Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic dementieren eine Meldung aus Spanien, wonach sich der FC Bayern bereits gegen eine feste Verpflichtung von James Rodriguez entschieden habe. Die Zeichen auf einen Abschied der Leihgabe von Real Madrid verdichten sich trotzdem - weil die Entscheider beim Rekordmeister offensichtlich nicht einer Meinung sind.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war Karl-Heinz Rummenigge noch voller Zuversicht, James Rodriguez über den 15. Juni 2019 hinaus beim FC Bayern halten zu können.
Anfang März, um genau zu sein, sagte Rummenigge in einem Interview mit der AZ, er gehe "fest" von einem langfristigen Verbleib des Spielmachers aus. Es war eines der vielen Interviews, in dem er sich auch als "Fan" von James outete.
James beim FCB: Finales Gespräch muss "noch geführt werden"
Davon hat der kolumbianische Nationalspieler in der sportlichen Leitung des Rekordmeisters aber offensichtlich nicht viele. Ansonsten hätte sich Rummenigge vor dem jüngsten Heimspiel gegen Hannover 96 (3:1) wohl anders zur Zukunft von James geäußert.
Er dementierte zwar einen Bericht der spanischen Sportzeitung Marca, wonach der FC Bayern die Kaufoption in Höhe von 42 Millionen Euro für den Linksfuß nicht ziehen und ihn zurück zu Real Madrid schicken werde.
Mehr als die Worte, das finale Gespräch in der Causa James müsse "erst noch geführt werden", brachte der 63-Jährige aber nicht aus seinem Mund.
Müller und Goretzka in der Rotation vor James
Keine Lobeshymne, kein Bekenntnis in Richtung des Mittelfeldspielers. Rummenigge, so der Eindruck, findet sich mit dem Lauf der Dinge ab. Außer ihm machte sich in der Rückrunde nämlich niemand für James stark.
Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic lobten 27-Jährigen unisono als "tollen Spieler", schoben die Verantwortung aber stets auf Niko Kovac. Schließlich entscheide immer noch der Trainer, wen er aufstellt und in Zukunft aufstellen will. Und Schöngeist James, das haben die vergangenen Wochen eindrucksvoll gezeigt, ist ein verzichtbarer Mann im System des Kämpfertypen Kovac.
gettyThomas Müller, die nicht immer erfolgreich, dafür aber immer leidenschaftlich agierende Identifikationsfigur der Münchner, und der auf allen Mittelfeld-Positionen vielseitig einsetzbare Leon Goretzka haben klar die Nase vor dem Mann mit der Nummer 11.
Daran wird sich in den letzten drei Spielen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nichts mehr ändern, weil James eine Muskelverhärtung in der Wade plagt und Kovac spätestens seit dem 5:0-Kantersieg über Borussia Dortmund Anfang April nicht mehr rotiert.
FC Bayern beschäftigt sich mit deutschen Talenten
Trotzdem, beteuerte Salihamidzic am Samstag, werde man sich in der Causa James weiterhin Zeit lassen. Eine Entscheidung sei "noch nicht" gefallen, sagte er. Allein mit diesen Worten könnte man die Uneinigkeit zwischen den beteiligten Parteien kaum besser belegen.
Es ist kein Geheimnis, dass sich Salihamidzic mit deutschen Talenten wie Kai Havertz oder Julian Brandt beschäftigt, die auf der Zehner-Position spielen können. Die Bayern pokern - zum Leidwesen von James.
Dass der schon länger keine Lust mehr auf München hat, lässt sich an seiner Körpersprache ablesen.
James braucht einen Trainer wie Jupp Heynckes
Wenn er schon seinen Traumklub Real wegen mangelnder Spielpraxis verließ, warum sollte er in seiner momentanen Situation beim FC Bayern bleiben? Vermutlich würde ihn nur ein Trainerwechsel ins Grübeln bringen.
James ist ein Typ Fußballer, der gestreichelt werden muss, der nur dann sein gesamtes Potential zur Entfaltung bringen kann, wenn ihm jemand uneingeschränktes Vertrauen schenkt. Wie Jupp Heynckes in der vergangenen Saison.
Doch das wird Kovac mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Und deshalb ist die im März geäußerte Zuversicht von James-Fan Rummenigge so gut wie geschwunden.