Paul Scharner zeigt sich verwundert. "Ich war überrascht, welche Wellen das Interview geschlagen hat", erzählt der 37-Jährige gegenüber SPOX. Am Dienstag hatte er es mit seinen Aussagen in die Schlagzeilen diverser Medien geschafft. Der Niederösterreicher schmunzelt: "Scheinbar gibt es nichts anderes mehr zu schreiben, weil die Pressekonferenzen immer langweiliger werden."
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Auch beim ÖFB wirbelten Scharners Aussagen viel Staub auf. Der ehemalige England-Legionär zweifelte offen an, ob Teamchef Marcel Koller der "richtige Mann für eine Endrunde" sei. Diesen Vorwurf ließ der Schweizer nicht auf sich sitzen. Bei der Pressekonferenz vor dem Moldawien-Spiel holte er zum Gegenschlag aus.
"Sehe mich nicht auf einer Stufe mit Krankl oder Prohaska"
"Wenn ich Krankl, Prohaska und Polster hernehme, die kennt man, das sind Größen, die haben was erreicht im Fußball. Scharner hat das Gefühl, dass er genau so groß ist. Er hat aber nur den Cup-Bewerb in England geholt, dazu muss er fünf, sechs Spiele gewinnen. Wir sollten ihn nicht größer machen als er ist", so der Teamchef.
Scharner kann diese Retourkutsche nicht verstehen. "Wenn ich so unwichtig bin, warum antworten alle darauf?", fragt sich der 40-fache Internationale. "Man braucht ja nur die Kommentare in den sozialen Medien zu lesen. ‚Wer ist Paul Scharner?', heißt es da oft. Aber warum lesen die Leute das Interview dann trotzdem?"
Auch den Vergleich mit Krankl oder Prohaska, den Koller zog, kann er nicht nachvollziehen. "Ich sehe mich nicht auf einer Stufe mit ihnen", stellt Scharner klar. Fakt sei jedoch, dass er als einziger Österreicher über 220 Spiele in der Premier League absolvierte und 21 Tore als Defensivspieler erzielte. "Solche Bewertungen sind immer schwierig und subjektiv."
"Man muss den ganzen Text lesen"
Scharners Verhältnis zu Koller ist schon seit längerer Zeit angespannt. 2012 warf ihn der Teamchef im Streit aus dem Nationalteam, nachdem der damalige HSV-Profi einen Stammplatz eingefordert hatte. Zu seinen Aussagen aus dem Interview steht er aber nach wie vor: "Man muss den ganzen Text lesen. Ich habe über Koller nicht nur Schlechtes gesagt. Er und die Mannschaft haben die EM-Qualifikation super geschafft. Fakt ist aber auch, dass es bei der Endrunde nicht so gut funktioniert hat."
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Für Aufregung sorgte auch Scharners Statement zu David Alaba. Dem Bayern-Star unterstellte er, einen von Koller geplantem Wechsel auf die linke Außenverteidigerposition im Spiel gegen Irland (Video der Situation) einfach verweigert zu haben. Kapitän Julian Baumgartlinger widersprach dieser Behauptung.
"Scheinbar steckt doch etwas Wahres dahinter"
"Der ÖFB kann das gerne dementieren. Das war nur meine Beobachtung. Ich war ja selbst in so einer Situation", sagt Scharner. Kurzer Nachsatz: "Scheinbar steckt aber doch etwas Wahres dahinter, sonst würde man die Aussagen nicht so aufgreifen."
Der ehemalige Innenverteidiger betont, in dem Interview nur seine Meinung geäußert zu haben. Provozieren wollte er damit auf keinen Fall. "Ich habe niemanden unter der Gürtellinie attackiert", verteidigt er sich. Die Aufregung über seine Aussagen sei möglicherweise auch deshalb so groß, weil heutzutage kaum noch einer klare Standpunkte vertritt.
Aus Publicity-Gründen habe er das Interview jedenfalls nicht gegeben. Schließlich gäbe es nichts, was er präsentieren könne. "In Österreich habe ich sowieso keinen Status. Ich bin der Bad Boy und der Ex-Anti-Kicker."
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