Formel 1 - Erkenntnisse zum Monaco-GP: Monaco ist für die Formel 1 nicht mehr Show genug

Von Christian Guinin
Der Monaco-GP könnte vor dem Aus stehen.
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3. Daniel Ricciardo kämpft um seine F1-Zukunft

Als McLaren im Frühjahr 2021 die Verpflichtung von Daniel Ricciardo verkündete, war das Raunen im F1-Fahrerlager kaum zu überhören. Ein finanzkräftiges F1-Team, welches offensive Bestreben auf die Rückkehr zu vergangenen, glorreichen Zeiten äußerte, zusammen mit einem der besten Fahrer der Königsklasse? Das könnte richtig gut harmonieren. So zumindest der damalige Tonus.

Knapp anderthalb Jahre später darf das Projekt McLaren/Ricciardo als gescheitert betrachtet werden. Das Team hat dabei größtenteils seine Versprechen gehalten. Zwar sind die Briten noch lange nicht so weit, um um die Weltmeisterschaft mitfahren zu können, die stetige Entwicklung, welche der Traditionsrennstall seit einigen Saisons nimmt, ist jedoch nicht wegzudiskutieren.

Anders sieht es bei Ricciardo aus. Der Sunnyboy der Formel 1 hat sich in seiner Zeit im McLaren-Cockpit vom Top-Fahrer zum Problemfall entwickelt. Abgesehen von einem glücklichen Sieg in Monza in der vergangenen Saison kam in Sachen Ergebnisse nicht viel herum. Während sich Teamkollege Lando Norris regelmäßig mit den Boliden der Top-Teams messen kann, gurkt der Australier im Niemandsland des Feldes umher. Die Punkteausbeute spricht mit 208:126 Zählern (seit 2021) zugunsten des britischen Youngsters eine klare Sprache.

Dass das eigentlich nicht der Anspruch Ricciardos sein kann, dem bei Red Bull einst Außenseiterchancen auf künftige WM-Titel eingeräumt wurden, weiß der Australier auch. "Niemand kritisiert mich härter als ich selbst", meinte der "Honey Badger" im Vorlauf des Monaco-GPs. "Ich will nicht um die Plätze zehn und elf herumfahren. Ich glaube auch noch immer, dass ich vorne mitfahren kann und dort auch hingehöre. Es war zeitweise ein bisschen schwierig, das zu maximieren, was im Auto steckt, aber wir arbeiten gemeinsam hart daran. Das Team will es, ich will es, wir kämpfen uns durch."

Daniel Ricciardo steht immer stärker unter Druck.
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Daniel Ricciardo steht immer stärker unter Druck.

McLaren-CEO: "Hat grundsätzlich unsere Erwartungen nicht erfüllt"

Mittlerweile häufen sich die Gerüchte, die eine baldige Ablösung des Australiers bei McLaren herbeirufen. Ungewohnt offensiv gab es zuletzt auch von teaminterner Seite Kritik. "Abgesehen von Monza und von ein paar Rennen hat er grundsätzlich nicht seine oder unsere Erwartungen erfüllt. Wir würden natürlich Daniel lieber viel näher an Lando dran sehen", schoss McLaren-CEO Zac Brown in Richtung Ricciardo.

Etwas zurückhaltender, jedoch nicht weniger deutlich, formulierte es Teamchef Andreas Seidl: "Wichtig ist, dass wir hier unterschiedliche Themen voneinander abgrenzen. Wir können nur gemeinsam mit Daniel daran arbeiten, um die letzten Prozent zu finden. Darauf verwenden wir unsere Energie." Ricciardo könne mehr, das habe er "in der Vergangenheit, auch 2021" bewiesen. Ich glaube, er hat es nach wie vor in sich, und wir müssen einfach diesen letzten Schritt wieder machen."

Unterm Strich bedeutet das: Die Luft für den Australier wird immer dünner. Ausrutscher darf er sich bis zum Sommer kaum mehr erlauben. Dann werden nämlich die ersten Deals und Verträge für das kommende Jahr festgezurrt - und die Chancen stehen nicht schlecht, dass Ricciardo sogar komplett leer ausgehen könnte. Die Spitzenteams sind - unabhängig von den Leistungen des Australiers - langfristig gut besetzt, es wäre also nur ein Schritt nach hinten möglich.

Und da darf man sich dann die Frage stellen, inwiefern ein Team noch an die Qualität Ricciardos glaubt. Betrachtet man die vergangenen beiden Jahre, gibt es zumindest wenig Argumente, die für ihn sprechen.

Formel 1: Der WM-Stand (nach 7 von 22* Rennen)

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Max VerstappenRed Bull125
2Charles LeclercFerrari116
3Sergio PerezRed Bull110
4George RussellMercedes84
5Carlos SainzFerrari83
6Lewis HamiltonMercedes50
7Lando NorrisMcLaren48
8Valtteri BottasAlfa Romeo40
9Esteban OconAlpine30
10Kevin MagnussenAlfa Romeo15
  • Konstrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Red Bull235
2Ferrari199
3Mercedes134
4McLaren59
5Alfa Romeo41
6Alpine40
7AlphaTauri17
8Haas15
9Aston Martin7
10Williams3

*Der Russland-GP wurde aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ersatzlos gestrichen. Ursprünglich hatte die Formel 1 für die Saison 2022 23 Rennen eingeplant.