SPOX: Jetzt geht es gegen die Adler. Es kann keine zwei Meinungen geben: Wolfsburg ist krasser Außenseiter.
Fliegauf: Die Adler haben im Viertelfinale teilweise vier oder fünf Spieler auf die Tribüne gesetzt. Das alleine zeigt schon, welche Tiefe sie in ihrem qualitativ hochwertigen Kader haben. Wir werden die Sache genauso wie im Viertelfinale angehen. Wir gehen Mannheim auf den Sack, werden mit Leidenschaft agieren und einen heißen Kampf bieten.
SPOX: Gegen München glänzte Felix Brückmann im Tor. Will Wolfsburg eine Chance haben, dann muss er wieder alles abrufen, oder?
Fliegauf: Eine herausragende Torhüterleistung brauchen wir definitiv, das ist kein großes Geheimnis. Felix hat im Viertelfinale mit den Unterschied ausgemacht. Jetzt kommt für ihn noch eine Extraportion Motivation dazu, er spielt gegen seinen alten Klub. Wobei er nicht zu motiviert sein darf, das ist ein schmaler Grat.
SPOX: In der Hauptrunde gewann Wolfsburg zwei der vier Partien gegen die Adler. Ein zusätzlicher Mutmacher?
Fliegauf: Die Hauptrunde ist nicht mehr relevant. Ich verliere gerne vier Mal in der Hauptrunde gegen ein Team, wenn ich dann vier Mal in den Playoffs gewinne. Das beste Beispiel ist unser Viertelfinale gegen München. Im Vorfeld wurde thematisiert, dass Wolfsburg der beste Gegner für München ist, weil sie uns vier Mal geschlagen hatten. Was daraus wurde, wissen wir mittlerweile ja. Ich erwarte jedenfalls eine enge Serie. Und gegen Mannheim macht es eigentlich auch immer Spaß, die passen vom spielerischen her zu uns. Vor zwei Jahren haben wir sie rausgeworfen, da erinnere ich jetzt natürlich auch noch mal gerne dran (lacht).
SPOX: Lassen Sie uns über die generelle Entwicklung der DEL sprechen. Wie fällt Ihr Urteil aus?
Fliegauf: Die Entwicklung kommt ein bisschen ins Stagnieren. Die Zuschauer werden unter dem Strich zwar noch immer mehr, aber es wird schwierig, noch etwas drauf zu setzen. Es gibt viele Spiele. Viele Leute können sich die Dauerkarten nicht leisten und suchen sich die Einzelspiele heraus. Wir müssen weiter Wege finden, um unseren Sport gut zu präsentieren und ihn interessant zu machen. Servus TV hilft uns in diesem Bereich sehr, wie ich finde. Die machen viele Geschichten außen herum. Das ist der Weg, um dem Konsumenten Eishockey näher zu bringen. Wir müssen versuchen, nach Fußball die Nummer 2 zu sein. Da kämpfen wir mit Handball und Basketball auf einer Ebene, wobei wir meiner Meinung nach einen grundsätzlichen, nicht zu unterschätzenden Nachteil haben.
SPOX: Und der wäre?
Fliegauf: Dass wir durch den Helm, den die Spieler tragen, wenige Gesichter haben, die die Leute kennen. Für mich ist das ein wirklich ganz wichtiger Punkt. Andere Sportler erkennt man in der Stadt viel leichter.
SPOX: Meiner Meinung nach gibt es weitere problematische Punkte. Beispielsweise ist die Champions Hockey League, die quasi vor der Saison stattfindet, nicht wirklich attraktiv. Es gibt also keinen vernünftigen Europapokal.
