Die Versammlung der Halbstarken

Thorben Rybarczik
23. Oktober 201515:30
Haben die Heat um Dwyane Wade (l.) ein weiteres Mal das Nachsehen gegenüber den Hawks?getty
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In der Southeast Division tummelt sich jede Menge Talent, für den Contender-Status reicht es allerdings nur mit Abstrichen. Die Hawks wollen an zuletzt erzielte Erfolge anknüpfen, verloren aber einen Schlüsselspieler. Die Wizards warten auf 2016, die Magic auf die Entfaltung ihres Talents. Außerdem: Neu ausgerichtete Hornets sowie die Wiederauferstehung der Heat.

SPOX

Atlanta Hawks

POINT GUARD: Jeff Teague, Dennis Schröder, Shelvin Mack

SHOOTING GUARD: Thabo Sefolosha, Tim Hardaway Jr., Justin Holiday

SMALL FORWARD: Kyle Korver, Kent Bazemore

POWER FORWARD: Paul Millsap, Mike Scott, Mike Muscala

CENTER: Al Horford, Tiago Splitter, Walter Tavares

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Darum wird die Saison ein Erfolg: Paul Millsap hat für drei weitere Jahre unterschrieben. Er ist einer der offensiv vielseitigsten Forwards der Liga, um ihn herum kann Mike Budenholzer sein gewohntes Angriffsspiel aufziehen. Die Hawks können somit an die starke letzte Saison anschließen und brauchen keine Neu-Orientierung - gerade deshalb wird es schon im November Siege hageln. Das Team ist eingespielt.

Mit Jeff Teague und Dennis Schröder stehen zwei Point Guards im Kader, die entweder schon zur erweiterten Elite gehören oder dort noch hinkommen wollen. Sollte Schröder an seiner Defense arbeiten, ist auch eine Aufstellung mit beiden zusammen möglich, mit Scharfschütze Kyle Korver auf der Drei. Diese Mischung aus Speed, Shooting und Lowpost-Arbeit (Al Horford gibt es schließlich auch noch) ist unwiderstehlich - vor allem im auf Ball-Movement ausgelegten System Budeholzers.

Mit der Verpflichtung von Tiago Splitter wurde zudem ein entscheidender Schritt in der Big-Man-Rotation getätigt. In der defensiven Reboundrate landete man zuletzt auf Rang 22, am offensiven Brett sogar auf dem letzten Platz. Der 2,11 Meter große Splitter könnte die Lösung für dieses Problem sein.

Von Bedeutung ist auch die Rückkehr von Thabo Sefolosha, der nach dem Abgang DeMarre Carrolls der beste Flügelverteidiger der Hawks ist. Mit Kent Bazemore besitzt er zudem einen soliden Backup, auch wenn beide im Angriffsspiel mehr als nur eingeschränkt sind. Für das Gegenteil steht Tim Hardaway Jr., der aus New York kam und das ohnehin schon starke Spacing der Hawks von der Bank aus aufrechterhalten soll.

Dennis Schröder: Zurück in der Heimat

Darum wird die Saison ein Misserfolg: DeMarre Carroll mischt künftig in Toronto die gegnerischen Flügel auf. In der Defense gehörte Carroll zu den Besten und trug mit seiner Athletik sowie einem soliden Shooting auch im Angriff einen nicht unerheblichen Teil zum Erfolg bei. Um es in Zahlen auszudrücken: Offensiv- sowie Defensiv-Rating fielen um mehr als drei Punkte, wenn der Small Forward nicht auf dem Parkett stand.

Mit dem angesprochenen Sefolosha können die Hawks zwar nicht viel falsch machen, doch ein gleichwertiger Ersatz ist der Schweizer bei Weitem nicht. Zudem haben die Playoffs gezeigt, wie abhängig Atlanta von der Trefferquote von Downtown ist. In der regulären Saison versenkte das Team 38 Prozent der Dreierversuche (Platz 2), während es in den Eastern Conference Finals nur 23 Prozent waren. Ein erschreckend deutlicher Sweep war die Folge - Verletzungen hin und her.

Dieses Defizit wird sich inzwischen rumgesprochen haben und ausgenutzt werden, zumal die Hawks den Status als Underdog los sind und sie somit eine andere Intensität erwartet als in der letzten Regular Season. Unter diesen Umständen wird es schwierig werden, wieder im Konzert der ganz Großen mitzumischen.

Prognose: 2. Platz in der Southeast Division.

