Vom 10. Juni bis 10. Juli findet im Land des zweifachen Europameisters Frankreich die 15. Fußball-EM statt. SPOX stellt die 24 Endrunden-Teilnehmer vor. Dieses Mal: Österreich.
Land: Österreich
Einwohner: 8,7 Millionen
Weltranglistenplatz: 10
EM-Teilnahmen: 2
Größte EM-Erfolge: Vorrunde (2008)
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Der Star: David Alaba. Das gab es seit Jahren nicht mehr: Einen Österreicher, der sich Stammspieler bei einem Weltklub wie dem FC Bayern München nennen darf. Seit der Wiener mit nigerianischen und philippinischen Wurzeln 2008 von der Wiener Austria in die Jugendabteilung des FCB wechselte, geht es steil bergauf. Seine Passsicherheit, sein Auge für die Mitspieler und sein Offensivdrang machen ihn im Spiel der Münchner unersetzlich; sein Wiener Schmäh abseits des Rasens zum Sympathieträger. Während er letztere Eigenschaft im Kreise des Nationalteams nicht exklusiv hat, sind seine fußballerischen Fähigkeiten im ÖFB-Trikot dafür umso gefragter. Alaba debütierte bereits im Alter von 17 Jahren und bestritt seitdem 45 Länderspiele in denen er elf Treffer und neun Assists beisteuerte. Er prägt das Spiel der österreichischen Nationalmannschaft, ist Antreiber und Führungsspieler zugleich. Und das mit erst 23 Jahren.
Der Trainer: Marcel Koller. Vertrauen - mit keinem anderen Wort lässt sich die Arbeit von Marcel Koller als Trainer der österreichischen Nationalmannschaft besser beschreiben. Als der Schweizer 2011 die ÖFB-Elf übernahm, kritisierten Österreichs Fußball-Legenden um Herbert Prohaska die Bestellung teils scharf. Koller schoss aber nicht zurück, ließ seine Arbeit sprechen und vertraute darauf, dass sich die Resultate einstellen würden. Und sie stellten sich ein. Die Qualifikation für die WM 2014 verpasste Österreich noch knapp, 2016 marschierte das ÖFB-Team durch die Qualifikation und sammelte 28 von 30 möglichen Punkten. Entscheidenden Anteil daran hatten Spieler, deren Vereins-Karrieren ins Stocken geraten sind, von Koller aber hundertprozentiges Vertrauen bekamen. Robert Almer saß bei Hannover 96 auf der Bank, stellte im Nationalteam aber einen neuen Zu-Null-Rekord auf; Marc Janko spielte für den bestenfalls drittklassigen FC Sydney, war mit sieben Treffern aber Österreichs bester Qualifikations-Torjäger. Einst großer Kritiker, lobte Prohaska im SPOX-Interview jetzt "die Handschrift des Trainers".
Der Kapitän: Christian Fuchs. So schnell kann es gehen. Vor einem Jahr bei Schalke 04 mehr oder weniger aussortiert; jetzt Inhaber eines eigenes Modelabels. "No Fuchs Given" heißt die Marke, unter der Christian Fuchs T-Shirts und Ähnliches verkauft. Ganz so zeitraubend kann die Tätigkeit in der Modebranche aber nicht sein, denn nebenbei wurde der Linksverteidiger auch noch englischer Meister. Fuchs ist Teil des Märchens Leicester City, dieser Ansammlung an Spielern, die andernorts aussortiert oder verkannt wurden. Bei Leicester stieg Fuchs sofort zum Stammspieler auf und absolvierte 32 von 38 Meisterschaftsspielen. Auch im ÖFB-Team ist der 30-Jährige der Dauerbrenner. Kein aktueller Nationalspieler bestritt mehr Länderspiele, Fuchs war sogar schon bei der Heim-EM 2008 dabei. Damals war nach der Gruppenphase Schluss, diesmal soll es mehr sein. Mit Sensationen kennt sich Fuchs schließlich aus.
Der Spieler im Fokus: Marko Arnautovic. Nächtliche Wettfahrten, unerlaubte Disco-Besuche unangebrachte Aussagen gegenüber Polizisten. Marko Arnautovic hatte lange den Ruf als Skandal-Profi gebucht. Einen "genialen Idioten" nannte ihn TV-Experte Erik Meijer einst. Einzig von der Genialität war lange nichts zu sehen. Bei Werder Bremen konnte sich Arnautovic nicht durchsetzen. Dann kam der Wechsel in die Premier League zu Stoke City und auf einmal präsentierte sich der Offensivmann wie ausgewechselt. Dynamik und Defensivarbeit statt ertragslose Kunst und Egoismus. Arnautovic hat verstanden, worauf es ankommt. In dieser Saison wurde der 27-Jährige zum Mann für die großen Spiele. Stoke City schoss er gegen Chelsea, Manchester City und Manchester United jeweils fast im Alleingang zum Sieg.
Die Wunschelf (4-2-3-1): Almer - Klein, Dragovic, Hinteregger, Fuchs - Alaba, Baumgartlinger - Harnik, Junuzovic, Arnautovic - Janko
Die Prognose: Leichter hätte es Österreich nicht erwischen können. Mit Portugal aus dem ersten Top und den Außenseitern Ungarn und Island hat das ÖFB-Team gute Chancen auf eine Achtelfinal-Qualifikation. Vielleicht ist sogar mehr möglich. "Wenn die Mannschaft verletzungsfrei bleibt, gehört sie sicher zu den Teams, die überraschen können", sagte Prohaska. Diese Aussage zeigt auch eine mögliche Gefahr auf. Österreich verfügt über eine extrem eingespielte Mannschaft, spielte in dieser Formation beinahe die gesamte Qualifikation durch. Obwohl in der zweiten Reihe einige talentierte Spieler lauern, würde der verletzungsbedingte Ausfall von Stammspielern doch ein Loch reißen. Passiert das nicht, steht einer Überraschung nichts im Wege.
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