Der FC Bayern München hat mit dem Titelverteidiger Real Madrid und dem neuen Herausforderer Fenerbahce eine heftige Gruppe erwischt. Oben drauf gibt's mit Khimki Moskau den Eurocup-Champ. In Gruppe B bekommt es Vizemeister Olympiacos Piräus mit Anadolu Efes und Olimpia Milano zu tun.
Gruppe A
Bayern München
Als die Bayern in der Saison 2013/14 ihr Debüt in der Euroleague gaben, staunten die Etablierten nicht schlecht. Der FCB brach gleich mal den Siegrekord eines deutschen Teams und zog in das Top 16 ein.
Nach einem verunglückten letzten Jahr, in dem sowohl in der EL als auch anschließend im Eurocup wenig gelang, bekam der FCB diese Saison als BBL-Vizemeister eine Wildcard und vertritt Deutschland neben den Brose Baskets als zweites Team im höchsten europäischen Wettbewerb.
"Wir haben wieder die schwerste Gruppe erwischt, wie im vergangenen Jahr", sagte Bayern-Trainer Svetislav Pesic nach der Auslosung. Zusammen mit Bamberg bildet Bayern die Speerspitze der Bundesliga, daran besteht kein Zweifel. In der Euroleague hat der FCB jedoch einige harte Brocken vor der Brust. Das Weiterkommen ist keinesfalls ein Selbstläufer.
Die Neuzugänge Alex Renfroe, K.C. Rivers und Rückkehrer Deon Thompson überzeugten bislang in der BBL und verstärken den Kader in der Breite. Maxi Kleber könnte nach seiner Verletzungspause noch einen weiteren Zuwachs an Qualität bedeuten. Zusammen mit Kapitän Bryce Taylor, Big Man John Bryant, Guard Vasilije Micic und den Flügelspielern Nihad Djedovic und Paul Zipser sollte die Doppelbelastung solide abgefangen werden.
Auch die Vorbereitung des Teams von Svetislav Pesic lässt hoffen. Von acht Testspielen konnten die Bayern sechs gewinnen, darunter auch gegen Final-Four-Finalist Olympiakos Piräus. Dennoch sollte niemand von den Bayern erwarten, den sensationellen Sieg gegen Real aus dem Jahr 2014 zu wiederholen. Dafür ist der FCB noch nicht weit genug.
Gegen das Starensemble von Fenerbahce wird es ebenfalls schwer, doch die anderen drei Konkurrenten sind für die Münchner allesamt schlagbar. Es ist ein bisschen wie die Situation des DBB-Teams bei der EuroBasket: Von Platz drei bis sechs ist alles möglich.
Micic im Interview: "Pesic die Steigerung von tough"
Player to watch: K.C. Rivers. Von Real gekommen, hat der Shooting Guard direkt in der Liga für Furore gesorgt und legte in den beiden ersten Spielen 16 Punkte (50 Prozent Trefferquote), 4 Assists und 3,5 Rebounds auf. Allerdings läuft der Vertrag mit Rivers nur bis zum Jahresende. Sollte der FCB die Gruppenphase überstehen und Rivers sich entschließen, den Klub zu verlassen, wäre das extrem bitter für die Bayern.
Real Madrid
Sergio Llull, Sergio Rodriguez, Rudy Fernandez, Felipe Reyes - beim Titelverteidiger und Topfavoriten findet man Namen im Kader, die Basketball-Fans das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Und das Besondere: Diese Liste könnte noch weitere acht Spieler enthalten - nämlich die anderen acht aus Reals Kader.
Kein Team im gesamten Wettbewerb ist so tief besetzt wie der spanische Triple-Sieger. Madrid kann von der Bank Spieler bringen, die bei fast jedem Team unangefochtene Starter wären. Mit Ex-NBA-Spieler Jeff Taylor und Trey Thompkins stellten sich die Königlichen im Sommer noch tiefer auf.
Der Weg zur Titelverteidigung ist bereitet, auch wenn das Kunststück in den letzten 24 Jahren nur zwei anderen Klubs gelang: Maccabi Tel Aviv 2004/2005 und Olympiakos Piräus 2012/2013.
