Braunschweig - Leitwolf Philipp Kohlschreiber biss auf die Zähne und entpuppte sich beim Davis-Cup-Erstrundensieg gegen Südkorea trotz Wadenkrämpfen als gefeierter Alleinunterhalter.
Mit drei Siegen sorgte der im Team von Kapitän Patrik Kühnen, der auf den verletzten Thomas Haas und den nicht nominierten Nicolas Kiefer verzichtet hatte, zur Führungskraft getrimmte Augsburger fast allein für den Sprung ins Viertelfinale.
Dort wird vom 11. bis 13. April wiederum in einem Heimspiel der zweimalige Champion Spanien ein ungleich härterer Gegner sein.
Souveräne Vorstellung
Auch im Gipfeltreffen gegen den mit 66 Davis-Cup-Einsätzen erfahrenen Spitzenspieler der Gäste, Hyung-Taik Lee, zeigte der Auckland-Gewinner sein mächtig gewachsenes Selbstvertrauen und schickte den Weltranglisten-44. ungeachtet aller Schmerzen mit 6:0, 4:6, 6:1, 7:6 (7:1) vom roten Sand der Arena in Braunschweig.
"Ich bin super glücklich", sagte Kohlschreiber vor nur 2100 Zuschauern und erklärte die Probleme im vierten Satz so: "Da habe ich ein mentales Zwicken in der Wade gespürt und bin aus dem Rhythmus gekommen."
Schon tags zuvor hatte Kohlschreiber, der zum Auftakt Jae-Sung An düpiert hatte, an der Seite seines Namensvetters Philipp Petzschner die Weichen auf Sieg gestellt. Ohne jede Mühe bezwang das "Philipp- Duo" Jae-Sung An/Wong-Sun Jun mit 6:1, 6:3, 6:3. "So leicht hatte ich es mir nicht vorgestellt", sagte der Bayreuther Petzschner.
"Flo hat ihn zerstört"
Und Kollege Kohlschreiber ergänzte: "Die Chemie und Harmonie in unserem Doppel haben prima gestimmt. Wir haben sehr gut gespielt.
"Südkoreas Kapitän Young-Dai Jeon hatte auf den 32-jährigen Lee verzichtet, der sich beim Fünf-Satz-Sieg gegen Florian Mayer am Freitag ziemlich verausgabt hatte. "Der Flo hat ihn schön zerstört", meinte Doppelspieler Petzschner und lächelte dabei vielsagend.
"Trotzdem dürfen wir nicht leichtsinnig werden", mahnte Kühnen vor Kohlschreibers Match und hob aus gutem Grund symbolisch den Zeigefinger.
Letztes Einzel unbedeutend
Denn auch in Moskau im Halbfinale des Vorjahres hatte die deutsche Mannschaft nach dem Doppel geführt - und schied aus. Doch der Weltranglisten-28. trumpfte hochkonzentriert auf und jagte Lee über weite Strecken von einer Ecke des Platzes in die andere.
Bis im vierten Durchgang der Unterschenkel krampfte und Physiotherapeut Klaus Eder ordentlich zu tun bekam. Mit letzter Kraft kämpfte sich Kohlschreiber ins Ziel - und das Viertelfinale war erreicht. Das letzte Einzel wurde zur unbedeutenden Pflichtaufgabe.
Auch ohne Rafael Nadal und David Ferrer machte Spanien, das die hässlichste Salatschüssel der Welt 2000 und 2004 gewonnen hat, in Peru schon nach dem Doppel alles klar.
Positive Spanien-Bilanz
Die Bilanz gegen die Iberer ist mit 9:4 Siegen positiv. Allerdings ging die letzte Partie auf Mallorca 1997 glatt mit 1:4 verloren. Diesmal freilich wird bestimmt nicht auf Sand gespielt, sondern auf Hartplatz oder sogar auf Rasen. So wie 1994, als in Halle/Westfalen mit 3:2 der letzte Sieg gegen die Sandkönige gelang.
Halle könnte im April der Spielort sein; Hamburg und die Stadthalle in Bremen werden als weitere Kandidaten genannt.
Ob Haas dann ins Team zurückkehrt, ist ebenso wenig geklärt wie ein Comeback von Kiefer, der zuletzt vor zwei Jahren gegen Frankreich berücksichtigt worden war.
"Erstmal muss ich fit werden"
Der in Florida um die Rückkehr auf die Tennis-Tour kämpfende Haas übermittelte: "Ich werde mich mit Patrik (Kühnen, d.Red.) zusammensetzen und die Situation beraten."
Zugleich stellte der 29-Jährige aber auch klar: "Erst einmal muss ich wieder fit werden. Daran arbeite ich sehr hart und es sieht ganz gut aus."
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