Platz 6, Lewis Hamilton: Die Niederlage im Qualifying tat dem Weltmeister weh. Das bewies er, als er sämtliche Fragen am Samstagnachmittag kurzangebunden beantwortete. Verdenken kann ich es ihm nicht: Hamilton hätte angesichts der Rosberg'schen Probleme auf die Pole Position fahren müssen. Er fuhr im zweiten Run auf Bestzeit-Kurs, schmiss den Vorteil dann aber weg.
Am Sonntag machte er den Fehler wieder gut. Hamilton erwischte einen blitzsauberen Start und kontrollierte danach das ganze Rennen über das Tempo. Das war vorbildlich. 19 Punkte liegt der Weltmeister in der Sommerpause vor seinem einzigen WM-Rivalen aus dem eigenen Team. Ob er sich das noch nehmen lässt?
Platz 7, Sebastian Vettel: Der vierfache Weltmeister wirkt etwas von der Rolle. Unmotiviert? Definitiv nicht. Aber Vettel scheint immer ein paar Prozent vom Optimum weg. Am Samstag überfuhr er den Ferrari im Qualifying. Er wollte unbedingt beim Heimrennen einen guten Eindruck hinterlassen, vor einem Red Bull starten - und landete hinter Räikkönen.
Am Sonntag rückte Vettel die teaminternen Verhältnisse gerade. Er kam nach dem Start an Räikkönen vorbei. Anschließend bewies er, dass er die leicht bessere Pace hatte. Vettel spulte seine Runden etwas konstanter ab. Elf Sekunden Vorsprung fuhr er sich so bis zur letzten Runde aus.
Platz 8, Kimi Räikkönen: Der Iceman bewies einmal mehr seine Qualitäten als Teamplayer, indem er Vettel vorbei ließ. Räikkönen sicherte die Punkte für Platz 6 ab. Eine rücksichtslos aggressive Fahrweise hätte ihm auch keine Vorteile gebracht. Sein größter Pluspunkt an diesem Wochenende war das gewonnene Quali-Duell gegen Vettel.
Platz 9, Max Verstappen: Der Abstand zu Ricciardo mag etwas groß erscheinen. Aber Verstappen war sowohl im Qualifying, als auch im Rennen ein wenig langsamer als der Australier. Das zeigte der letzte Stint.
Trotzdem war die Leistung des Teenagers gut. Er hielt Rosberg hinter sich, bis der die Nerven verlor und bestraft wurde. Nach der nächsten Boxenstopp-Runde dasselbe Spiel. Eine Schwäche hatte Verstappen aber: Er bekam beide Reifensorten im Rennen nicht ordentlich zum Arbeiten.
Platz 10, Esteban Gutierrez: Es gab Zeiten, in denen eine Blaue Flagge bedeutete: 'Vorsicht, schnelleres Fahrzeug nähert sich an.' Sie wurde gezeigt, egal ob es sich um den Führenden oder den direkten Verfolger handelte. Einen Zwang, Platz zu machen, gab es nicht. Der Schnellere musste sich selbst einen Weg vorbei suchen, was schon mal danebengehen konnte.
Gutierrez legt diese Regel bis heute so aus, finden zumindest seine Konkurrenten. In Ungarn war's Hamilton, in Deutschland beschwerte sich Ricciardo. Fürs Driver-Ranking ist das nur marginal interessant. Denn Gutierrez legte abgesehen davon eine wirklich gute Leistung hin. Teamkollege Romain Grosjean musste sich hinten anstellen, Gutierrez bekam die Zweistoppstrategie gut auf die Reihe. Nur für Punkte reichte es nicht ganz. War der Haas zu mehr fähig? Ich glaube es nicht.
Härtefall, Nico Rosberg: "Das Glas ist halbvoll", sagt der Optimist. "Das Glas ist halbleer", der Pessimist. "Das Glas ist doppelt so groß wie nötig", wäre das passende Bonmot des Formel-1-Ingenieurs.
Was das mit Rosberg zu tun hat? Jedes Mal, wenn der Deutsche sein Glas zur Hälfte gefüllt hat, schüttet er die andere Hälfte entweder daneben oder lässt das Glas fallen. In Hockenheim tat er beides. Erst verspielte er beim Start die gute Ausgangslage der Pole Position, dann drängte er Verstappen von der Strecke. Beides war unnötig.
Es scheint, als wolle Rosberg mit aller Macht seinen Kritikern beweisen, dass er genauso hart fahren kann wie Hamilton. Nur muss er das? Rosbergs kühler Kopf, seine Abgeklärtheit im Mercedes war immer seine Stärke. So fuhr er am Samstag mit einer herausragenden Leistung auf Pole. Am Sonntag aber verspielte er die selbstgeschaffene Ausgangslage mit zwei Fehlern. Mindestens einer zuviel für Punkte im Driver-Ranking.
Formel 1: Kalender und WM-Stand 2016 im Überblick