Real Madrid: Ein Team, Europa zu knechten
Player to watch: Jeff Taylor. Was die langjährigen Real-Stars können, ist allgemein bekannt. Spannend zu beobachten wird sein, wie sich NBA-Rüpel Taylor in das System einfügt. Mit seiner Athletik und seiner Shooting-Fähigkeit kann er dem sonst so ausbalancierten Team eine Portion Unberechenbarkeit verleihen. Zu beweisen hat er auf jeden Fall eine Menge.
Fenerbahce Ülker
Aufrüsten war angesagt im Sommer. Fenerbahce Ülker ist vom Kader her der vielleicht Reals größter Rivale im Kampf um die europäische Krone. Und bereits in der Gruppe kommt es zweimal zum Aufeinandertreffen.
Die Starting Five mit Kostas Sloukas, Rising Star Bogdan Bogdanovic, Gigi Datome, Pero Antic und Jan Vesely braucht sich vor dem mit spanischen EM-Siegern gespickten Titelträger überhaupt nicht zu verstecken.
Dahinter kommt zwar ebenfalls gute Qualität, aber nicht bis in die zwölfte Position wie bei Real. Da die volle Kadertiefe meistens nicht ausgeschöpft wird, fällt das nicht allzu sehr ins Gewicht, doch im Verlauf der Saison könnte das eine Rolle spielen.
Player to watch: Jan Vesely. Sicher: Vesely ist schon ein Star. Doch nach der EuroBasket steht der einstige No.6-Pick auch wieder weit oben auf den Scouting-Bögen der NBA. Kann er in der Euroleague so aufräumen wie unter den EM-Körben, dann könnte nach der Saison ein lukrativer Deal aus Übersee auf den Center warten. Dieses Jahr ist seine zweite Chance auf die beste Liga der Welt.
Strasbourg
Der französische Vizemeister kehrt nach einer starken Saison im Eurocup in die Königsklasse zurück und blickt seiner dritten Teilnahme im Wettbewerb entgegen. Auf dem Papier sollte Bayern dem Team des französischen Nationalcoachs Vincent Collet überlegen sein. Aber das mit dem Papier ist ja bekanntlich so eine Sache.
Bekanntester Spieler ist Rodrigue Beaubois, der vier Jahre für die Dallas Mavericks aktiv war und an der Seite von Dirk Nowitzki 2011 NBA-Champion wurde. Mit Louis Campbell hat Strasbourg nach dem Abgang von Antoine Diot nur noch einen weiteren Guard von internationalem Format, dahinter wird es dünn. Im Normalfall liegt der Einzug in die nächste Runde nicht in Reichweite.
Player to watch: Mardy Collins. Neben Center Vladimir Golubovic der wertvollste Neuzugang. Collins rockte den Eurocup bei Turow Zgorzelec mit 16,2 Punkten, 7,1 Rebounds und 6,2 Assists pro Spiel.
Roter Stern Belgrad
"Ich war schon als kleiner Junge ein Fan von Roter Stern", so Svetislav Pesic: "Das werden ganz besondere Spiele." Nicht nur Fan, sondern auch Coach. Sowohl 08/09 als auch 11/12 stand Pesic bei Belgrad an der Seitenlinie.
Im Backcourt soll Gal Mekel für Furore sorgen. Der Ex-Maverick bekommt Unterstützung von Luka Mitrovic, dem 60. Pick des diesjährigen NBA-Drafts. Die heimische Kulisse macht etwas her, doch Siege gegen die beiden Topteams sollte man nicht erwarten.
Player to watch: Maik Zirbes. Nach dem Wechsel von Top-Center Boban Marjanovic in die NBA kann der deutsche Nationalspieler auf mehr Spielzeit hoffen. Zwar verpflichteten die Serben als Ersatz Sofoklis Schortsanitis, doch der griechische Koloss spielt längst nicht mehr so viele Minuten wie 2010/2011, als er ins Euroleauge First Team gewählt wurde. Zirbes bekommt die Chance, sich zu zeigen.
Khimki Moskau
Es ist das erste Mal seit neun Jahren, dass der amtierende Champion und der Sieger des Eurocup gemeinsam in einer Gruppe starten. Bisher haben erst drei EC-Meister im folgenden Jahr die Playoffs der Euroleague erreicht. Moskau bläst zur Attacke und könnte die Nummer vier werden.
