Week 1 in der NFL endet traditionell mit dem Monday Night Double-Header: Los geht's in Detroit, wo die Lions Sam Darnold und die New York Jets empfangen. Zum Abschluss gibt's dann ein äußerst spannendes Duell: Die zuletzt intensiv diskutierten Oakland Raiders treffen auf Vorjahres-Shootingstar Los Angeles - was hat Oakland den Rams entgegen zu setzen? Beide Spiele gibt's in der Nacht auf Dienstag live auf DAZN.
Preview Detroit Lions - New York Jets (Di., 1.10 Uhr live auf DAZN)
mySPOX-User Vizzy: Die Jim-Caldwell-Ära in Detroit ist zu Ende, trotz der sportlich gesehen besten Phase der Neuzeit soll Matt Patricia das allseits bekannte Ziel endlich in Angriff nehmen: Den Playoff-Sieg. Dabei sieht das Fundament sehr solide aus: Die O-Line ist endlich gesund und konnte eine Offseason zusammen trainieren, außerdem holte man im Draft noch Guard Frank Ragnow.
Das jahrelang miserable Run-Game wurde durch LeGarette Blount und Kerryon Johnson verstärkt und mit Golden Tate und Marvin Jones genießt man noch immer den Luxus, außergewöhnlich gute Receiver in seinen Reihen zu wissen. Die Defense tat sich zwar in der bisherigen Vorbereitung schwer, aber das war unter dem neuen und anspruchsvollen System von Patricia zu erwarten.
In der Defensive Front hat man generell zwar ein Qualitätsproblem, die Secondary ist dafür mit insbesondere Darius Slay und Glover Quin stark besetzt. Aber: gegen den Pass war die Lions Defense laut DVOA auf Rang 16 und die Run Defense auf Rang 26 platziert, an und für sich also wenig überzeugend.
Tatsächlich gibt es beim Spiel gegen die Jets einen entscheidenden Grund, warum das Heimteam mit einem Sieg in die neue Saison starten wird: Matthew Stafford.
Das Duell der Quarterbacks: Stafford schlägt Darnold
Seit Cooter Offensive Coordinator ist, hat sich Stafford trotz des fehlenden Run Games zu einem Quarterback entwickelt, der an die Riege der Elite-QBs anklopft. In 41 Spielen brachte Stafford 66,3 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler, für 11.169 Yards, 73 Touchdowns, 24 Picks und ein Passer Rating von 98,2. Seine Adjusted Net Yards pro Passversuch stiegen auf 7,01 in 2017 - Top 8 - und das ohne ein wirkliches Run Game.
Die Preseason verlief für seinen Gegenüber Sam Darnold so vielversprechend, dass dieser sich gegen seine Konkurrenz durchsetzen konnte und als einziger Rookie Quarterback in Week 1 starten darf. Hier liegt jedoch das Problem: Darnold ist ein Rookie. Er muss direkt beim Monday Night Football vor den Augen der Nation liefern.
Beim Blick auf die Offensive Seite des Jets-Kaders gibt es zusätzlich nicht viel, das Hoffnung machen würde. Klar, der Receiving Corps ist mit Anderson, Pryor, Kearse und Enunwa solide, auch Crowell war bei den Browns unterschätzt, doch der Blick auf die Offensive Line dürfte Jets Fans im Hinblick auf Darnolds Debüt Sorgen bereiten. 2017 kreierte deren Line 3,40 Adjusted Line Yards laut DVOA (Rang 29) und man ließ 52 Sacks zu.
Darnold mag eine große Karriere vor sich haben, aber in dieser Situation wird sich der derzeit bessere Quarterback durchsetzen - und der heißt Matt Stafford.
Adrian Franke (SPOX): Dagegen zu argumentieren ist nicht einfach. Ja, die Lions-Offense sollte die beste Unit auf dem Feld sein - aber auch Detroits Pass-Rush wird der Jets-Line nicht gerade den Angstschweiß auf die Stirn treiben. New York sollte in der Lage sein, Darnold gut zu schützen und in Kombination mit den Route-Kombinationen und dem Timing-Passspiel der neuen West Coast Offense der Jets darf man erwarten, dass sich Lücken und einfache Reads für Darnold auftun.