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Charlotte Hornets

POINT GUARD: Kemba Walker, Jeremy Lin, Brian Roberts

SHOOTING GUARD: Jeremy Lamb, Elliot Williams, Aaron Harrison, Troy Daniels

SMALL FORWARD: Nicolas Batum, P.J. Hairston, Michael Kidd-Gilchrist

POWER FORWARD: Marvin Williams, Cody Zeller, Tyler Hansbrough

CENTER: Al Jefferson, Frank Kaminsky, Spencer Hawes

Darum wird die Saison ein Erfolg: Das Front Office hat erkannt, dass die Ehe mit Lance Stephenson nicht zum Erfolg führen würde, und gab den Querulanten schnell wieder ab. Der Kader ist durch sinnvolle Moves und die Draft-Entscheidung für Frank Kaminsky wieder deutlich ausbalancierter - und tiefer. Die Verpflichtung von Nicolas Batum ist eine Win-Win-Situation für Franchise und Spieler. Der Franzose kann einen Neuanfang gut brauchen und bringt mit als Flügelverteidiger mit gutem Wurf zwei dringend benötigte Qualitäten mit.

Kein Team traf 2014/2015 mieser von Downtown (31,8 Prozent 3FG). Erreichtder vielseitige Batum seine beste Form, hat er kaum eine Schwäche und kann als dritter Faktor neben Kemba Walker und Al Jefferson eine Schlüsselrolle übernehmen.Auch die Deals für Jeremy Lamb und Spencer Hawes gehen in diese Richtung. Lamb wird sich direkt als Starter versuchen dürfen und Platz für Lowpost-Tier Al Jefferson schaffen.

Hawes reiht sich in der Big-Man-Rotation weiter hinten ein, ist aber stets eine Gefahr von draußen. "Big Al" kann dadurch endlich nicht mehr ungestraft gedoppelt werden und wird seine Stärken in seinem Contract Year wieder besser entfalten. Mit Walker steht zudem ein vielseitiger Einser zur Verfügung, der Scoring und Playmaking vereint - und der in Jeremy Lin seit neuestem auch einen soliden Backup hat (sorry, Mo Williams).

Darum wird die Saison ein Misserfolg: Michael Kidd-Gilchrist wird lange ausfallen und reißt ein Loch auf dem Flügel. P.J. Hairston und Elliot Williams sind somit die ersten Alternativen auf der Zwei und Drei - nicht gerade furchteinflößend. Auch das Duo Walker/Jefferson verpasste in der abgelaufenen Saison zusammen 37 Spiele, die Verletzungsanfälligkeit der Hornets ist bekannt.

Zudem tummeln sich noch zu viele Spieler im Frontcourt. Cody Zeller, Tyler Hansbrough, Spencer Hawes und Frank Kaminsky sorgen zwar für Tiefe, werden aber alle Ansprüche auf eine angemessene Minutenzahl anmelden. Trades sind hier nicht unwahrscheinlich, womit das ohnehin schon neu formierte Team noch einmal durchgeschüttelt wird.

Überhaupt wird der Kader von Steve Clifford Zeit brauchen, bis alle Automatismen greifen. Auch die Hoffnung, dass die verpflichteten "Shooter" wirklich einschlagen, steht auf wackligen Beinen: Batum traf zuletzt in Portland so schlecht Dreier wie noch nie (32,4 Prozent 3FG), Lamb konnte die 35-Prozent-Marke auch nicht knacken. Bleibt dieses Problem bestehen, wird Charlotte weiter auf der Stelle treten.

Prognose: 4. Platz in der Southeast Division.

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Miami Heat

POINT GUARD:Goran Dragic, Mario Chalmers, Tyler Johnson

SHOOTING GUARD:Dwyane Wade, Gerald Green, Josh Richardson

SMALL FORWARD:Luol Deng, Justise Winslow, James Ennis

POWER FORWARD:Chris Bosh, Josh McRoberts, Udonis Haslem

CENTER:Hassan Whiteside, Chris Andersen, Amar'e Stoudemire

Darum wird die Saison ein Erfolg: Schlitzohr Pat Riley gehört noch immer zu den besten Managern der Liga. Es ist ihm gelungen, nahezu alle Baustellen zu schließen und den Schatten der LeBron-Ära endgültig zu verdrängen. Dwyane Wade unterschrieb für ein weiteres Jahr und wird im fitten Zustand nach wie vor All-Star-Niveau erreichen. Goran Dragic unterschrieb ebenfalls ein neues Arbeitspapier, während sich Chris Bosh pünktlich zum Trainingslager wieder gesund meldete.