Fliegauf: Ich stimme Ihnen teilweise zu. Ich habe auch ein Problem mit dem Format der Champions Hockey League mit ihren 48 Teilnehmern. In einer Champions League sollte eigentlich nur der Meister spielen, maximal noch ein weiterer Verein. Sechs oder sieben Teilnehmer pro Nation halte ich nicht für sinnvoll, auch wenn sich die Verantwortlichen dabei sicher etwas denken. Sie wollen einen großen Markt haben. Von der Wahrnehmung her halte ich das aber für schwierig. Im August ist kein großer Bedarf an Eishockey, da geht man eher ins Freibad.
SPOX: Unverständlich ist für viele Zuschauer auch, dass es in der DEL keine Auf- und Absteiger gibt.
Fliegauf: Ich bin mir relativ sicher, dass sich in dieser Hinsicht in den nächsten zwei, maximal drei Jahren etwas tun wird. Die Liga und die Gesellschafter wissen natürlich auch, dass es eine Art Merkmal des deutschen Sports ist, dass es Auf- und Absteiger gibt. Ein erster Schritt war die Verschmelzung zwischen DEL und DEL2. Wir arbeiten an einem Konzept, wie ein System mit Auf- und Absteiger durchführbar ist.
SPOX: Um den Eishockey voranzubringen, ist zudem eine erfolgreiche Nationalmannschaft wichtig. Wie sehen Sie als General Manager des DEB-Teams die aktuelle Lage?
Fliegauf: Wir bewegen uns momentan in der Weltrangliste zwischen Platz 12 und 14. Das ist logischerweise nicht unser Anspruch. Man muss aber ganz nüchtern feststellen, dass wir derzeit einfach nicht besser sind. Wir sind in erster Linie von unseren Spielern abhängig, die in Nordamerika spielen. Es ist ein großer Qualitätsunterschied, ob die bei einer WM dabei sind oder nicht.
SPOX: Wie sieht es in dieser Hinsicht mit der im Mai in Tschechien stattfindenden WM aus?
Fliegauf: Bundestrainer Pat Cortina ist mit mir gemeinsam sehr intensiv am Rudern, um mit der bestmöglichen Mannschaft nach Tschechien zu fahren. Wir sind dabei allerdings auch abhängig davon, was mit den Spielern in ihren Klubs los ist. Wie weit kommen die Jungs beispielsweise in den Playoffs. Pat ist kürzlich zwei Wochen durch Nordamerika gereist und hat alle möglichen Kandidaten besucht. Ich halte es für sehr wichtig, diese Spieler für das Thema Nationalmannschaft zu sensibilisieren.
SPOX: Und das ist nicht immer ganz so leicht, oder?
Fliegauf: Richtig. Es stellt sich folgende Frage: Wie heiß ist man als Spieler denn überhaupt auf das DEB-Team? Es sollte eine Ehre sein, für Deutschland zu spielen. Ich habe aber bei dem einen oder anderen Spieler den Eindruck, dass es auch ein bisschen eine Last ist.
SPOX: Ist es überhaupt sinnvoll, so einen Spieler dabei zu haben?
Fliegauf: Das ist eine Gratwanderung. Eigentlich sollten wir niemandem hinterherlaufen müssen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, für Deutschland spielen zu wollen. Bei manchem Spieler fehlt mir das. Andere freuen sich, dabei zu sein.
SPOX: Die NHL-Stars sind das eine, der Nachwuchs ein weiteres Thema. Welche Fortschritte gibt es?
Fliegauf: Durch den Wechsel hin zu Präsident Franz Reindl ist da schon wahnsinnig viel passiert. Aber es gibt immer noch viele strukturelle Hürden, die man überwinden muss. Der DEB muss von klein auf bis zur U20 vorgeben, wie trainiert und gespielt wird. Es kann nicht sein, dass die einzelnen Landesverbände eigentlich bis zur U15 selbst entscheiden, was gemacht wird. In diesem Alter sind die Spieler fast schon fertig, was die Ausbildung betrifft. Man ist dabei, das alles neu zu ordnen. Dann haben wir gute Chancen, natürlich in Verbindung mit weiteren Maßnahmen, etwas zu entwickeln.
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Die DEL-Playoffs in der Übersicht