Larry Fitzgerald gelingt ein Spiel für die Ewigkeit, Julian Edelman verleiht Tom Brady und Co. Kraftstoff. Die Packers liefern ein unfassbares Highlight sowie einen Almost-Beckham, auch Alex Smith gibt alles. Außerdem: Ein Hit der Woche aus ungeahnter Richtung, eine historische Halbzeit und die Manning-Eigenkreation mit Potential. In Kansas City laufen die Uhren derweil etwas anders - zum Leidwesen aller Chiefs-Fans.
Das Fail der Woche: Kansas Citys Zeit-Management. Viele dürften den berühmten Song der TV-Serie "Pink Panther" noch bestens aus der eigenen Kindheit in Erinnerung haben: "Wer hat an der Uhr gedreht - ist es wirklich schon so spät?" Ein Satz, der Chiefs-Coach Andy Reid beim Duell mit den Patriots gleich mehrfach durch den Kopf gegangen ist. Oder, besser gesagt: Durch den Kopf hätte gehen sollen. Stattdessen war das Time-Management seines Teams eine Katastrophe. Und das selbst, wenn man die eine oder andere verschwendete Timeout außen vor lässt.
Vor allem der (unnötigerweise letzte) Kansas-City-Drive, der mit noch 6:29 Minuten auf der Uhr begann, war desolat. Ein 16-Play-80-Yard-Drive, der mit einem Touchdown endete - liest sich zunächst gut. Bedenkt man aber, dass Kansas City mit 14 Punkten hinten lag und der Drive 5 Minuten und 16 Sekunden (!!) auffraß, muss man das Play-Calling schon gewaltig hinterfragen. Kurze Pässe, kurze Runs, Spieler, die im Feld getackelt werden und ein Huddle (!) nach der 2-Minute-Warning.
Von einer 2-Minute-Offense war keine Spur. Es wirkte fast eher, als wollten die Chiefs Zeit von der Uhr nehmen und so mussten sie, nach dem Touchdown, den Onside Kick versuchen. Der Ausgang ist bekannt, Reid sprach anschließend davon, dass man aus diesem Spiel "lernen" werde. Insofern kann man für die Fans in KC, um im Pink-Panther-Thema zu bleiben, nur hoffen, dass auch der abschließende Spruch aus der Serie eintrifft: "Heute ist nicht alle Tage. Ich komm wieder, keine Frage."
Das Comeback der Woche: Julian Edelman. Auch wenn die beiden Touchdown-Pässe von Brady beim Sieg über die Chiefs auf Gronkowski gingen: Edelmans Rückkehr gab dem Motor dieser Patriots-Offense den dringend benötigten Treibstoff.
Die mitunter durchwachsenen Vorstellungen im Schlussspurt der Regular Season ließen sich vor allem an zwei Dingen festmachen: Die angeschlagene O-Line hielt nicht Stand, weil Brady den Ball nicht schnell genug weg bekam. Und: Brady bekam den Ball nicht schnell genug weg, weil ihm seine dafür wichtigste Waffe fehlte.
Das änderte sich schlagartig, als Edelman am Samstag nach überstandenem Fußbruch sein Comeback gab. Das spektakuläre Kurzpassspiel war wie auf Knopfdruck zurück, Brady und Edelman schnell im, für New England so wichtigen, gemeinsamen Rhythmus. Auch wenn der Receiver mit vier Drops noch ein wenig Rost nach der langen Pause offenbarte, so ist er doch für den weiteren Verlauf der Playoffs ein wesentlicher X-Faktor in Foxborough. Kleines Bonbon für alle Freunde der Statistik: Mit Edelman auf dem Platz haben die Patriots 21 ihrer letzten 22 Spiele gewonnen.
Der Almost-Catch der Woche: Randall Cobb. Es war fast schon auf Odell-Beckham-Jr-Level, was Packers-Receiver Randall Cobb früh im Duell mit den Arizona Cardinals gelang.
Im Fallen, mit einem Cornerback, der ihn behinderte und ihm die Sicht nahm, lieferte Cobb einen sensationellen einhändigen Catch, der Green Bay an der 5-Yard-Line in Position brachte. Oder vielmehr: Gebracht hätte. Ein Regelverstoß noch vor dem Snap (Green Bay hatte sich nicht richtig aufgestellt) verhinderte, dass Cobbs Mega-Catch zählte.
