Dennis Schröder wurde am Deadline Day nicht etwa zu einem Titelanwärter getradet, sondern zum Kellerkind Houston Rockets. Wie geht es nun für den deutschen Nationalspieler weiter? Bleibt er bis zum Saisonende in Houston?
Warum tradeten die Boston Celtics Dennis Schröder?
Es war weiß Gott keine Überraschung, dass die Boston Celtics Dennis Schröder kurz vor der Deadline noch tradeten. Der Deutsche, der erst im Sommer für gerade einmal 5,9 Millionen Dollar unterschrieb, war zwar ein echtes Schnäppchen, passte aber nie wirklich zum Team. Überraschend war eher, dass Boston einen Deal mit Houston einfädelte und im Gegenzug mit Daniel Theis einen Backup-Center mit noch drei Jahren Vertrag aufnahm.
Um diesen Move zu verstehen, muss man auf alle Transaktionen der Celtics zur Deadline blicken. Kein Team war umtriebiger als Boston, das hinter der Starting Five den kompletten Kader auf links drehte. Dabei wurde die Identität klar geschärft, alles dreht sich nun im Angriff um Jayson Tatum und Jaylen Brown. Um die beiden herum verfügt Coach Ime Udoka nun fast ausschließlich über große und überdurchschnittliche Verteidiger.
Mit Derrick White holten die Celtics darüber hinaus den benötigten Spielmacher, der zudem etwas größer als Schröder (1,94 Meter) und über seine Karriere der etwas bessere Schütze ist, auch wenn er in dieser Saison nur knapp 32 Prozent aus der Distanz trifft. Der große Unterschied ist aber, dass White noch einen Vertrag bis 2025 besitzt, während Schröder im Sommer nicht zu bezahlen gewesen wäre. Boston besaß nicht die sogenannten "Bird Rights" am Deutschen und hätte folgerichtig nicht über den Cap gehen können, um den Braunschweiger zu halten.
Die letzten Wochen machten zudem deutlich, dass Schröder für die Celtics nicht die Ideallösung war. Zwar gewann Boston acht von neun Partien vor der Deadline, Schröder nahm dabei aber mit durchschnittlich 7,6 Punkten und 2,4 Assists bei 41,3 Prozent aus dem Feld kaum Einfluss auf das Spiel.
gettyDennis Schröder passte nicht zu Jayson Tatum und Jaylen Brown
Der Spielstil des 28-Jährigen passte einfach nicht zum Team. Schröder kann ein exzellenter Scorer sein, ein echter Spielmacher, der den Ball bewegt, ist er aber nicht. Stattdessen hat Schröder eher die Neigung, zu viel und zu lange zu dribbeln und den eigenen Abschluss zu suchen. Dieser "Tunnelblick" war nicht ideal, wenn in Brown und Tatum zwei bessere und effizientere Scorer auf dem Feld stehen.
Das zeigen auch die Zahlen. Stand Schröder mit den beiden Stars auf dem Feld, erzielte Boston laut Cleaning the Glass 6 Zähler pro 100 Ballbesitze weniger, als wenn Schröder auf der Bank saß. White dominiert weniger den Ball, kommt aus dem Ball-Movement-System der Spurs und ist zudem der bessere Verteidiger.
Dies machte Schröder entbehrlich und den Trade nachvollziehbar. In Payton Pritchard verfügen die Celtics über einen weiteren jungen Guard, der ein exzellenter Schütze ist und ebenfalls eher abseits des Balles zu verorten ist. So endete das Schröder-Experiment bereits nach 49 Spielen, vermissen werden sie Schröder in Beantown vermutlich nicht.
Was wollen die Houston Rockets mit Dennis Schröder?
Die Chicago Bulls, die Milwaukee Bucks, sogar die Los Angeles Lakers wurden als mögliche Abnehmer für Schröder zur Deadline gehandelt, am Ende wurde es Houston - das schlechteste Team der Western Conference. Ein Team, welches mitten in einem Rebuild steckt. Zur Erinnerung: 2018 sprach Schröder, damals noch in Diensten der Atlanta Hawks, öffentlich darüber, dass er keine Lust auf einen solchen Umbruch haben würde.
"Das Schwerste für mich war es, immer zu den Spielen zu gehen, wenn man weiß, dass man nicht die Mittel hat, um das Spiel zu gewinnen" sagte Schröder damals der Sport Bild. Zwei Monate später war der 17. Pick des Drafts 2013 weg und die Hawks gaben dem frisch gezogenen Trae Young die Schlüssel zur Franchise. Mit dem Gewinnen wird es auch in Houston schwer. Mit einer Bilanz von 15-40 sind die Texaner nach Orlando und Detroit das drittschlechteste Team der NBA und das Schlusslicht im Westen.
So war es nur logisch, dass umgehend darüber spekuliert wurde, ob Schröder sich mit dem Team nicht auf eine Vertragsauflösung, also einen Buyout, einigen würde. Für den Moment sieht es aber nicht so aus, Houston trennte sich stattdessen von Enes Kanter Freedom, der mit Bruno Fernando und Schröder im Trade war. Zudem entließen die Rockets mit D.J. Augustin und Armoni Brooks zwei weitere Guards, nun ist der Kader mit 15 Spielern vollständig.
Und auch die Stimmen aus Houston klingen nicht danach, dass man Schröder noch zu einem Contender gehen lassen will. "Dieser Trade hilft uns", sagte zum Beispiel Head Coach Stephen Silas. "Schröder ist ein gestandener Spieler mit viel Playoff-Erfahrung und individuellen Erfolgen (...) Für unser Team ist das ein echter Gewinn."
