Die Utah Jazz haben nach Rudy Gobert und Donovan Mitchell in Bojan Bogdanovic den dritten Leistungsträger getradet. Dass sich die Detroit Pistons den Kroaten schnappen, überrascht - allerdings nur auf den ersten Blick.
Das bedeutet der Trade für die Utah Jazz
Viel ist es nicht, was die Jazz für Bogdanovic bekommen haben. Es schien sicher zu sein, dass man den 33-Jährigen zu einem Contender verschiffen könne (die Lakers und die Suns wurden schon länger mit dem Kroaten in Verbindung gebracht), das ist letztlich nicht passiert.
Stattdessen erhalten die Jazz Center Kelly Olynyk und Guard Saben Lee aus Detroit - und keinen Pick. Das ist ein Indiz dafür, dass kein anderes gutes Angebot, sprich ein Erstrundenpick, auf dem Tisch lag. Utah hätte warten können, allerdings hätte das für den Rebuild schädlich sein können. Es ist offensichtlich, dass die Jazz in der kommenden Saison so viele Spiele wie möglich verlieren wollen, Bogdanovic hätte dabei nicht geholfen.
Olynyk kann zwar auch werfen, der Center spielte jedoch eine recht schwache Saison für Detroit. Nach Utah besteht zumindest eine Connection, Jazz-Boss Danny Ainge draftete den Kanadier einst für die Boston Celtics. Gleichzeitig füllt Olynyk eine Lücke im Kader, gerade auf Center war die Franchise aus Salt Lake City enorm schwach auf der Brust. Der Kanadier kassiert diese Saison 12,8 Millionen Dollar, im Jahr darauf sind nur 3 von 12,2 Millionen garantiert.
Ob Lee eine Zukunft in Utah hat, ist dagegen fraglich. Die Jazz haben nun 18 Spieler mit garantierten Verträgen im Kader, bis zum Saisonauftakt werden noch drei Spieler gehen müssen. Weitere Trades für Veteranen wie Mike Conley, Jordan Clarkson, Rudy Gay oder Malik Beasley sind weiter möglich, aufgrund ihrer Gehälter könnte es aber passieren, dass Utah jeweils mehr Spieler aufnehmen muss.
Lee war bei den Pistons meist der dritte Spielmacher und ist ein guter Verteidiger, in Sachen Offense gibt es aber große Löcher in seinem Spiel. Der Dreier fällt nicht (Karriere: 26,5 Prozent), dazu ist der 23-Jährige auch in Ringnähe nicht effizient. Vielmehr war Lee nur Teil des Trades, um die Gehälter passend zu machen. Es wird nicht der letzte Jazz-Trade in dieser Saison gewesen sein.
Utah Jazz: Der Kader für die Saison 2022/23
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Mike Conley | Collin Sexton | Mailk Beasley | Lauri Markkanen | Kelly Olynyk |
Jordan Clarkson | Nickeil Alexander-Walker | Simone Fontecchio | Jarred Vanderbilt | Walker Kessler |
Jared Butler | Talen Horton-Tucker | Stanley Johnson | Rudy Gay | Udoka Azubuike |
Saben Lee | Leandro Bolmaro | Ochai Agbaji | - | - |
Das bedeutet der Trade für die Pistons
Aus Pistons-Sicht ist das alles sehr interessant. Für den voranschreitenden Rebuild spielt Bogdanovic mit 33 Jahren keine große Rolle, kurzfristig ergibt dieser Deal aber durchaus Sinn - aus mehreren Gründen. Zunächst einmal löst Detroit das Kuddelmuddel auf den großen Positionen, für Olynyk war schlichtweg kein Platz mehr.
Es stehen weiterhin Nr.13-Pick Jalen Duren, Isaiah Stewart, Nerlens Noel oder auch Marvin Bagley III zur Verfügung und selbst jetzt wird es schwierig, dass alle Bigs auf ihre Minuten kommen. Bogdanovic liefert stattdessen das benötigte Shooting und Spacing, wovon die jungen Guards Cade Cunningham und Nr.5-Pick Jaden Ivey profitieren sollen.
Im Vorjahr war das eines der Probleme der Offense. Mit Saddiq Bey und Isaiah Livers gab es nur zwei gefährliche Schützen vom Flügel, wobei letzterer erst im Saisonendspurt auf sich aufmerksam machen konnte. Bogdanovic trifft dagegen über seine NBA-Karriere satte 39,2 Prozent im Schnitt und hat den Ruf, dass man ihn am Perimeter nie alleine stehen lassen darf.
Eine Starting Five aus Cunningham, Ivey, Bey, Bogdanovic und einem der angesprochenen Center sieht auf den ersten Blick funktional aus und könnte Detroit zu einem Stolperstein im Osten machen. Nicht falsch verstehen: Es bleibt wahrscheinlich, dass Detroit eines der fünf schlechtesten Teams in der Eastern Conference bleibt, im Vorbeigehen wird man gerade zu Beginn der Saison aber keine Spiele in Motown gewinnen.
Die Frage bleibt, wie lange Bogdanovic das Pistons-Jersey tragen wird. Da die Pistons mit dem auslaufenden Vertrag von Bogdanovic (19,5 Millionen Dollar für 22/23) noch immer nicht über dem Cap liegen, kann Detroit den Kroaten jederzeit weiterreichen. Eine Trade-Sperre gibt es nicht. So besteht die Chance, dass Detroit mit einem weiteren Deal früher oder später noch einen Pick herausholen kann.
Im Gegensatz zu den Jazz haben die Pistons mit Cunningham, Ivey und Duren bereits ihren Kern für den Rebuild und stehen weniger unter Druck, sofort so viele Spiele wie möglich zu verlieren.
Detroit Pistons: Der Kader für 2022/23
Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Jaden Ivey | Cade Cunningham | Saddiq Bey | Bojan Bogdanovic | Jalen Duren |
Cory Joseph | Killian Hayes | Alec Burks | Marvin Bagley III | Isaiah Stewart |
Kemba Walker | Hamidou Diallo | Isaiah Livers | Kevin Knox | Nerlens Noel |
- | - | Rodney McGruder | - | - |