Und es gibt auch einige Matchups, die New York gezielt attackieren könnte. Etwa Bilal Powell im Passspiel gegen Detroits Linebacker. Oder die Physis von Terrelle Pryor und Quincy Enunwa sowie die Geschwindigkeit von Robby Anderson in Underneath-Matchups.
Die Jets sollten zumindest in der Lage sein, zu punkten und das Spiel offen zu halten - auch im Run Game, gegen diese Front. Die Jets werden sicher versuchen, Darnold bestmöglich zu entlasten; neben Screen- und Play-Action-Pässen hat das Run Game dabei eine zentrale Bedeutung.
Jets-Defense: Woher kommt der Pass-Rush?
Bitter aus Sicht von Gang Green: Defensiv kann man die gleichen Fragen stellen wie beim Week-1-Gegner. Schon seit Jahren, im Prinzip schon seit Rex Ryan suchen sie bei den Jets dominante Edge-Rusher. Diese Suche geht auch 2018 weiter, die gute Nachricht für alle Jets-Fans: New York ist womöglich in diesem Jahr so gut wie noch nie aufgestellt, um Todd Bowles' Defense-Scheme umzusetzen.
Bowles' Idee besteht vor allem aus Man Coverage und aggressiven Blitz- und Pressure-Paketen. Dafür benötigt er eine dominante Secondary; falls Morris Claiborne die Vorjahres-Leistungen bestätigen kann, könnte diese Voraussetzung mit Claiborne, Buster Skrine und Free-Agency-Neuverpflichtung Trumaine Johnson gegeben sein.
Das würde es Bowles erlauben, mit seinem Safety-Duo - womöglich schon bald das Prunkstück dieser Defense - flexibel zu agieren und seine Blitze aggressiv zu spielen. Das sollte die beste Chance für die Jets sein, um Detroit unter Druck zu setzen und möglicherweise Fehler zu provozieren. In Kombination mit einer - im Idealfall - den Ballbesitz kontrollierenden Offense könnte das die Grundlage für eine Überraschung zum Auftakt sein.
Preview Oakland Raiders - Los Angeles Rams (Di., 4.20 Uhr live auf DAZN)
mySPOX-User DanMarinoseinSohn: Wenn die Los Angeles Rams am frühen Morgen deutscher Zeit zum ersten Spiel der neuen NFL Saison das Turf betreten, dann mit dem großen Stempel des Contenders. Zugleich wird man aber auch zum ersten Mal seit Januar die Starting Offense der Rams sehen, da Head Coach Sean McVay einen Großteil der Spieler in der Preseason schonte.
Daher darf man gespannt sein, ob die Rams direkt ihre potentielle Powerhouse-Offense auf das Feld bringen werden, die mit Brandin Cooks über die Off-Season einen weiteren spannenden Playmaker gewonnen hat, der das Feld ähnlich lang machen wird wie Sammy Watkins. Die Hoffnung liegt hier aber klar darauf, dass die Chemie zwischen Goff, der in sein drittes Jahr geht, und Cooks besser funktioniert als zu Watkins, in dessen Richtung nur 3 von 15 Pässen mit mindestens 20 Air Yards ankamen.
Im Backfield wartet der mit einem neuen Megavertrag ausgestattete Todd Gurley, der in McVays Offense vergangene Saison der Fixpunkt der Offense war. Daran dürfte sich wenig ändern, gibt er Goff neben seinen Runs schließlich auch ein verlässliches Ziel für sichere Pässe. Ob es diese überhaupt braucht, mag man nach dem Trade von Khalil Mack bei dem verbleibendem Pass-Rush der Raiders sogar in Frage stellen dürfen.
Zumal die Offensive Line der Rams letzte Saison mit einer Adjusted Sack Rrate von 5,6 Prozent schon Top 10 im Bereich Pass-Protection war. Lediglich Right Guard Jamon Brown fehlt in Oakland wegen einer Sperre. Ansonsten kann man auch hier auf das Personal der Vorsaison zurückgreifen.
Rams-Defense: Donald und Suh endlich zusammen
In der Defensive haben die Rams mit der Verlängerung von Defensive Tackle Aaron Donald noch für die nötige Ruhe vor der Saison gesorgt. Er wird neben dem neu verpflichteten Ndamukong Suh den gegnerischen Quarterbacks das Leben schwer machen. Speziell Derek Carr offenbarte in der Vorsaison einige Probleme gegen Pressure und wurde sehr schnell hektisch.
