC Valencia und auch aus der Bundesliga geben. Dort fällt immer wieder der Name Borussia Dortmund, wo Karius den abgesägten Roman Weidenfeller beerben könnte.

Patrick Helmes (1. FC Köln, kein Spiel)

Die Personalie Helmes ist in der Domstadt längst zum Politikum geworden, die Krankenakte bereitet den Verantwortlichen seit einem halben Jahr Sorgenfalten. Anfang Juli setzte Helmes mit dem Training aus, mit dem Verdacht auf Muskelfaserriss. Drei Wochen später folgte die Diagnose Knorpelschaden in der Hüfte, sechs Monate später stand der 30-Jährige immer noch nicht einmal auf dem Trainingsplatz und soll sogar beim normalen Gehen Probleme haben.

Aufgeben will man beim FC allerdings nicht - weder die Klub-Bosse ihren Stürmer, noch Helmes seine Karriere. "Ich hoffe für Patrick und uns, dass er noch mal zurück kommt", sagte Kölns Coach Peter Stöger der "Bild". Ein Ultimatum will man dem Goalgetter nicht setzen, dennoch forderte FC-Manager Jörg Schmadtke in Anbetracht des schließenden Wintertransferfensters im "Kicker" sichtbare Verbesserungen.

"Spätestens in drei Wochen müssen wir eine Tendenz haben, wohin es geht. Er muss einer gewissen Belastung standhalten können", stellte der 50-Jährige klar, der auch davon sprach, vom "Worst Case" ausgehen zu müssen.

Am Montag gab es einen Krisengipfel zwischen Spieler, Coach und Manager. Klarheit bezüglich eines Comebacks brachte diese aber freilich auch nicht. "Eine Prognose zum Heilungsverlauf können wir nicht abgeben, weil bei dieser Form der Verletzung jeder Fall sehr individuell ist", sagte Mannschaftsarzt Dr. Peter Schäferhoff zum Dauerpatienten, der selbst die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat: "Ich werde alles tun, um gesund zu werden."

Der Mainzer Rückhalt und Kölns Dauerpatient

Paderborns Sorgenfall und Frankfurts neuer alter Chef

Hannovers Leitwolf und Hoffenheims Hoffnung

Marvin Ducksch (SC Paderborn, 8 Spiele, 1 Tor)

Der Klopp-Schüler brauchte in der Hinrunde lange, um auf Touren zu kommen. Wegen schwacher Trainingsleistungen fand der 20-Jährige zu Saisonbeginn kaum Beachtung von SCP-Trainer Andre Breitenreiter und musste sogar bei Manager Michael Born zum Rapport antreten.

Nachdem er im Oktober im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt nach seiner Einwechslung maßgeblich am 3:1-Sieg des Aufsteigers beigetragen hatte, fiel er mit einer unglücklichen Aussage auf: "Ich habe mich am Knie verletzt, habe mir in der Halbzeitpause eine Tablette reingezogen - und den Schmerz vergessen. Ich weiß selber nicht, was es war, aber es war eine sehr gute Tablette." Ducksch musste viele kritische Stimmen von Anti-Doping-Experten über sich ergehen lassen.

Kurze Zeit später bremste ihn ein grippaler Infekt aus; der kurzfristig ergatterte Stammplatz war schnell wieder dahin. 2015 soll alles anders werden. Breitenreiter attestiert dem Leihspieler von Borussia Dortmund nach wie vor "brutale Qualität", hinterfragt jedoch, ob Ducksch das Profigeschäft verstanden hat. "Es geht für ihn um eine Grundsatzfrage: Entweder er bringt die nötige Einsatzbereitschaft und hat eine große Karriere vor sich, oder er fällt so ab wie viele andere Talente vor ihm. Das ist eben das Geschäft."

In der Rückrunde bekommt Ducksch eine weitere Chance - vielleicht seine letzte.

