SPOX: Herr Hopp, es gibt diese Geschichte, die sich Ende der 90er Jahre abgespielt haben soll, als es den Adlern finanziell schlecht ging. Mit knapp 18 Jahren - als Mannheim-Fan mit einer Dauerkarte ausgestattet - sollen Sie Ihren Vater Dietmar überredet haben, den Verein zu kaufen. Wie lief das damals ab?
Daniel Hopp: Das ist ein Märchen, das sich seit mittlerweile fast 20 Jahren hält. Ich hätte die Adler zum 18. Geburtstag geschenkt bekommen und ähnlicher Blödsinn wurde erzählt. Das ist dem Reich der Fabeln entsprungen.
SPOX: Wie war es wirklich?
Hopp: Mein Vater war seinerzeit noch Vorstand bei SAP, das ein gewisses Sponsoring bei den Adlern leistete. In der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Adler war es daher nahe liegend, mit den größten Sponsoren zu sprechen. Das waren unter anderem SAP und mein Vater als Privatperson. Man hat sich dann alles in Ruhe angesehen und kam zu der Überzeugung, dass es Sinn ergibt, bei den Adlern einzusteigen. Dass es gut für die Region ist, wenn Profi-Eishockey in Mannheim erhalten wird. Also entschloss man sich, den Verein aus der drohenden Insolvenz herauszuholen.
SPOX: Sie hatten damit also gar nichts zu tun?
Hopp: Zumindest nicht so, wie es oft dargestellt wird. Es war nicht so, dass ich alles dafür unternommen hätte, die Adler zu übernehmen. Sagen wir es so: Ohne mein persönliches Interesse am Eishockey - ich war damals tatsächlich sehr häufig im Stadion - wäre es wohl nicht zur Klub-Übernahme gekommen.
SPOX: Sie sagen ganz offen, dass Ihnen der Name Hopp in der Vergangenheit geholfen hat. Inwiefern?
Hopp: Ohne den wirtschaftlichen Erfolg meines Vaters würde ich jetzt nicht mit Ihnen sprechen. Ich sage ganz ehrlich: Ich hätte nie die Möglichkeit bekommen, meinen jetzigen Job zu machen.
SPOX: Sie waren sehr jung, als Sie bei den Adlern in eine verantwortliche Position gekommen sind. Wie verlief die Anfangszeit?
Hopp: Es war zu Beginn nicht so, dass ich tagtäglich auf der Geschäftsstelle mitgearbeitet hätte. Zunächst stand mein Abitur im Vordergrund. Die Sache nahm erst so richtig Fahrt auf, als klar wurde, dass wir im alten Stadion und mit der damaligen Infrastruktur keine Überlebenschance haben. Es musste eine Veränderung her, wir entschieden uns zu einer neuen Arena. Als diese Entscheidung gefallen war, war klar, dass ich fortan deutlich mehr im operativen Geschäft tätig sein würde. Das war erst 2001 oder 2002 der Fall.
SPOX: Dafür schmissen Sie sogar Ihr Studium hin, richtig?
Hopp: Ja, das stimmt. Das hatte sich durch die Arena quasi so ergeben.
SPOX: Was meinen Sie genau?
Hopp: Der Bau war politisch nur in dieser Zeit durchsetzbar. Die Stadt Mannheim zeigte ein großes wirtschaftliches Engagement, meine Familie auch. Deshalb war klar, dass sich jemand aus der Familie darum kümmern muss. Mein Vater wollte das verständlicherweise selbst nicht machen. Also stellte sich die Frage, ob ich meine berufliche Zukunft im Rahmen des Eishockey-Sports und der Mannheimer Multifunktionsarena sehe. Das war eine riesige Möglichkeit, eine riesige Aufgabe für mich. Also entschloss ich mich, das zu machen. Es war dann wiederum klar, dass ich von Beginn an voll dabei sein musste, auch um in der Bau- und Planungsphase meine Ideen einzubringen. Das ging sich mit dem Studium zeitlich nicht aus.