Hierauf dürfte der Gameplan der Rams liegen, um vor allem zu verhindern, dass Carr schnelle Pässe an den Mann bringen kann. Mit den Verpflichtungen von Aqib Talib und Marcus Peters hat man zumindest die Secondary auf dem Papier nochmal ordentlich aufgewertet.
Dennoch bestehen Fragezeichen bei den Linebackern, da zusätzlich der Einsatz von Mark Barron für das Spiel in Oakland fraglich ist. Defensive Coordinator Wade Philipps gebührt hier dennoch der Benefit of the Doubt, dass er die vermeintliche Schwäche weitestgehend kaschieren kann.
Da ein großer Teil der Starter in der Preseason nicht gespielt hat, kann man davon ausgehen, dass der Auftritt noch etwas eingerostet sein wird. Aber im Gesamten sind die Rams ein viel besseres Footballteam als die derzeitigen Raiders und es hat ein bisschen den Anschein, als spielt hier die neue gegen die alte Footballwelt. Ich sehe die Rams als klaren Sieger. Selbst drei Scores Differenz wäre wenig überraschend.
Adrian Franke (SPOX): Für die Raiders zu argumentieren ist natürlich alles andere als einfach - nicht umsonst waren sie eines der Themen der vergangenen Wochen. In meinen Augen ist es so: Gruden hat erkannt, dass dieses Team noch mindestens zwei bis drei Jahre von ernsthaften Titelchancen weg ist, und deshalb räumt er jetzt auf und investiert in die Zukunft.
Für mich ist es aber selbst in diesem Szenario trotzdem ein großer Fehler, einen Spieler wie Khalil Mack dabei abzugeben; die finale Bewertung des Trades wird einige Jahre auf sich warten lassen müssen, bis wir wissen, was aus den ertradeten Picks wird. Zunächst ist klar: Oaklands Defense wurde viel schlechter.
Währenddessen scheint es Grudens Plan zu sein, ein Team aufzubieten, das vorübergehend zumindest NFL-tauglich ist, ehe der Umbruch vollzogen ist - was Verpflichtungen wie die von Jordy Nelson oder Doug Martin erklärt. Zugegeben: Die Verpflichtungen des schon wieder entlassenen Martavis Bryant sowie von A.J. McCarron passen da nicht rein.
Welche Qualitäten also, ganz nüchtern betrachte, sollte das Team, das Gruden 2018 aufbietet, mitbringen? Tatsächlich erwarte ich eine bessere Offense, mit klareren Strukturen, einem klaren Scheme sowie einem Zone Run Game, in dem Marshawn Lynch glänzen kann. Das Scheme sollte zu Derek Carr passen, Amari Cooper muss jetzt aber an Konstanz zulegen.
Raiders vs. Rams: und die Defense?
Möglicherweise erwischt das die Rams einige Male auf dem falschen Fuß. Oaklands Interior-Line ist gut, und die Rams haben bei den Edge-Rushern nicht gerade furchteinflößendes Personal. L.A. wird sich auf Donald und Suh verlassen (müssen), können die Raiders hier standhalten, dann könnte Oaklands Offense gegen die neu zusammengestellte Rams-Defense überraschen und die Raiders länger im Spiel halten, als im Vorfeld von vielen vermutet.
Denn, und so weit kann man sicher sein - die Raiders werden es brauchen. Nachdem man mit Mack nicht nur seinen besten Verteidiger, sondern seinen besten Spieler überhaupt abgegeben hat, werden die Fragezeichen gerade gegen den Pass noch größer. Ja, die Defense war auch mit Mack schlecht - sie war ohne ihn aber noch viel schlechter. Und jetzt werden die Probleme in der Secondary wahrscheinlich noch viel mehr entblößt.
Was wäre also ein Weg für die Defense? Eine gute Mischung aus Aggressivität und Post-Snap-Shifts, beides traue ich dem neuen Defensive Coordinator Paul Guenther zu. Oakland muss Wege finden, um Goff unter Druck zu setzen, gerade was seine Pre-Snap-Reads angeht. Gelingt es den Raiders, Goff hier zu verwirren, ist vielleicht der eine oder andere Turnover drin. Oakland wird sie brauchen.
Meistgelesene Artikel
Das könnte Dich auch interessieren

.jpg?quality=60&auto=webp&format=pjpg&width=317)

