Das DSV-Team erreicht auch in Ruhpolding das Podest. Ein katastrophales Stehendschießen von Benedikt Doll verhinderte mehr.
Benedikt Doll wusste genau, bei wem er sich zu bedanken hatte. Im Zielbereich umarmte der Schwarzwälder seinen Teamkollegen Philipp Nawrath fest, Deutschlands Schlussläufer klopfte dem Unglücksraben im Gegenzug aufbauend auf die Schulter: Trotz Dolls katastrophalen Stehendschießens haben die deutschen Biathleten mit dem zweiten Platz ihre Podestserie auch beim Heimspiel in Ruhpolding fortgesetzt - und einen ersten Stimmungsdämpfer in der Chiemgau-Arena verhindert.
"Es ist doch verrückt im Biathlon, dass sowas nach so vielen Jahren noch passiert", sagte ein geknickter Doll am ZDF-Mikrofon, nachdem er mit seinen Teamkollegen Justus Strelow, Johannes Kühn und Nawrath lange um den Sieg gekämpft hatte: "Ich habe mich in ein schnelles Schießen drängen lassen." Das könne der Ex-Weltmeister "besser. Die anderen haben bewiesen, dass sie das sehr gut können."
Der Rest des DSV-Quartetts nahm Doll dessen Patzer am Schießstand, die zu zwei Strafrunden geführt hatten, nicht übel. "Ich bin schon glücklich mit dem zweiten Platz", sagte Strelow nach dem vierten Podest im vierten Staffelrennen des Winters: "Uns sind leider die Fehler passiert, aber als Mannschaft haben wir trotzdem einen tollen zweiten Platz erreicht."
Auch Nawrath war zufrieden. "Dass es dennoch für das Podest reicht, zeugt von unserer Mega-Verfassung. Das gibt uns Selbstvertrauen." Am Ende fehlten 45 Sekunden auf die Seriensieger aus Norwegen.
Bei minus fünf Grad und strahlendem Sonnenschein zeigte sich Startläufer Strelow direkt an der Spitze. In der Loipe diktierte er das Tempo, am Schießstand benötigte der 27-Jährige nur beim Liegendschießen einen Nachlader. In einem engen Rennen übergab Strelow an Position eins liegend an Kühn, die Fans quittierten den tollen Start mit einem ersten "Oh, wie ist das schön".
Kühn, der zuletzt in Oberhof mit zwei Plätzen unter den ersten zehn überzeugt hatte, hielt Deutschland in der Spitzengruppe. Auch kleine Probleme beim Nachladen und ein eigens verschuldeter Sturz hielten ihn nicht lange auf, das Material funktionierte prächtig in der Loipe. Somit ging auch Doll als Führender auf die Strecke, Kühn fiel im Zielbereich völlig ausgepumpt in den Schnee. "Zu Hause ist der Druck besonders groß, vor allem in der Staffel", sagte der 32-Jährige.
Doll setzte die Konkurrenz mit einer schnellen Serie beim Liegendschießen unter Druck, Norwegen und Frankreich ließen sich aber nicht abschütteln. Beim Stehendschießen fiel dann aus deutscher Sicht dann alles auseinander, der Schwarzwälder leistete sich mehrere Strafrunden. Schockstarre im Stadion, Bundestrainer Uros Velepec schüttelte nur den Kopf.
Mit fast einer Minute Rückstand zu Norwegen nahm Nawrath die Verfolgungsjagd auf, nach dem Liegendschießen lag Deutschland wieder auf Podestkurs. Auch stehend behielt Nawrath die Nerven und verwandelte die Arena in ein Tollhaus, das Gesicht von Velepec zierte ein breites Grinsen.
Für die Männer geht es am Samstag in Bayern mit dem Sprint (14.30 Uhr) weiter, am Sonntag wartet zum Abschluss der Wettbewerbe in der Chiemgau-Arena die Verfolgung über 12,5 Kilometer (14.45 Uhr/alles ZDF und Eurosport).
Biathlon: Staffel der Herren in Ruhpolding - Endergebnis
Rang | Nation | Zeit |
1 | Norwegen | 1:09,49,6 |
2 | Deutschland | +45,0 |
3 | Italien | +58,7 |
4 | Frankreich | +1.11,0 |
5 | Österreich | +1.22,8 |
6 | Slowenien | +1.23,8 |
7 | Schweiz | +1.25,8 |
8 | Schweden | +2.08,4 |
9 | Tschechien | +2.18,2 |
10 | USA | +2.56,7 |