SPOX: Mittlerweile kann man sagen, dass es sich gelohnt hat, die Adler stehen mal wieder im Finale. Die letzte Meisterschaft liegt allerdings acht Jahre zurück. Wie sehr lechzt Mannheim nach dem Titel?
Hopp: 2007 ist in der Tat lange her, 2012 waren wir nah dran. Wir werden alles geben, den Titel mal wieder nach Mannheim zu holen. Zunächst sind wir aber stolz, überhaupt im Finale zu stehen. Wir wissen, was nun auf uns zukommt.
SPOX: Mannheim ist einer der Traditionsklubs im deutschen Eishockey. Erklären Sie uns bitte, welche Bedeutung die Sportart und insbesondere die Adler in der Region genießen.
Hopp: Man muss sich nur den Zuschauerschnitt, die Anzahl der Dauerkartenbesitzer und Fans, die uns zu Auswärtsspielen begleiten, anschauen. Das sagt schon alles. Eishockey ist in unserer Stadt die Nummer eins und spielt für viele Menschen in der Region eine wichtige Rolle.
SPOX: Die Saison verläuft bisher einwandfrei, im Halbfinale wurde Wolfsburg mit 4:0 ausgeschaltet. Dabei gelang den Adlern das Kunststück, drei Mal einen 0:3-Rückstand zu drehen. Was sagt das über den Charakter der Mannschaft aus?
Charly Fliegauf im SPOX-Interview
Hopp: Zunächst einmal ist es kein Ruhmesblatt, in drei von vier Spielen mit 0:3 zurückzuliegen (lacht). Aber klar: Es ist großartig, wie sich die Truppe zurückgekämpft hat. Das Team hat derzeit ein festes Vertrauen in sich selbst, solche Partien noch drehen zu können. Und einen enormen Siegeswillen. Mit welcher Ruhe und Ausgeglichenheit die Mannschaft agiert - ich bin wirklich stolz auf die Jungs.
SPOX: Der gute Kader ist unbestritten. Dass daraus nicht automatisch Erfolg resultiert, konnte man beispielsweise beim EHC Red Bull München beobachten. Welche Rolle spielt also Trainer Geoff Ward?
Hopp: Ich sprach eben von Ruhe und Ausgeglichenheit. Genau das lebt das gesamte Trainerteam vor. Geoff hat in der Zusammenstellung unseres Kaders sehr viel mitgearbeitet, er entspricht damit seiner Vorstellung. Seit er da ist, hat ein neues Flair, eine neue Philosophie in unserem Klub Einzug gehalten. Was er, auch dank seiner Erfahrung aus Nordamerika, unter der Woche im Training und auf der Bank macht, ist toll anzusehen. Er hat bisher immer die richtigen Entscheidungen getroffen.
SPOX: Um noch mal auf die Halbfinal-Serie zurückzukommen: Was Wolfsburgs Coach und Ex-Adler-Spieler Pavel Gross gemacht hat, hatte teilweise wenig mit Ruhe und Ausgeglichenheit zu tun. Wie bewerten Sie sein mitunter unsportliches Verhalten?
Hopp: Das ist für mich Vergangenheit. Nur so viel: Jeder hat seinen Stil. Und der Stil von Pavel Gross ist nicht unserer.
SPOX: Im Finale trifft Hauptrundenmeister Mannheim auf Titelverteidiger Ingolstadt. Nehmen die Adler die Favoritenrolle an?
Hopp: Ach wissen Sie: Wenn jetzt jeder sagt, dass der andere Favorit ist, dann ist das doch nur Geplänkel. Am Freitag ab 19.30 Uhr interessiert das keinen Menschen mehr. Dann werden zwei Mannschaften auf dem Eis stehen, die beide den Titel holen wollen. Und dann wollen wir mal sehen, wer zuerst vier Spiele gewinnt.