Die Guard-Rotation der Russen ist bärenstark. Das Trio der Leistungsträger besteht aus Zoran Dragic, Alexey Shved und Tyrese Rice, dem letztjährige MVP des Final Four. Mit Tyler Honeycutt und Paul Davis ist aber auch vom Frontcourt einiges zu erwarten. Wenn das neu formierte Team seine Chemie findet, kann es für Aufsehen sorgen.
Player to watch: 10,2 Millionen Euro und damit eine neue Euroleague-Rekordsumme ließ sich Khimki die Dienste von Alexey Shved für die nächsten drei Jahre kosten. Mehr Druck und Rampenlicht geht nicht. Der ehemalige Guard der Timberwolves und Knicks hätte auch in der NBA bleiben können - die Angebote waren da.
Fazit: Real ist der Platzhirsch mit dem Gürtel, Fenerbahce ist der aufmüpfige Herausforderer. Bei der Qualität der beiden Teams ist nur schwer vorstellbar, dass Bayern, Moskau, Belgrad und mit Abstrichen Strasbourg um mehr kämpfen als den dritten Platz. Es wird ein harter Fight für den FCB.
Gruppe B
Olympiakos Piräus
Es ist und bleibt einfach ein Name. Olympiakos steht für Basketball-Tradition in Europa - und an Tradition mangelt es den Griechen auch im Kader nicht. Der dreifache Final-Four-MVP Vassilis Spanoulis ist das Gesicht des Klubs, dahinter steht der zweifache Champion und Sidekick Georgios Printezis.
Der Vize-Champion holte im Sommer viele neue Leistungsträger, darunter Patric Young, Daniel Hackett und D.J. Strawberry. Mit Dimitrios Agravanis und Ioannis Papapetrou wachsen zudem zwei Youngster heran. Coach Giannis Sfairopoulus sorgt für Planungssicherheit und hat kürzlich bis 2018 unterschrieben.
Player to watch: Nikola Milutinov. Der Center wurde von den San Antonio Spurs gedraftet. Allein das sagt schon einiges über den Big Man aus. Sein Vertrag in Piräus läuft zwar über drei Jahre, doch bei entsprechender Leistung holen die Spurs den 20-Jährigen vielleicht schon bald in die Staaten.
Olimpia Milano
Alessandro Gentile ist der Mann. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch in seinem eigenen Kopf. Der Flügelspieler der Mailänder ist der äußerst selbstbewusste Star eines starken Teams mit viel Potenzial. Ob die Italiener das aber auch abrufen können, ist eine andere Frage.
Der Frontcourt hat mit Ex-BBL-MVP Jamel McLean, Gani Lawal und Milan Macvan einiges an körperlicher Masse und spielerischer Klasse zu bieten, Oliver Lafayette zieht im Backcourt die Fäden. Dazwischen hängt Gentile als Bindeglied, Antreiber und - leider auch - Ego-Zocker.
So gut Gentile im 1-on-1 auch ist - bei der EuroBasket hat man gesehen, wie wenig er auf die Mitspieler schaut und sich stattdessen lieber selbst in Szene setzt. Satte elf Spieler holte Olimpia im Sommer neu in die Stadt. An Zusammenhalt und Teamplay wird der neue Coach Jasmin Repesa noch weit über das Training Camp hinaus arbeiten müssen.
Player to watch: Robbie Hummel. Der Swingman, der früher bei den Minnesota Timberwolves unter Vertrag stand, agiert deutlich mannschaftsdienlicher als Gentile. Sein Distanzwurf ist tödlich und auch per Drive halten ihn nicht allzu viele Defender vor sich. Könnte zum X-Faktor avancieren.
Anadolu Efes
Seit 2009 hat es Anadolu jedes Jahr ins Top 16 geschafft - und das soll sich am besten so schnell nicht ändern. Hoffnung dafür gibt es jede Menge. Dario Saric beispielsweise, den die Philadelphia 76ers vergangenes Jahr mit dem 12. Pick gezogen hatten und bisher noch nicht zu sich geholt haben.
Darüber hinaus lastet einige Verantwortung auf den breiten Schultern des zweifachen Defensive Player of the Year, Bryan Dunston, sowie von Ex-Maccabi-Swingman und Titelträger Alex Tyus. Noch ein Hinweis an die Gegner: Jon Diebler und Jayson Granger sollte man am Perimeter nicht freistehen lassen.