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Und das Drama endete nicht etwa mit der Annullierung des Catches. Vielmehr war kurz darauf zu sehen, wie Cobb an der Seitenlinie Blut spuckte. Der spektakuläre Catch hatte als Tribut eine Lungenprellung gefordert - und das Spiel war für den Receiver vorzeitig beendet. Immerhin gab es aber nach der Niederlage in der Wüste dann auch eine positive Nachricht: Noch am Sonntagabend konnte Cobb das Krankenhaus wieder verlassen.
Das Play der Woche I: Alex Smith. Bei aller Kritik an konservativer Spielweise und schlechtem Umgang mit der Uhr: An Quarterback Alex Smith lag es nicht, dass Kansas City in Foxborough den Kürzeren zog. Sein merklich angeschlagener Top-Receiver Jeremy Maclin konnte lediglich 34 Snaps absolvieren und war kein Faktor, vom Running Game und von der O-Line kam immer weniger, je länger das Spiel lief.
So musste Smith 50 (!) Pässe werfen. Das ist nicht nur ein persönlicher Karriere-Höchstwert, es ist aus Chiefs-Sicht auch eine Formel für Niederlagen. Und doch ließ Smith nichts unversucht. Mit seinen 44 Rushing-Yards war er Kansas Citys zweitbester Runner, in der Pocket versprühte er darüber hinaus gar ein wenig Magie.
Kurz vor Ende des dritten Viertels wich Smith drei Pass-Rushern wie im Videospiel aus und brachte den Pass bei Third Down auf Jason Avant an. Jener Drive endete für KC mit dem Touchdown zum 13:21. Viel enger sollte es aber (siehe erster Punkt) nicht mehr werden.
Der Star der Woche: Larry Fitzgerald. Dass Larry Fitzgerald ein zukünftiger Hall-of-Famer ist, dürfte ligaweit kaum jemand bestreiten. Dass er sein Spiel in den Playoffs nochmals auf ein anderes Level heben kann, weiß man seit jenem Cardinals-Super-Bowl-Run vor sieben Jahren, als Kurt Warner die Offense anführte.
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Doch auch mit diesem Wissen im Hinterkopf war es eine besondere Leistung, die der Receiver am Samstag gegen die Packers ablieferte. Acht Receptions, 176 Yards und der Game-Winning-Touchdown standen im Boxscore zu Buche. Es war Fitzgerald, der eine wackelnde Offense an sich riss und trug, umso passender war es, dass (außer dem Center) abgesehen von Palmer und Fitz kein anderer Spieler den Ball in der Overtime berührte.
Der 75-Yard-Run, als Palmer spektakulär aus der Pocket entkam und seinen freien Receiver fand, war purer Wille, der Touchdown-Shovel-Pass anschließend das passende Ende. Ein Spielzug, den Arizona seit Monaten geübt hatte. "Meine Augen haben geleuchtet, als der Spielzug angesagt wurde", grinste Fitzgerald anschließend. Im Championship Game in Carolina wird es wieder auch auf ihn ankommen. Dieses Team braucht seinen Leader in den Playoffs mehr denn je.
Das Play der Woche II: Green Bays Hail Mary. Es ist extrem schwer, ein Spiel per Hail Mary zu gewinnen oder auszugleichen. Nicht wenigen Quarterbacks bleibt dieser Adrenalinrausch in ihrer kompletten NFL-Karriere verwehrt - Packers-QB Aaron Rodgers durfte das Gefühl in dieser Saison gleich zwei Mal genießen.
Nachdem ihm das Kunststück eines Game-Winners per Hail Mary bereits gegen die Detroit Lions gelungen war, legte A-Rod gar noch einen drauf: Er wiederholte das Ganze in den Playoffs. Zunächst warf er bei Fourth Down eine 61-Yard-Bombe auf Jeff Janis, fünf Sekunden vor dem Ende ließ er den Hail-Mary-Touchdown erneut auf Janis feuern. Wie schon gegen Detroit konnte sich ein Packers-Receiver vor den Cornerbacks in der Endzone in Position bringen und den Ball fangen.