Diese drei Tatsachen für sich hätten den Sommer schon zu einem erfolgreichen gemacht, doch es kam noch besser. In der Draft-Nacht rutschte Justise Winslow auf Position zehn durch. Der Flügelspieler ließ sein Talent in der Preseason bereits aufblitzen, zudem hat er in Wade einen optimalen Mentor. Ins kalte Wasser wird er dennoch nicht geworfen, da der oft unscheinbare Luol Deng den Part in der Starting Five übernehmen wird. Der 30-Jährige verteidigt nach wie vor auf sehr hohem Niveau und belebt im Angriff das Spacing.

Hassan Whiteside komplettiert das beeindruckende Lineup. Der Center hat sich aus dem Nichts zu einem Elite-Ringbeschützer gemausert und sorgt durch seine Arbeit am offensiven Brett für viele zweite Chancen, sodass sich Bosh auf das Wesentliche konzentrieren kann. Die billigen Verpflichtungen von Amar'e Stoudemire und Gerald Green rundeten den perfekten Sommer ab - am South Beach wird wieder groß gedacht.

Darum wird die Saison ein Misserfolg: Das größte Fragezeichen steht - wer hätte es gedacht - hinter dem Zustand von Bosh und Wade. Wie schnell wird Bosh zu alter Form zurückkehren, beziehungsweise wird er es überhaupt? Und was sagen die Knochen von "Flash"?

Vor allem unter dem Brett gibt es kaum Alternativen. Chris Andersen sorgt zwar optisch für Angst und Schrecken, wird aber keine große Rolle einnehmen und auch Stoudemire ist verletzungstechnisch stets eine tickende Zeitbombe.

Auch wird sich Head Coach Erik Spoelstra fragen müssen, ob sein Offensiv-Konzept dem Konzert der Großen auch ohne LeBron stand hält. Viele Isolationen sorgten in der vergangenen Saison phasenweise für Stillstand-Basketball, die wenigsten Assists pro Spiel (19,8) und die zweitlangsamste Offensive (90,8 Ballbesitze pro 48 Minuten) waren die logische Folge. Zudem muss sich noch zeigen, wie kompatibel Wade und Dragic im Backcourt wirklich sind.

Prognose: 1. Platz in der Southeast Division.

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Orlando Magic

POINT GUARD:Elfrid Payton, C.J. Watson, Shabazz Napier

SHOOTING GUARD:Victor Oladipo, Evan Fournier, Devyn Marble

SMALL FORWARD:Tobias Harris, Mario Hezonja

POWER FORWARD:Aaron Gordon, Andrew Nicholson, Channing Frye

CENTER:Nikola Vucevic, Jason Smith, Dewayne Dedmon

Darum wird die Saison ein Erfolg: Die Magic sind seit Jahren jung und athletisch, nun sollen aber bitteschön endlich erste Erfolge her. Mit Tobias Harris sowie Nikola Vucevic stehen zwei Frontcourt-Spieler im Kader, die es offensiv an nichts vermissen lassen. Harris besticht durch eine Mischung aus Slashing und Shooting, während Vucevic' Repertoire an Center-Moves zum Besten im Osten gehört. Sein Händchen reicht zudem weit über den Zonenrand hinaus.

Auch im Backcourt regiert mit Elfrid Payton und Victor Oladipo die Jugend. Das Duo entfaltet seine Stärken allerdings in der Defensive: Beide können nahezu jeden Gegner vor sich halten und verteidigen das Pick'n'Roll auf hohem Niveau. Im eher Guard-lastigen Osten kann das Gold wert sein. Mario Hezonja und Evan Fournier kamen bringen derweil genau das mit, was Oladipo und Payton fehlt: Gefahr von Downtown. Bei der Dreierquote lagen die Magier zuletzt im Niemandsland (34,7 Prozent 3FG).

Mit Scott Skiles haben die Verantwortlichen darüber hinaus einen neuen Head Coach installiert, dem zuzutrauen ist, aus den jungen Spielern eine Einheit zu formen und jeden Einzelnen vor allem defensiv voranzubringen. Seine Vorgänger ließen es bisweilen an einem Konzept vermissen und gingen ungeduldig Experiment nach Experiment ein, was keine Früchte trug. Diese Zeiten sind mit dem Ex-Magic-Spieler vorbei.

