Stricken, Eierlikör und ein Hauch von Punk

SPOX
19. März 201211:27
Magdalena Neuner beendete nach dem dritten Gesamtweltcupsieg ihre KarriereGetty
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Magdalena Neuner hat nach dieser Saison ihre herausragende Laufbahn beendet. Aber wer ist die immer fröhliche 25-Jährige eigentlich, was waren die sportlichen Eckpfeiler ihrer Traumkarriere? Das Alphabet einer großen Karriere.

A wie Antholz: Im Südtiroler Antholzertal begann am 3. Februar 2007 die Traumkarriere von Magdalena Neuner. Die damals 19-Jährige gewann mit 2,3 Sekunden Vorsprung gegenüber Olympiasiegerin Anna Carin Olofsson-Zidek aus Schweden den Sprint, später auch noch Jagdrennen und Staffel und trug sich als jüngste Dreifach-Weltmeisterin in die Skijäger-Historie ein.

B wie Biathlon: 16 Jahre lang war der Winter-Boomsport die große Leidenschaft der am 9. Februar 1987 in Garmisch-Partenkirchen geborenen Bayerin.

C wie Comeback: Die Chancen auf eine Rückkehr in den Weltcup bezeichnete die 25-Jährige zuletzt als "0,0 Prozent." Dennoch hoffen viele Experten auf ein Umdenken. "Sie ist noch so jung, vielleicht kommt sie doch zurück", sagte zum Beispiel Weltverbands-Chef Anders Besseberg.

D wie Domratschewa: Die Weißrussin Darja Domratschewa ist erste Anwärterin auf die Nachfolge von Biathlon-Königin Magdalena Neuner. Die beiden Top-Läuferinnen der letzten Zeit gingen sich im Weltcup zumeist aus dem Weg. "Wir grüßen uns, aber wir unterhalten uns wenig. Man merkt halt schon, dass wir Rivalinnen sind", erzählte Neuner am Rande der Biathlon-WM in Ruhpolding.

E wie Eierlikör: Gerne parlierte Magdalena bei Höhepunkten mit Storys über ein Gläschen Schnaps, wobei die Betonung bei der absolut professionellen Leistungssportlerin immer auf dem Wort "Gläschen" lag. War zunächst immer vom bitteren Bärwurz im Reisegepäck die Rede, so kamen diesmal bei der Heim-WM Alpenkräuter und Eierlikör in ihr Repertoire. Vor dem Staffellauf zu Gold hätte sich das deutsche Quartett bei einem Eierlikör auf den Titel eingeschworen - sagt sie.

F wie Falsche Scheibe: Vor spektakulären Aussetzern war Magdalena Neuner in ihrer Karriere nie gefeit. So vergab sie einmal beim Weltcup in Pokljuka den Sieg durch fünf Fehler beim letzten Schießen, traf in ihrer Abschlusssaison bei der Weltcup-Staffel in Oberhof mit acht Versuchen nur eine Scheibe und eine Woche später in Nove Mesto zwar viermal blitzsauer - aber die falschen Scheiben. Neuner stand auf Bahn 1, schoss aber auf Bahn 2. Ihr Kommentar: "Ich nehme in meinem letzten Jahr auch wirklich alles mit."

G wie Gössner: Trainingspartnerin und Zimmer-Kollegin Miriam Gössner ist die Freundin von Magdalena Neuner. Sie hat das Talent und die Voraussetzungen, ihre Nachfolge anzutreten.

H wie Heimat: Immer wieder betont Lena in Interviews ihre Heimatverbundenheit. Sie kann sich nicht vorstellen, ihren Lebensmittelpunkt weg vom Werdenfelser Land zu legen.

I wie Image: Die Rekord-Weltmeisterin ist vielseitig interessiert und darauf bedacht, sich nicht in ein bestimmtes Image pressen zu lassen. Ihre Werbeverträge reichen von Handarbeit über Versicherungen bis zum Bier.

J wie Junioren-WM: Kurz vor ihrem 17. Geburtstag qualifizierte sich Magdalena Neuner erstmals für eine Junioren-WM und gewann 2004 in Haute Maurienne/Frankreich gleich zweimal Gold und einmal Silber.

K wie Kröll: Heimtrainer Bernhard Kröll formte aus dem extrem ehrgeizigen Biathlon-Talent Magdalena Neuner einen der weltweit größten Wintersport-Stars. In Krölls Gruppe waren die mehrfache Weltmeisterin Martina Glagow-Beck und Miriam Gössner die bekanntesten Weggefährtinnen.

L wie Lächeln: Das Markenzeichen der attraktiven Blondine ist ihr Lächeln, dass sie vermeintlich auch im Wettkampf zeigt. Lena winkt dann immer ab und meint: "Das ist mein Wettkampfgesicht."

