"20 Punkte aufs Scoreboard zaubern"

Stefan PetriVon Adrian Franke
01. Februar 201618:42
Panthers-Quarterback Cam Newton (l.) und Broncos-QB Peyton Manninggetty
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Im Super Bowl 50 treffen die Carolina Panthersin der Nacht auf Montag (ab 0.30 Uhr im LIVETICKER) auf die Denver Broncos. Wer hat die besseren Karten im Duell Offense-Defense? Ist MVP-Favorit Cam Newton aufzuhalten - und welche Chancen hat Peyton Manning? Im letzten Coin Toss der Saison diskutieren die mySpox-User SoEinSatansbraten und DavidSilva21x3mit den Redakteuren Adrian Franke und Stefan Petri.

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Die Broncos-Offense - mySpox-User SoEinSatansbraten: Ich gebe es zu: Es ist nicht einfach, schlagkräftige Argumente für die Offensive der Broncos zu finden. Zu zahm war der Angriff der Wildpferde in dieser Spielzeit, zu schwach waren die Leistungen von Peyton Manning. Es gibt sie trotzdem - man muss nur etwas länger suchen. Natürlich ist die Abwehr der Panthers ein dickes Brett. Sowohl in der Lauf- als auch in der Passverteidigung ist Carolina nur sehr schwer zu besiegen.

Trotzdem bin ich überzeugt, dass Denvers Angriff mindestens 20 Punkte aufs Scoreboard zaubern wird. Warum? Weil Manning zwar nicht mehr den Arm eines NFL-Quarterbacks hat, seine Akribie und Sachverstand suchen jedoch weiterhin ihresgleichen. Die zweiwöchige Pause wird er also wieder gezielt nutzen, um die (wenigen) Schwachstellen des Gegners zu sezieren.

SPOXspoxEs wird aber gleichzeitig unabdingbar sein, dass Denvers O-Line gegen die massive Front Seven des Gegners besteht und das Laufspiel um C.J. Anderson aufgezogen werden kann. Wie schon viele Gegner in dieser Saison werden der herausragende Luke Kuechly und seine Leute versuchen, Peyton die kurzen Pässe wegzunehmen. Sofern Denver jedoch frühzeitig einige erfolgreiche Läufe einstreuen kann, dann wird man Carolina mit Play Action Pässen vor Probleme stellen. Wenn der Sheriff dann noch der ein oder andere längeren Ball tatsächlich an den Mann bringt, umso besser.

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Der Großteil der Angriffsspieler stand außerdem bereits vor zwei Jahren im Super Bowl und kennt somit diese besondere Situation. Die Panthers müssen hingegen noch beweisen, dass sie der Herausforderung gewachsen sind. Wenn Denver diese Anfangsnervosität ausnutzen kann, dann wäre der Grundstein für einen Erfolg gelegt. Die Seahawks haben in der Divisional Round in der zweiten Halbzeit außerdem bewiesen, dass die Abwehr von Carolina längst nicht immer sattelfest ist.

Die Panthers-Defense - mySpox-User DavidSilva21x3: Sowohl nach DVOA (Defense Adjusted Value over Average), als auch nach dem Defense Efficiency Ranking von ESPN liegt Carolinas Defense um Luke Kuechly jeweils auf Rang zwei hinter den Broncos und stellt so rein laut Statistik das größere Mismatch für Manning und Co. dar, als Denvers Defense für die Panthers-Offense.

In erster Linie wird es darauf ankommen, welche Unit das Duell an der Line für sich entscheiden kann. In den Spielen gegen Seattle und Arizona ging dieses Duell ganz klar an die Panthers, die besonders zu Beginn extrem aggressiv agierten und die gegnerischen Lines so im ersten Viertel förmlich überrannten. Gelingt es der Defensive Line, ähnlich viel Druck auf Manning zu machen, wird man auch den Altmeister zu Fehlern zwingen.

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Und diese Fehler führen gegen Carolinas Defense nicht selten zu Ballverlusten. Mit insgesamt 39 forcierten Turnovern führte man die Liga in der Regular Season an. Immer wieder schafft es die Defense so, der eigenen Offense ein kurzes Feld zu geben oder gleich selbst zu scoren. Zwar konnte Manning seit seinem Comeback derartige Fehler wieder minimieren, allerdings sollte man bei aller Euphorie nicht die zahlreichen unterworfenen Pässe vergessen, die sich gerade gegen eine solche Defense schnell rächen könnten.

Denvers Offense baut mit Manning als Game Manager vor allem auf das Run Game (nur 3,3 Yards pro Carry in den Playoffs) und ist auf Big Plays von C.J. Anderson oder Ronnie Hillman angewiesen. Nimmt man ihnen diese Big Plays, was dank einer starken Line und dem Linebacker-Korps nicht unwahrscheinlich ist, wird es für Denver sehr schwer zu scoren. Zusätzlicher Bonus: Kuechlys Anpassungen vor dem Snap stehen denen des Sheriffs in nichts nach.