Carlos Zambrano (Eintracht Frankfurt, 6 Spiele, kein Tor)

Die Eintracht hat sich schnell zu einer Truppe ganz nach dem Geschmack von Trainer Thomas Schaaf entwickelt. Der Fokus liegt auf der Offensive, viele Tore sind garantiert - vorne wie hinten (die Eintracht hat den zweitbesten Angriff und die zweitschlechteste Defensive). Damit es in der Rückrunde nicht mehr ganz so oft im eigenen Kasten klingelt, soll Carlos Zambrano wieder den Chef in der Abwehr geben.

Der Peruaner, der sich im Oktober das Außenband im Knie gerissen hat, soll in Kürze mit leichtem Lauftraining beginnen können. Vielleicht reist er sogar mit ins Trainingslager nach Abu Dhabi. Auf jeden Fall ist eine Rückkehr im Februar ins Team geplant.

Der aggressive Zambrano ist einer der unangenehmsten Verteidiger der Liga und auch deshalb einer der Schlüsselspieler der Frankfurter. Aber bleibt er den Hessen auch nach dieser Saison erhalten? Sein Vertrag läuft aus und Interessenten gibt es in der Bundesliga sowie in England.

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Hannovers Leitwolf und Hoffenheims Hoffnung

Lars Stindl (Hannover 96, 7 Spiele, 3 Tore)

Wegen eines Außenbandrisses im Knie griff Stindl erst am elften Spieltag ins Geschehen ein. Wie elementar wichtig der Kapitän für 96 ist, zeigen die Partien zum Ende der Hinrunde. Sieben Spiele, drei Tore, drei Assists - unter dem Strich Auftritte, die Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz weckten.

Vor allem bei Schalke würde man Stindl nur zu gerne in den eigenen Reihen sehen. Bis 2016 ist der Vertag des 26-Jährigen bei den Niedersachsen noch datiert, laut "Kicker"-Information ist darin jedoch eine Ausstiegsklausel von vergleichsweise geringen drei Millionen Euro enthalten. Zumindest einem vorzeitigen Wechsel zu Königsblau schob man bei Hannover vehement den Riegel vor. " Stindl ist im Winter unverkäuflich. Ich bin optimistisch, ihn halten zu können. Aber dafür muss die Weiterentwicklung stimmen", stellte 96-Boss Martin Kind in der "Bild" klar.

An diesen Weiterentwicklungen soll der ehemalige Karlsruher im besten Fall selbst mithelfen. "Lars will sehen, dass die Perspektive bei uns stimmt", erklärte Kind, für den das internationale Geschäft Knackpunkt für eine Verlängerung mit dem Mittelfeldmann wäre. "Wenn wir uns für die Europa League qualifizieren, würde uns das helfen."

Der Kapitän soll also um jeden Preis an Bord bleiben, das machte auch Dirk Dufner klar: Man wolle "alle Argumente in die Waagschale werfen und uns extrem bemühen."

Kevin Volland (TSG Hoffenheim, 16 Spiele, 3 Tore)

In der vergangenen Saison war Volland einer der größten Shootingstars, in der laufenden Spielzeit hat ihm sein Offensiv-Partner Roberto Firmino die Show gestohlen. Während der Brasilianer für die Selecao debütierte und eine Weltklasse-Partie nach der anderen hinlegte, hielten sich die großen Glanzpunkte des 22-Jährigen gefühlt in Grenzen.

Für Volland selbst aber kein Grund zur Sorge, zumal seine Quote von drei Toren und fünf Assists in 16 Spielen mehr als ordentlich ist. "Es gab in der Tat schon schlechtere Jahre für mich", sagte der Nationalspieler mit einem Augenzwinkern gegenüber "uefa.com". Dennoch wird die TSG seine Genialität brauchen, soll es am Ende nach Europa gehen. Ein Ziel, das im Klub konsequent heruntergespielt wird, mit diesem Kader in der laufenden Saison aber absolut realistisch ist.

Bis 2017 ist der Angreifer noch an die Kraichgauer gebunden, wie die Führungsriege mehrfach klar stellte, steht ein Verkauf vor 2016 - trotz namhafter Interessenten wie dem BVB - nicht zur Debatte.

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