Mehr Augenhöhe geht nicht

Der Krieg der Sterne von Lewis Hamilton und Nico Rosberg kumuliert in Abu Dhabi
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Runde 7, Glück: Zwei technisch bedingte Ausfälle haben beide Mercedes-Fahrer in der Saison 2014 erlitten. Doch Rosberg hatte nicht nur in Kanada das Glück auf seiner Seite, als er seinen Wagen - vielleicht auch dank größerem technischen Verständnis - ins Ziel rettete. Es war Hamilton, der gleich in mehreren Qualifying-Sessions Schiffbruch erlitt. Ein Brand im Q1 von Ungarn, die zerberstende Bremsscheibe in Deutschland. Rosberg scheint in diesem Jahr ein wenig mehr auf der sonnigen Seite der Rennstrecke zu wandern.

Wertung: Punktsieg Rosberg - 4:5

Runde 8, Konstanz: Rechenspiele sind immer faszinierend. Wie kann ein Fahrer, der gerade mal die Hälfte der Siege seines Konkurrenten eingefahren hat, beim letzten Rennen immer noch Chancen auf die Weltmeisterschaft haben? Es gibt nur eine Lösung: Absolute Konstanz. Rosberg verdient die Ehrenmitgliedschaft des Verbands der Schweizer Uhrenindustrie.

Der vierte Platz in China war das schlechteste Quali-Resultat, Hamilton weist Platz 6 in Silverstone und Rang 9 in Budapest aus. Auch im Rennen ist das Fazit nicht anders. Hamilton geht wesentlich mehr Risiko, drehte sich etwa in Ungarn direkt nach dem Start auf nasser Fahrbahn und wäre fast in die Leitplanke eingeschlagen.

Allerdings leistete sich Rosberg ebenfalls Fehler: Der harte Einsatz in Belgien und der Verbremser in Russland sind zwei Beispiele. In diesem Punkt nehmen sich die Mercedes-Stars also nicht viel.

Wertung: Unentschieden - 5:6

Runde 9, Professionalität: Im November 2013 wäre diese Runde eindeutig an Rosberg gegangen, der sich seit jeher mit größtmöglicher Akribie seinem Traum verschreibt. Hamilton dagegen? On-Off-Beziehung mit Ex-Pussycat Nicole Scherzinger, mehr Zeit für die Hunde als für Teamsitzungen an den Rennwochenenden, Jetset-Leben zwischen Monaco, London und den USA. "Lewis muss entscheiden, ob er ein Formel-1-Fahrer oder ein Hip-Hop-Star sein will. Man muss auch Respekt vor seinem Job haben, den man macht", attackierte Ex-Pilot John Watson seinen Landsmann noch nach dem Monaco-GP 2013.

"Lewis hat eine Zeit lang oben in den Sternen gelebt", sagt auch Ex-Kart-Betreuer Chiesa: "Deshalb war es genau richtig, dass Niki Lauda ihn Ende des Jahres aus den Sternen zurück auf den Boden geholt hat!" Seit dieser Saison ist Hamilton wie verwandelt. Lediglich bei den Testfahrten in Bahrain durfte Scherzinger kurz an die Strecke, das Engagement von Superstar-Manager Simon Fuller ist mittlerweile auch Geschichte. Beide haben mittlerweile ein ähnliches Level erreicht.

Wertung: Unentschieden - 6:7

Runde 10, Rückhalt im Team: Nachdem er seine zweite Familie McLaren verlassen hatte, musste Hamilton sich zunächst zurechtfinden. Nicht nur das Lernen von neuen Abläufen und die Anpassung an andere Eigenschaften des Fahrzeugs waren wichtig, auch sein Standing im Team hatte sich verändert. Während er vorher das Talent aus dem eigenen Hause war, hatte Rosberg durch seine seit 2010 andauernde Zusammenarbeit mit den Mechanikern Vorteile.

Doch Hamilton wurde die Eingewöhnung einfach gemacht: Aufsichtsratschef Niki Lauda hegt tiefe Sympathien für den Engländer. Sie teilten sich den Privatjet, redeten, der einfache sieht zum dreifachen Weltmeister auf und nimmt dessen Ratschläge an. Da sich Hamilton mittlerweile auch bei seinen Landsleuten in Brackley eingelebt hat, dürfte er hier leichte Vorteile haben.

Wertung: Knapper Punktsieg Hamilton - 7:7

Runde 11, Momentum: Nico Rosberg hat Brasilien gewonnen, ja. Doch reicht das, um die Serie von fünf Siegen in Folge komplett zu kippen? Hamilton hielt sich, um seinen Vorsprung in der WM-Wertung wissend, zurück. Ein Crash, der seinem Teamkollegen und Rivalen die WM-Führung vor dem letzten Rennen zuschustert? Unvorstellbar! Ein echter Angriff auf der Strecke blieb deshalb in Interlagos aus. Das Momentum steht weiter bei Hamilton.

Wertung: Punktsieg Hamilton - 8:7

Runde 12, Ausgangslage: Der wohl bedeutendste Teil: Wird Hamilton Zehnter oder fällt aus, reicht Rosberg der fünfte Platz zum Titelgewinn. Kommt der Brite einen Platz weiter vorne ins Ziel, ist Platz vier ausreichend. Ob Hamilton Siebter oder Achter wird, ist egal, Rosberg müsste in beiden Fällen mindestens Dritter werden. Bei einem zweiten Platz von Rosberg darf Hamilton für den deutschen Fahrertitel über Rang sechs nicht hinauskommen. Gewinnt Rosberg, braucht er nur noch einen Fahrer zwischen sich und dem Teamkollegen.

Doch bei allen Rechenspielen ist klar: Die wesentlich komfortablere Ausgangslage hat Hamilton. Platz zwei dürfte aus eigener Kraft ohne technische Probleme kein Problem sein.

Wertung: Punktsieg Hamilton - 9:7

Schlussgong: Die unterschiedlichen Stärken der beiden Mercedes-Fahrer ergeben am Ende einen leichten Vorteil für Hamilton. Auch wenn sie während der Saison oft auf einem Niveau fuhren, Rosberg hat auf der Strecke noch keinen Weg an seinem Teamkollegen vorbei gefunden - auch weil er bisher im Qualifying die Oberhand hatte. In Abu Dhabi ist das ein kleiner Vorteil - Fernando Alonso steht als Zeuge jederzeit parat. Da Rosberg auf Schützenhilfe angewiesen ist, muss er selbst bei einem Sieg bis nach seiner Zieldurchfahrt zittern.

Seite 1: Rosberg geht mit technischem Verständnis in Führung

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