Viertes Rennen und wieder keine Medaille: Die deutschen Biathlon-Fehlschützen haben die olympischen Einzelrennen erstmals seit zwölf Jahren ohne Podestplatz beendet.
Vier Jahre nach seinem Goldlauf von Turin belegte Michael Greis im Massenstartrennen von Whistler nur Platz zehn, während der Russe Jewgeni Ustjugow seine Nachfolge als Olympiasieger antrat.
Die letzte Chance für das enttäuschende Team des scheidenden Bundestrainers Frank Ullrich ist nun das Staffelrennen am Freitag."Schade, wir hatten uns mehr ausgerechnet. Wir haben beim dritten Schießen den Anschluss verloren. Jetzt müssen wir einmal mehr auf die Mädels hoffen", sagte DOSB-Präsident Thomas Bach als Zuschauer.
"Es sollte nicht sein, aber das Bemühen war da. Wenn Greis beim letzten die Schießen die Null bringt, hätte er eine Medaille gehabt. Aber hätte, wenn und aber hilft nicht", sagte Ullrich enttäuscht. Sein Quartett leistete sich zwölf Fehler am Schießstand - das war einfach zu viel.
Ustjugow mit fehlerfreier Leistung
Greis kam nach drei Strafrunden mit 35,0 Sekunden Rückstand auf den fehlerfreien Ustjugow ins Ziel, der den größten Erfolg seiner Karriere vor dem Franzosen Martin Fourcade und Pavol Hurajt aus der Slowakei feierte. Andreas Birnbacher wurde 15, Arnd Peiffer belegte Platz 17, Christoph Stephan landete auf Platz 23.
"Heute war ich ganz dicht dran am Podium", sagte Greis: "Insgesamt habe ich hier gute Rennen gemacht, war fast immer in den Top Ten. Leider hat das i-Tüpfelchen gefehlt." 1998 in Nagano hatten die deutschen Biathlon-Männer letztmals kein Edelmetall auf den Einzelstrecken gewonnen - das waren damals allerdings nur zwei. Danach rehabilitierte sich das Team um den viermaligen Olympiasieger Ricco Groß aber mit Staffel-Gold.
"Unser Ziel ist eine Einzel- und eine Staffelmedaille. Das ist noch möglich", hatte Ullrich vor dem letzten Einzelrennen gesagt. In den ersten drei Olympiawettkämpfen war ein fünfter Platz von Michael Greis die beste Platzierung gewesen, doch es sollte noch schlimmer kommen. Das Ullrich-Quartett startete bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um 10 Grad verhalten in das Rennen.
Peiffer bei Halbzeit in Führung
Beim ersten Schießen blieben die am Schießstand bisher eher unsicheren Deutschen dafür aber fehlerlos. Läuferisch konnten Greis und Co. mit den Besten mithalten, und auch beim zweiten Schießen machte nur Christoph Stephan einen Fehler.
Bei Halbzeit der Strecke ging Peiffer in Führung. Zu diesem Zeitpunkt hatte der fünfmalige Olympiasieger Ole Einar Björndalen schon drei Fehler geschossen und lag aussichtslos zurück.
Am Ende wurde der große Norweger mit sieben Schießfehlern 27. Beim dritten Schießen verschenkten die Deutschen dann aber mit Fehlern ihre glänzende Ausgangsposition. Greis ließ eine Scheibe stehen und ging als 12. mit 25 Sekunden Rückstand auf die Jagd, während Peiffer zweimal in der Strafrunde kreiseln musste.
Es bildete sich eine fünfköpfige Spitzengruppe, Greis holte dahinter Sekunde um Sekunde auf. Beim vierten Schießen schoss der dreimalige Olympiasieger alles oder nichts - und büßte mit zwei Fehlern auch seine letzten Medaillenchancen ein.
Greis: "Beim Laufen besser gefühlt"
"Wenigstens habe ich mich heute beim Laufen besser gefühlt und hätte auch hinten raus noch ein paar Körner gehabt", sagte Greis: "Das gibt mir Auftrieb für die Staffel, da müssen wir durchstarten und uns mit einem guten Ergebnis von Olympia verabschieden."
DSV-Sportdirektor Pfüller machte aus seiner Enttäuschung über die medaillenlosen Einzelrennen keinen Hehl. "Wir hatten seit dem Traumergebnis von Turin 2006 vier erfolgreiche Jahre, aber das hier war ein Wermutstropfen", sagte Pfüller.
Der DSV-Boss kündigte eine gründliche Saisonauswertung an - der Abschied von Bundestrainer Ullrich ist ohnehin schon lange beschlossene Sache.