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Doch wie Rodgers diesen Pass überhaupt weg bekam, war alleine schon das Eintrittsgeld wert. Arizona entschied sich für einen Blitz, der verhinderte, dass A-Rod zur rechten (und somit als Rechtshänder zu seiner bevorzugten) Seite ausweichen konnte. Notgedrungen zog er nach links und unmittelbar bevor Markus Golden ihn erwischte, brachte er den Ball weg. Ein unfassbarer Wurf, eine unfassbare Leistung, die unterstrich, warum Rodgers noch immer der beste Quarterback der NFL ist.
Der Hit der Woche: Danny Amendola. Der härteste Hit der Divisional Round kam nicht etwa von James Harrison, Von Miller oder Dont'a Hightower. Es war vielmehr Patriots-Receiver Danny Amendola - der für gewöhnlich selbst derjenige ist, der beim Punt-Return oder bei einem Pass-Spielzug hart zu Boden geht.
Bei einem Chiefs-Punt drehte Amendola am Samstag den Spieß allerdings um, und das mit einem Knall. Als Cornerback Jamell Fleming den Punt kurz vor der Patriots-Endzone stoppen wollte, nietete ihn Amendola kurzerhand komplett um. Ja, Amendola darf in dieser Szene blocken und ja, der Hit per se (Schulter gegen Brust) war clean. Eine derartige Härte war allerdings nicht notwendig, was auch die Strafe der Refs zog.
Die Transformation der Hawks-Offense: "Come on, Russ - Take Over!"
Weil sich die Szene aber bereits an der 5-Yard-Line ereignete, gab es lediglich eine 2-Yard-Penalty und Amendola erklärte: "Sollte ich eine Strafe bekommen, werde ich dagegen vorgehen. Uns wird beigebracht, das zu machen. Wenn ich ihn blocke und der Ball in die Endzone fällt, ist es ein Big Play."
Die Halbzeit der Woche: Carolina Panthers. Noch nie hatten die Panthers in einem Playoff-Spiel 30 Punkte auf die Anzeigetafel bekommen. Gegen Seattle brauchten sie lediglich etwas über 23 Spielminuten, um diese Marke zu knacken. Ob Jonathan Stewarts Mega-Run zum Auftakt, der Pick-Six von Linebacker Luke Kuechly oder der spektakuläre Touchdown-Catch von Greg Olsen: Es funktionierte, kurz gesagt, einfach alles.
Vieles von diesem dominanten Auftritt war auf die Duelle an der Line of Scrimmage zurückzuführen. Carolina war hier offensiv wie defensiv zunächst klar überlegen, was zum einen Wege im Running Game öffnete und zum anderen der Hawks-Offense jeden Rhythmus nahm.
Oder wie es Fullback Mike Tolbert ausdrückte: "Zu Saisonbeginn hat uns außerhalb des Teams niemand eine Chance gegeben, und das blieb auch im Laufe der Saison so. Wir haben aber nicht darauf gehört und das heute hat jedem gezeigt, was für ein Team wir sind." Die nächste Chance das zu untermauern: Das NFC-Championship-Game gegen Arizona am Sonntag.
Der Bulldozer der Woche: Eddie Lacy. Anfang des dritten Viertels war es endlich so weit: Endlich einmal öffnete sich eine große Lücke in der Run-Defense der Cardinals, endlich einmal konnte Green Bays Eddie Lacy losmarschieren. Ein explosiver Antritt, ein beeindruckender Spin Move - und plötzlich war Lacy alleine im offenen Feld!
Mit keinem Verteidiger im Umkreis von über zweieinhalb Metern um sich herum machte sich Lacy auf in Richtung Endzone, ehe ihm aber relativ schnell der Saft ausging. So machten am Ende natürlich wieder Witze über Lacys vermeintliche (und früher in der Saison bereits mehr als ausführlich thematisierte) Gewichtsprobleme die Runde. Unter dem Strich stand aber der zweitlängste Lauf in der Packers-Playoff-Geschichte und der längste Run Lacys eigener Karriere.
