Welttorhüter? Torhüter von Welt!

Von Johannes Mittermeier
Servus, Edwin! Oliver Kahn und van der Sar bei einem Länderspiel im August 2005
© getty
Cookie-Einstellungen

Claudio Taffarel (48)

Mit 0:3 verlor die Selecao das Endspiel von Paris, die beiden Kopfballtore von Zinedine Zidane zieren die Bücher. Claudio Taffarels Bilanz stagnierte bei einem WM-Titel, 1994 in den USA, als er im Elfmeterschießen gegen Italien einen Schuss parierte.

Dunga war damals Kapitän der Selecao, nun coacht er den fußballerischen Stolz Brasiliens zum zweiten Mal. Taffarel folgt ihm als Torwarttrainer, zugleich wird er dieses Amt weiterhin bei Galatasaray ausüben. Seit 2011 ist der 48-Jährige dort tätig, schon zu Spielerzeiten reifte er bei Gala zur Instanz.

"Als ich 1998 nach Istanbul wechselte, wusste ich nichts über die Türkei, gar nichts. Aber bereits nach ein paar Tagen dachte ich: Wahnsinn, hier ist es wie im Paradies, noch nie haben mich die Menschen so unterstützt", schwärmt Taffarel bei "11Freunde". Istanbul, sagt er, "ist meine zweite Heimat geworden."

Wie zum Beweis liefert er eine Anekdote aus dem Alltag. "Auf der Straße sprechen mich Gala-Fans an und Spieler scherzen gerne: 'Taffa, du bist nur Torwarttrainer, trotzdem mögen dich die Fans mehr als uns Spieler...'"

Jose Luis Chilavert (49)

Den freundlichen Gruß auf der Straße teilt Taffarel mit einem, der so gar nicht in vorgefertigte Schemata zu zwängen war. "Sobald ich das Haus verlasse, sprechen mich die Fans an, obwohl ich schon längst nicht mehr spiele. Und es sind Anhänger von allen Klubs. Das ist einfach fantastisch", freut sich Jose Luis Chilavert, der dreimal Welttorhüter war (1995, 1997 und 1998) und immerzu ein unangepasster Querdenker. Manche behaupten: Ein unangepasster Grenzgänger.

Das fing mit seiner Extravaganz auf dem Fußballplatz an. 62 Treffer erzielte der Freistoßspezialist Chilavert, vornehmlich mit dem linken Fuß von der rechten Seite. Der eigentliche Grund seiner umstrittenen Charakteristik aber waren Aktionen, die den gewiss nicht schüchternen Oliver Kahn wie ein frommes Lamm erscheinen lassen. 1994 erhielt Chilavert eine Gefängnisstrafe, weil er einen Balljungen schlug; 1999 wurde er in Argentinien für 13 Monate gesperrt, weil er ein Vereinsmitglied niederstreckte; bei der WM 2002 verpasste er das Auftaktspiel, weil er den Brasilianer Roberto Carlos ins Gesicht gespuckt hatte.

Und dennoch ist Chilavert in Paraguay eine Koryphäe. Klar, dass diese dominante Persönlichkeit ins Fernsehen drängt, doch damit wäre ein Tausendsassa nur unzureichend ausgelastet: Der 49-jährige besitzt verschiedene Unternehmen, darunter ein Restaurant in Asuncion, und kooperiert mit einer Augenklinik. "Ich habe mir zunächst eine Auszeit gegönnt. Meine Frau scherzte in dieser Zeit häufig, dass ich wohl der einzige Spieler sei, der nach seinem Karriereende nichts mehr mit Fußball am Hut hat", berichtet Chilavert bei "fifa.com".

Der Ex-Keeper hat höhere Ziele: Er strebt den Präsidentenposten an, aber nicht jenen des Fußballverbandes - sondern der Nation. Außerdem schielt Chilavert auf eine weitere Funktion: "Seit der Weltmeisterschaft träume ich davon, Nationaltrainer Paraguays zu werden." Er gab das Interview 2005.

Seite 1: Oliver Kahn und die Rücktrittswelle

Seite 2: Vitor Baia und Fabien Barthez

Seite 3: Claudio Taffarel und Jose Luis Chilavert

Seite 4: Rene Higuita und Peter Schmeichel

Seite 5: Edwin van der Sar und David Seaman