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Die Panthers-Offense - Adrian Franke (SPOX): Gegen Arizona genau wie auch zuvor gegen Seattle, beides Teams mit eher weiter oben anzusiedelnden Defenses, haben die Panthers gezeigt, wozu sie auch offensiv in der Lage sind: Ein extrem kreatives Running Game, das sich voll an den Stärken von Quarterback Cam Newton orientiert, gepaart mit langen Pässen zu den schnellen Ted Ginn und Philly Brown sowie jede Menge Bälle über die Mitte zu Tight End Greg Olsen.

Dieses Konzept funktioniert aufgrund seiner Vielseitigkeit und seiner Einzigartigkeit. Noch nie gab es einen Quarterback, der so gezielt physische Runs über die Mitte wagt und gleichzeitig mit einem auch auf vereinzelte Big Plays ausgelegten Passspiel Defenses schlagen kann. Newton stellte in der Regular Season einen neuen Karriere-Bestwert für TD-Pässe auf (35) und war mit 636 Rushing-Yards der Top-Läufer unter den Quarterbacks. Und genau das wird auch den Broncos ernsthafte Probleme bereiten.

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Im Gegensatz zu New England, das mit seinem passlastigen Ansatz und der anfälligen eigenen Offensive Line den Broncos durchaus auch in die Karten spielte, verfügt Carolina über ein gutes Running Game - mehr noch, es ist das Herz dieser Offense. Der Newton-Faktor und damit einhergehend die vielen Option-Spielzüge werden es der guten Broncos-Run-Defense erschweren, den eigenen Pass-Rush (wie gegen die Patriots) mit vier oder gar nur drei Spielern zu betreiben.

Denver muss hier seine Linebacker stärker in die Pflicht nehmen, was wiederum Wege für Olsen über die Mitte freimacht. Gleichzeitig ermöglicht es den Panthers, mit Play Action zu agieren - ein Element, das New England aufgrund seines nicht existenten Running Games komplett fehlte. Ganz zu schweigen davon, dass Carolinas O-Line in deutlich besserer Verfassung ist als die der Patriots. Unter dem Strich haben die Panthers zu viele Waffen, auch wenn Denvers starke Front Seven für ein enges Spiel sorgen kann.

Die Broncos-Defense - Stefan Petri (SPOX): Nicht nur die Front Seven, Adrian. Das ist der Pluspunkt, der für die Broncos-Defense spricht: Sie bietet keine Schwächen. Selbst wenn die Front Seven mal nicht sticht, hat man immer noch eine sensationelle Secondary, die Receiver abmelden und es Cam Newton so sehr schwer machen kann.

Es wird darauf ankommen, ob die beiden Safeties T.J. Ward und Daran Stewart ihre Verletzungen vom Championship Game rechtzeitig auskurieren können. Wenn, dann könnte es gelingen, Greg Olsen mit Hilfe der Linebacker in Schach zu halten - und sollte Olsen mal an den Seitenlinien aufgestellt sein, wäre sogar Aqib Talib eine gute Waffe gegen ihn. Das ließe dann nur noch die schnellen Receiver wie Ginn oder Brown, aber Chris Harris sollte seine Verletzung am Arm weitestgehend auskuriert haben - und die Panthers-Receiver sind zwar pfeilschnell, aber dafür nicht körperlich überlegen oder sehr variabel in ihren Routes. Ein Pluspunkt für die Secondary.

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Verhindert man so die Big Plays - und Roethlisberger und Brady gelang in zwei Spielen gerade mal ein Touchdown-Pass gegen Denver -, verlagert sich der Fokus auf das Running Game. Dort bietet Carolina zwar sicherlich mehr als New England, aber die Run Defense hat schon das ganze Jahr über brilliert (3,3 Yards pro Carry). Newton und Co. agieren oft aus einer "Max Protection", also mit sechs oder sieben Mann in der O-Line. Gegen weniger Receiver können die Linebacker näher heranrücken und eventuelle Lücken für Stewart schließen.

Bleibt Cam Newton, sicherlich einzigartig in seinen Fähigkeiten. Aber Defensive Coordinator Wade Phillips hat bereits bewiesen, dass er gegen das ultraschnelle Passing Game der Pats bestehen kann. Newton bietet mehr Zeit in der Pocket - also womöglich auch mehr Zeit für Miller, Ware und Konsorten. Kann man ihn in der Pocket halten - vielleicht durch einen Linebacker-"Spion", sind durchaus ein paar Turnover drin. Newton steht zum ersten Mal im "Big Dance", die Erfahrung spricht für den Außenseiter.

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