Das Zitat der Woche: Cam Newton. Als "Butt-tight" bezeichnete Panthers-QB Cam Newton den konservativen, teilweise scheinbar ängstlichen Auftritt seiner Panthers in der zweiten Hälfte so passend: "Du musst einfach einen Weg finden, wieder in deinen Rhythmus zu kommen. Wir sind ein wenig dafür bekannt, den Fuß vom Gas zu nehmen. Wir brauchen diesen Killer-Instinkt."
Schon in der Regular Season hatten die Panthers vermeintlich klare Führungen gegen die Colts, die Packers und die Giants fast noch hergegeben, gegen Seattle blieb Carolina über die letzten gut 36 Spielminuten ohne eigene Punkte. Stattdessen kamen die Hawks mit 24 eigenen Punkten zurück und es brauchte einen schwierigen Catch von Thomas Davis beim Onside Kick kurz vor Schluss, um das Spiel nicht komplett kippen zu lassen.
"Ich wollte das Spiel in der zweiten Hälfte so nicht spielen. Ich wollte aggressiver sein", gab auch Coach Ron Rivera zu. Tatsächlich aber wurden die Blitzes weniger, die Coverage weicher und die Offense wesentlich konservativer. Ein Ansatz, der sich gerade in den Playoffs durchaus rächen kann. Die Seahawks kamen dem Comeback deutlich näher, als irgendwer nach den ersten eineinhalb Vierteln erwartet hätte.
Die Eigenkreation der Woche: Der Manning-Slide. Die Offense der Denver Broncos hat nach wie vor einige Baustellen. Zwar reichte es gegen eine lädierte Steelers-Offense zum Heimsieg, viel Glanz war da aber nicht dabei. Stattdessen verzeichnete Pittsburghs Offense insgesamt 396 Yards - während Denvers Offense bedenklich wackelte. Zwar vermied Manning (im Gegensatz zur ersten Saisonhälfte) die kostspieligen Turnover, trotzdem war er wacklig in der Pocket und inkonstant im Passing Game. Die unfassbar vielen Drops seiner Receiver halfen natürlich wenig.
Ob aber ein Manning als Game-Manager mit guten Pre-Snap-Calls reicht, um die Patriots zu schlagen, bleibt abzuwarten. Tatsache ist: Manning hatte in seiner Playoff-Karriere acht Drives die innerhalb der gegnerischen 33-Yard-Line starteten. Drei davon gab es am Sonntag. Das Resultat daraus? Drei Field Goals.
Zumindest aber bleibt der 39-Jährige kreativ und lieferte mal eben einen neuen Spielzug: Der Manning-Slide mit anschließendem Pass. Wie er es nur zu gerne macht, rutschte Manning auch gegen die Steelers zu Beginn des Schlussviertels (vermeintlich) zu Boden, um einen Hit zu verhindern. Die Verteidiger hakten den Spielzug bereits als Sack ab, als Manning plötzlich wieder aufstand - und den Pass warf! Das Resultat waren viele Fragezeichen, ein Play, das per Regel nicht per Video überprüft werden kann und der bis dahin längste Spielzug der Partie.
Das Kuriosum der Woche: Der Münzwurf. Als ob das Duell zwischen Green Bay und Arizona nicht schon so verrückt genug gewesen wäre - Referee Clete Blakeman wollte unbedingt noch seinen eigenen Beitrag leisten. Beim Münzwurf vor der Overtime gelang ihm so ein besonderes Kunststück: Die von ihm geworfene Münze drehte sich nicht in der Luft! Eine skurrile Szene, Blakeman musste nochmal ran.
Beide Male gewannen übrigens die Cardinals - was der Liga womöglich einen Skandal erspart hat. Denn im Regelbuch gibt es keine Passage, die für einen solchen Fall einen erneuten Münzwurf vorschreibt. Die NFL erklärte kurzerhand: "Der Schiedsrichter hat sein Urteilsvermögen genutzt und entschieden, dass die sportliche Fairness einen erneuten Münzwurf verlangte." Kleines Detail: Blakeman vergaß im Eifer des Gefechts, die Packers zu fragen, ob sie beim zweiten Wurf womöglich von Zahl auf Kopf umschwenken wollen. Die frustrierte Erklärung von Quarterback Aaron Rodgers: "Ich denke, er wollte diese Peinlichkeit schnell überspielen."