Darum wird die Saison ein Misserfolg: Obwohl vor allem die Starting Five jede Menge Talent bietet, haben die Magic keinen Spieler, der in engen Situationen vorangeht und Spiele entscheiden kann. Harris hat zwar bereits einige Buzzerbeater auf dem Konto, doch der 23-Jährige neigt oft dazu, schlechte Wurfentscheidungen zu treffen. Hezonja bringt immerhin das nötige Selbstvertrauen für Clutch Plays mit.

Darüber hinaus besitzen die Jungs aus Florida im Frontcourt kaum Tiefe, um die erste Garde zu entlasten, geschweige denn Verletzungen aufzufangen. Auch ist die Defensive unter dem Korb eine löchrige Angelegenheit, nur ein Team der Association blockte in der vergangenen Spielzeit weniger Würfe. Immerhin: Ein fitter Aaron Gordon könnte an dieser Stelle einen Schritt nach vorne machen.

Ein weiteres Problem: Das Ball-Movement. Aufgrund des kaum vorhandenen Spacings kam dieses zuletzt oft zum Erliegen, auch, weil mehrere Akteure dazu neigen, zu lange am Spalding festzukleben. Und da auch Skiles nicht dafür bekannt ist, schnell neue Offensiv-Systeme zu installieren, wird dieses Defizit trotz Hezonja und Fournier schwer zu beheben sein.

Prognose: 5. Platz in der Southeast Division.

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Washington Wizards

POINT GUARD:John Wall, Ramon Sessions, Garrett Temple

SHOOTING GUARD:Bradley Beal, Gary Neal, Alan Anderson, Martell Webster

SMALL FORWARD:Jared Dudley, Otto Porter, Kelly Oubre

POWER FORWARD:Nene, Kris Humphries, Drew Gooden

CENTER:Marcin Gortat, Josh Harrellson

Darum wird die Saison ein Erfolg: John Wall und Bradley Beal bilden einen der besten Backcourts der Liga. Wall ist endgültig zum Superstar gereift, während Beal das Image des eindimensionalen Shooters abgelegt hat und zu einer vielseitigen Waffe geworden ist. 2014/2015 kamen nur noch 33 Prozent seiner Abschlüsse aus dem Catch-and-Shoot, während er fast 40 Prozent aus dem Dribbling generierte. Auch dieser Mann kann kreieren!

Auf den großen Positionen gibt es mit Nene und Marcin Gortat Altbekanntes. Das Spiel mit zwei klassischen Big Men auf dem Parkett gilt im modernen Basketball zwar als verpönt - doch Coach Randy Wittmann ist das egal. Vor allem bei der Rebound-Arbeit zahlt sich das aus, nur vier Teams ließen in der letzten Saison weniger zweite Chancen zu. Offensiv ergänzen sich die beiden mit Athletik und Finesse, wodurch sich Beal und Wall unzählige Möglichkeiten im Pick'n'Roll eröffnen.

Auch die Baustelle, die Paul Pierce hinterließ, konnte halbwegs vernünftig geschlossen werden. Jared Dudley ist ein Teamspieler, der seinen Dreier trifft und somit von den Drive-and-Kicks von Wall und Beal profitiert. Dahinter warten mit Otto Porter und Kelly Oubre zwei junge Athleten, die an guten Tagen eine gesunde Portion Unberechenbarkeit ins Spiel bringen.

Darum wird die Saison ein Misserfolg: Auch wenn die Starting Five mehr als gehobenes Niveau hat: Neben Wall fehlt ein weiterer Superstar, der das Ruder rumreißen kann. Pierce war mit seiner Abgezocktheit und Erfahrung genau so jemand, doch der ist jetzt weg. Was passiert, wenn Wall ausfällt, hat man zuletzt in den Playoffs gesehen.

Was an Tiefe auf den kleinen Positionen vorhanden ist, fehlt unterm Brett derweil völlig. Kris Humphries oder Josh Harrelson bringen kaum Playoff-Qualität ins Spiel, wodurch entweder Nene oder Gortat immer auf dem Feld stehen müssen, wenn es eng wird.

Unter dem Strich hat sich das Team personell verschlechtert - wenn auch nur minimal. Den Machern in D.C. wird's egal sein, da das große Ziel ohnehin erst in einem Jahr realisierbar wird: Kevin Durant.

Prognose: 3. Platz in der Southeast Division.

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