SPOX: Sie sind einer der wenigen Trainer der letzten Jahre, die sowohl in der Schweiz, Deutschland als auch in Österreich für einen Spitzenklub gearbeitet haben. Was sind die Unterschiede zwischen den Ländern?
Fink: Deutschland spielt natürlich in einer eigenen Liga. Die Schweiz und Österreich sind recht ähnlich, wobei es in der Schweiz mehr gute Stadien gibt. Auch der Zuschauerzuspruch ist höher. Basel hat 175.000 Einwohner, im Schnitt kommen 28.000 Zuseher. Wir leben hier in einer Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern und beim Spitzenspiel gegen Salzburg sind gerade einmal 4.500 Leute vor Ort. Das ist - wenngleich man hier den Wochentag, die späte Anpfiffzeit und die Temperatur berücksichtigen muss - ein bisschen traurig.
SPOX: Was kann man tun, um mehre Leute ins Stadion zu bringen?
Fink: Die Infrastruktur muss verbessert werden, sodass die Leute gerne ins Stadion kommen. Das Spiel muss zu einem Event werden. Ich bin mit Bayern im alten Olympiastadion gegen Rosenborg vor 12.000 Zuschauern aufgelaufen. Haben wir damals einen schlechteren Fußball gespielt? Ich denke nicht. Wenn der Komfort in den Stadien besser wird, die Anzahl der Hooligans abnimmt, dann kommen auch mehr Zuschauer.
SPOX: Sie waren Trainer in der berüchtigten Medienstadt Hamburg. Wie erleben Sie den Unterschied zu Österreich?
Fink: Ich habe im Haifischbecken der Bundesliga gearbeitet. Der Unterschied zwischen Hamburg und Österreich ist sehr groß. Mir hat es beim HSV Spaß gemacht, aber es war sehr kräftezehrend, Dinge geheim zu halten, die niemand erfahren sollte. So etwas passiert eben im Laufe einer Saison. Es braucht großen Zusammenhalt, damit alle dicht halten. Aufsichstrats-Chef Karl Gernandt soll ja auch zurückgetreten sein, weil das nicht funktioniert hat.
SPOX: Heiko Westermann hat in einem Interview mit SPOX erzählt, er hätte beim HSV nur unter ihnen Spaß am Fußball gehabt. Was haben Sie dort richtiger gemacht als andere Trainer?
Fink: So etwas hört man natürlich gerne. Das zeigt, dass der Spieler gerne zum Training gekommen ist. Wir waren in zwei Jahren sehr erfolgreich. Aber ich möchte nicht schon wieder darauf zurückblicken. Über diese Zeit habe ich schon hundert Mal mit allen möglichen Leuten gesprochen.
SPOX: Ist Heribert Bruchhagen der richtige Mann, um den HSV wieder vorwärts zu bringen?
Fink: Er hat sehr viel Erfahrung und scheint den Verein gut zu kennen. Aber ich kann nicht sagen, ob er der richtige ist. Alles, was ich über Hamburg von mir gebe, wird mir später sowieso negativ ausgelegt. Eigentlich wollte ich gar nichts mehr dazu sagen, aber dann werde ich danach gefragt und schon heißt es, dass ich wieder meinen Senf dazu abgebe. Ich finde einfach, dass der HSV ein toller Klub ist.
SPOX: Trotzdem ist Ihre Meinung als Experte in Deutschland noch immer gefragt. Daher auch eine Frage zu ihrem Ex-Klub Bayern: Ist seit dem Abgang von Guardiola im Sommer ein Abwärtstrend erkennbar?
Fink: Guardiola hat taktisch hervorragend gearbeitet. Das hat man am Spielfeld gesehen. Carlo Ancelotti passt menschlich aber sehr gut zum FC Bayern. Er ist eine Vaterfigur wie Heynckes und hat schon viele Titel gewonnen. Meiner Meinung nach wird der FC Bayern in dieser Saison wieder Meister, aber nicht mehr mit so großem Vorsprung. Auch die Chancen, die Champions League zu gewinnen, stehen recht gut. Gerade unter Ancelotti, der eine enorme Ruhe ausstrahlt. Das ist für den Klub, bei dem oft große Leute mitreden wollen, wichtig.
SPOX: Sie haben Ihren Vertrag erst kürzlich bis 2019 verlängert. Zudem betonen Sie auch oft die Perspektiven, die Sie mit dieser Mannschaft sehen. Ist der angestrebte Wechsel nach Deutschland damit vorerst ad acta gelegt?
Fink: Ich versuche hier, etwas aufzubauen und will für den Klub langfristig denken. Deshalb auszuschließen, dass du den Verein morgen verlässt, kannst du aber nie. Ich bin mit dem Klub ja nicht verheiratet. Natürlich fühle ich mich hier wohl, aber ich habe als Trainer meine Ziele. Irgendwann möchte ich wieder in der Bundesliga arbeiten. Das wissen die Verantwortlichen auch.
SPOX: In Ihrem ersten Austria-Vertrag haben Sie bewusst auf eine Ausstiegsklausel verzichtet. Trifft dies auch auf den neuen Kontrakt zu?
Fink: Wenn ich neu zu einem Verein komme, will ich nicht nach einem Jahr wieder gehen. Mein Ziel war, länger zu bleiben. Darum habe ich den ersten Vertrag ganz ohne Berater gemacht. Beim neuen Arbeitspapier habe ich schon meinen Agenten hinzugezogen. Über die Details möchte ich aber nicht sprechen. Das haben wir mit dem Verein so vereinbart.
SPOX: Dann lassen sie mich anders fragen. Vor einem Jahr gab es ein Angebot von Hannover. Im Sommer war Augsburg im Gespräch. Haben Sie es jemals bereut, im ersten Vertrag auf eine Ausstiegklausel verzichtet zu haben?
Fink: Nein. Wenn ich den Klub unbedingt verlassen hätte wollen, hätte ich es durchziehen können. Aber ich wollte nicht im Streit gehen. Ein Abschied wäre sowieso zu früh gewesen. Daher habe ich es nicht bereut. Trotzdem ist es immer gut, wenn die Fronten, wann man wechseln darf und wann nicht, klar abgesteckt sind.
SPOX: Sollten Sie ihren Vertrag erfüllen, würden Sie die Austria ab 2018 nicht nur in einem frisch ausgebauten Stadion betreuen, sondern die Umstellung auf die Zwölferliga miterleben. Was halten Sie von der Reform?
Fink: Ich kann nicht sagen, ob diese Änderung gut oder schlecht ist. Eine Studie soll gezeigt haben, dass der neue Modus den Klubs mehr Geld bringt. Ist dem so, wäre es eine tolle Sache. Fair ist es aber nicht. Wenn wir Dritter werden, wollen wir nicht auch noch gegen den Siebenten ein Playoff spielen müssen, um den Europacup zu erreichen. Ob ich dann noch in Wien bin, weiß ich nicht. Mein Vertrag läuft bis 2019. Die neue Arena zu erleben, wäre schon ein Ziel von mir. Dort würde ich gerne auf der Trainerbank sitzen.
Die Tabelle der Tipico-Bundesliga