M wie Musik: Seit ihrer Kindheit spielt die Musik für sie eine große Rolle. Sie zupft im Familienkreis sehr begabt die Harfe. Vater Paul dirigiert die ortsansässige Blasmusik. Neuner interessiert sich aber auch für Rock und Punk, ein Cousin von ihr spielt in einer Punk-Band.

Seite 2: Von Nachwuchs bis Zukunft

N wie Nachwuchs: Nach ihrer Karriere will die Rekord-Weltmeisterin "irgendwann" ihr Wissen an den Biathlon-Nachwuchs weitergeben. Den sogenannten C-Trainerschein hat sie bereits abgelegt. Ein Engagement im Spitzenbereich aber schließt sie aus.

O wie Oberhof: Im Thüringer Wintersportzentrum Oberhof gewann Magdalena Neuner am 5. Januar 2007 den ersten Weltcup ihrer Laufbahn. Seitdem bezeichnete sie die Wetterküche am Rennsteig immer als einen ihrer Lieblingsorte.

P wie Pate: Tierisch Freude bereiteten die WM-Organisatoren in Oestersund 2008 der deutschen Ausnahmeläuferin, als sie ihr die Patenschaft über ein Elchkalb anboten. Mittlerweile ist der Elch mit dem Namen "Neuner" ausgewachsen, Magdalena besuchte ihn im Dezember.

Q wie Qual: Jedes Jahr spulte sie mehr als 10.000 Trainingskilometer herunter und empfand das harte Sportlerleben dennoch nicht als Qual.

R wie Ruhpolding: Im deutschen Wintersport-Mekka schloss sich der Kreis in der Sportlerkarriere. Im Chiemgau absolvierte die damals 18-Jährige am 13. Januar 2006 ihren ersten Weltcup und wurde 41. Sechs Jahre später eroberte sie an gleicher Stelle zum Abschluss zweimal WM-Gold.

S wie Stricken: Die Handarbeit ist eines von Magdalenas Hobbys. Von einem ihrer Sponsoren wurden zwei Bücher (u.a. "Strickfilzen mit Magdalena Neuner") lanciert, Lena-Tipps gibt es auch per Video. Zu ihren Hobbys zählen zudem Motorradfahren und Bergtouren.

T wie Talent: Heimtrainer Bernhard Kröll bezeichnet seine Topläuferin als "einmaliges Talent, dass es vielleicht im nächsten Jahrzehnt nicht wieder geben wird." Magdalena selbst meint: "Ich war mit 16 Junioren-Weltmeister, mit 19 Weltmeister und mit 25 höre ich auf: bei mir geht alles schneller".

U wie Ungeduld: Ungeduld ist eine der wichtigsten Charaktereigenschaften von Magdalena Neuner. Wenn sich der Erfolg nicht rasch einstellte, wurde sie schon mal ungemütlich.

V wie Vorbild: Am Anfang ihrer internationalen Erfolgsgeschichte wurde sie auch wegen des gleichen Vornamens immer mit der großen Schwedin Magdalena Forsberg verglichen, die jahrelang die Szene dominierte. Neuner wehrte sich gegen das für Forsberg gebräuchliche Kosewort "Magda" und meinte: "Ich bin die Lena, nicht die Magda."

W wie Wallgau: Der Heimatort im Werdenfelser Land wird auch künftig das Zentrum in ihrem Leben bleiben. Von der in der Nähe des Walchensees gelegenen 1000-Seelen-Gemeinde aus, waren es nur 11 Kilometer bis zum Schießstand von Kaltenbrunn, wo Magdalena trainierte.

X wie x-mal: Die meisten Fragen wurden ihr x-mal in ihrer Karriere gestellt. Bei der WM in Ruhpolding lobte sie einen Preis für eine bisher noch nicht gestellte Journalisten-Frage aus. Es gab keinen Gewinner.

Y wie Yellow Bib: Die der Besten im Gesamtweltcup vorbehaltene gelbe Startnummern-Weste war immer das größte Ziel der Ausnahmeläuferin, die den Triumph im Gesamtweltcup noch höher einstufte als Goldmedaillen. "Den Gesamtweltcup gewinnt die Beste des ganzen Winters", sagte sie. Neuner siegte 2008, 2010 und 2012.

Z wie Zukunft: Noch bis zum Sommer gehört sie als Zollhauptwachtmeisterin der Zoll-Sportgruppe an, wird dann aber wohl aus dem Zolldienst ausscheiden, um sich ins Privatleben zurückzuziehen. Wie lange diese Erholungsphase dauern wird, ließ sie bisher offen.

Der Endstand im Gesamtweltcup 2012