Dennis Schröder bei den Houston Rockets: Der Kader
PG | SG | SF | PF | C |
Kevin Porter Jr. | Jalen Green | Garrison Mathews | Jae'Sean Tate | Christian Wood |
Dennis Schröder | Eric Gordon | David Nwaba | Kenyon Martin Jr. | Alperen Sengün |
Daishen Nix | Josh Christopher | Usman Garuba | Bruno Fernando | |
John Wall |
Schenkt man diesen Worten Glauben, dann soll Schröder das sein, was der frühere All-Star John Wall vor einigen Wochen ablehnte. Ein Sixth Man, der den jungen Spielern, namentlich Kevin Porter Jr., Nr.2-Pick Jalen Green und Josh Christopher, bei deren Entwicklung ein bisschen helfen soll. "Er ist daran gewöhnt, den Ball in den Händen zu halten (...) und wird damit allen anderen auf dem Feld helfen", freute sich Silas.
In der Tat wirft kein Team den Ball häufiger weg als Houston (knapp 17 Prozent aller Angriffe), dafür drücken nur die Charlotte Hornets mehr auf die Tube als die Rockets. "Er ist atemberaubend in Transition und ein überdurchschnittlicher Verteidiger", sagte Rockets-GM Rafael Stone zur Verpflichtung von Schröder. "Ich denke, dass er sehr gut in unser Team passen wird."
Auch hier klingt es so, als ob man in Houston zumindest bis zum Saisonende mit Schröder plant. Viel länger dürfte das Engagement nicht andauern, schließlich kann auch Houston dem Deutschen nicht mehr als die Midlevel-Exception über 10,1 Millionen anbieten (es sei denn, Wall zieht seine Spieler-Option über 47 Millionen nicht).
Das ist aber erst einmal Zukunftsmusik. Öffentlich geäußert hat sich Schröder bislang nicht, da noch ein paar Unterlagen fehlen, um den Trade offiziell zu machen. Das soll sich aber bald ändern, womöglich wird der Point Guard bereits in der kommenden Nacht in Utah sein Debüt für die Rockets geben.
Wie funktioniert der Buyout-Markt?
Vermutlich wäre es auch Schröder am liebsten, wenn er sich mit Houston auf einen Buyout einigen könnte. Hierbei müssten beide Parteien zustimmen, meist muss der Spieler einen Teil seines Gehalts für den Rest der Saison aufgeben, um dann als Free Agent auf den Markt zu kommen.
Wenn der Spieler entlassen ist, kann er bei jedem anderen Team unterschreiben. Zuvor muss der kommende Free Agent aber erst einmal für 48 Stunden auf die "Waiver List". Teams können dann ihr Interesse hinterlegen und den Spieler (sowie dessen alten Vertrag) für sich beanspruchen. Tun dies zwei Teams, bekommt das Team mit der schlechteren Bilanz den Vorzug. Gleichzeitig müssen die Bieter auch Platz haben, den Vertrag aufzunehmen, Stichwort Gehalt.
Gibt es in diesen 48 Stunden kein Angebot, kommt der Spieler von der "Waiver List" und wird Unrestricted Free Agent. Teams können die Spieler nun mit Cap Space (wenn vorhanden) oder Exceptions unter Vertrag nehmen, meistens gibt es jedoch nur das Minimum, weil die Titelanwärter kaum noch finanzielle Flexibilität haben.
Wichtig zu wissen ist darüber hinaus, dass der 1. März ein entscheidendes Datum im NBA-Kalender ist. Dies ist nämlich der letzte Tag, an welchem vertragslose Spieler bei einem neuen Team unterschreiben können und dann auch in den Playoffs spielberechtigt sind. Jeder Spieler, der auch nur einen Tag später einen Vertrag unterzeichnet, muss in der Postseason zuschauen.
Welche Teams kommen für Schröder in Frage?
Ein Team können wir ausschließen und das sind die Celtics, die Schröder erst wieder im Sommer unter Vertrag nehmen dürften. Ein anderes Ex-Team des Deutschen, die Lakers, sind hingegen berechtigt und sind Gerüchten zufolge tatsächlich an einer Reunion mit dem Spielmacher interessiert. Schon vor der Deadline gab es Bestrebungen, Schröder nach Tinseltown zurückzuholen, diese scheiterten aber aufgrund der Forderungen der Celtics.
Ein dynamischer Guard würde L.A. sicherlich gut zu Gesicht stehen, innerhalb der Organisation soll man aber gespalten sein, da Schröder im Sommer auch einiges an verbrannter Erde hinterließ. Darüber hinaus müssten die Lakers erst einmal einen Spieler entlassen. In Verbindung mit einer Verpflichtung von zum Beispiel Schröder würde dies noch einmal 7 Millionen Dollar Luxussteuer bedeuten.
Ähnlich sieht das in Milwaukee bei den Bucks aus, die im Gegensatz zu den Lakers aber gleich zwei freie Kaderplätze zur Verfügung hätten. Der Champion füllte auf den großen Positionen mit Serge Ibaka eine Lücke, gab dafür aber in Donte DiVincenzo einen weiteren Guard ab. Zu Coach Mike Budenholzer hat Schröder außerdem eine Verbindung aus alten Hawks-Zeiten.
Eine andere Option könnten die Miami Heat sein, die schon in den Jahren zuvor immer mal wieder bei Schröder anklopften. In Tyler Herro haben die Heat zwar schon eine Mikrowelle, die von der Bank kommt, einen klassischen Backup für Kyle Lowry gibt es im Kader aber nicht.
Dies wären vermutlich die besten Optionen für Schröder, Kaderplätze gäbe es auch beispielsweise in Philadelphia, Toronto, Utah oder auch Atlanta, die aber aus diversen Gründen (Luxussteuer/Fit/Luxussteuer/Been there, done that) eher auszuschließen sind.