Mit dem gerade 18 Jahre alt gewordenen Talent Furkan Korkmaz wächst bei Efes ein möglicher Star heran, Nenad Krstic ist als alter Hase das genaue Gegenteil. Seine Abgezocktheit kann die junge Truppe gut gebrauchen. Für die Koordination ist der französische Nationalspieler Thomas Huertel zuständig.
Player to watch: Cedi Osman. Bei der EuroBasket deutete Osman an, was für Potenzial in ihm steckt und warum ihn die Timberwolves mit dem 31. Pick des diesjährigen NBA-Drafts ausgewählt haben. Sein fantastisches Auge fürs Spiel, der butterweicher Jumper und das nötige Durchsetzungsvermögen werden sich Ende der Saison noch verbessert haben.
Laboral Kutxa
Velimir Perasovic - der Name verspricht Erfolg. Der Coach von Kutxa hat in den vergangenen 15 Jahren mit acht verschiedenen Teams 14 Mal das Top 16 erreicht. Viele Zahlen, aber ziemlich beeindruckende.
Mit Ioannis Bourousis, der bei Real Madrid nicht wirklich glücklich wurde, kam in der Offseason ein Brecher für die Zone, während Davis Bertans nach einer verletzungsgeplagten Saison zeigen will, was er kann.
Shooter Alberto Corbacho verstärkt das Führungs-Trio, bestehend aus Darius Adams, Mike James und Tornike Shengelia. Der Georgier fällt allerdings mit einer Knieverletzung die nächsten sechs Wochen aus.
Player to watch: Jaka Blazic. Nach mehreren Jahren in Osteuropa wagt Blazic den Sprung nach Spanien. Seit Längerem wird er als zukünftige Säule des slowenischen Nationalteams gehandelt, bisher konnte er den Ansprüchen aber noch nicht gerecht werden. Vielleicht jetzt im Baskenland?
Cedevita Zagreb
Nach der erfolgreichsten Saison der Klubgeschichte mit dem Gewinn der Meisterschaft und des Pokals ist Zagreb auf dem Weg, endlich auch ein positives Kapitel in der Königsklasse zu schreiben. Bisher kam das Team von Velkjo Mrsic nicht über die Gruppenphase hinaus.
Die Kroaten werden vor allem vom erfahrenen Luka Zoric, Highflyer James White und Neuzugang Jacob Pullen getragen.
Player to watch: Marko Arapovic. Der Forward ist definitiv einen genauen Blick wert, gilt er doch europaweit als eines der vielversprechendsten Talente unter 20 Jahren. Hat die kroatischen Jungendnationalmannschaften zu vielen Medaillen geführt. Kann er in der Euroleague schon zu einem Faktor werden?
Limoges CSP
Limoges? Das ist doch da, wo Heiko Schaffartzik spielt! Richtig. Der ehemalige Bayern-Akteur läuft kommende Saison in Frankreich auf und wird mit seiner Erfahrung und seinem Dreier-Faible den jungen Spielmachern unter die Arme greifen.
Einiges an Erfahrung lauert auf der Zwei mit dem geborenen Scorer Randy Culpepper, aus Strasbourg konnte Limoges den starken Center Ali Traore abwerben. Der französische Meister hat dennoch nur eine geringe Chance auf das Top 16.
Player to watch: Leo Westermann. Erst 23 Jahre alt und doch hat Westermann schon in drei verschiedenen Ländern Meisterschaften gefeiert. Der Youngster zieht die Fäden in Limoges und hat nach einer langwierigen Verletzung vergangenes Jahr gute Ansätze gezeigt, dass er zu Höherem befähigt ist. Vielleicht hilft ja Schaffartziks Präsenz seiner Entwicklung.
Fazit
Laboral Kutxa und Limoges werden sich ganz schön strecken müssen, um sich den Traum vom Top 16 auch nach dem zehnten Spieltag erfüllen zu können. Piräus kann eigentlich schon jetzt für die nächste Runde planen.
Anadolu und Milano streiten sich mit Zagreb um die Plätze zwei bis vier. Hier ist jeder Sieg wichtig.