Jürgen L. Born hat mit Rücksicht auf sein Lebenswerk Werder Bremen die Reißleine gezogen. Der 68 Jahre alte Ex-Banker legte am Freitag das Amt des Vorstandsvorsitzenden nieder und bewahrte damit den guten Ruf und das positive Image des deutschen Vizemeisters.
Seit einer Woche stand und steht der Pensionär im Mittelpunkt einer undurchsichtigen Finanzaffäre, die durch Recherchen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel öffentlich wurde.
"Ich gebe meine Ämter ab sofort endgültig ab"
"Ich gebe meine Ämter ab sofort endgültig ab. Ich kann aber versichern, dass ich keinerlei unerlaubte finanziellen Vorteile auf Kosten von Werder Bremen gezogen habe. Der Nachweis darüber erfordert jedoch einige Zeit, ich möchte Werder daher von unnötigen Belastungen freihalten", heißt es in einer Stellungnahme Borns, der sich derzeit aus privaten Gründen in Südamerika aufhält.
Aus dieser Region stammen auch die Vorwürfe, die gegen ihn im Raum stehen. Born geriet durch dubiose Zahlungen auf sein Konto im Zusammenhang mit dem Transfer des peruanischen Stürmers Robert Silva 2001 in Bedrängnis.
Am Donnerstag verstärkte sich der Druck durch südamerikanische Medien, die über angebliche Überweisungen auf das Konto von Borns Sohn Maximilian im Zusammenhang mit der Vertragsverlängerung des ehemaligen Bremer Angreifers Nelson Valdez (2003) berichteten.
Lemke kann Entscheidung verstehen
Nach einer Sitzung des Aufsichtsrates äußerte sich dessen Vorsitzender Willi Lemke zu dem Schritt Borns: "Das war eine folgerichtige Entscheidung von Jürgen Born. Die eingeleitete Untersuchung der Vorgänge durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft werden wir aber auf jeden Fall durchführen lassen. Wir sind verpflichtet, zum Wohle von Werder Bremen die nötige Transparenz in dieser Angelegenheit zu schaffen."
Der ehemalige Werder-Manager machte aber auch aus seinem Unverständnis keinen Hehl. "Es ist ein Imageschaden entstanden, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa. Das schmerzt alle, die mit dem Verein verbunden sind. Für mich sind diese Vorgänge auch nach mehreren Gesprächen mit Jürgen Born nicht nachvollziehbar", sagte Lemke, der derzeit bei den Vereinten Nationen als Sonderbeauftragter für Sport und Entwicklung beschäftigt ist.
Allofs übernimmt Vorstandsvorsitz
Neuer starker Mann bei den Hanseaten ist nunmehr Sportdirektor Klaus Allofs, der von Born den Vorstandsvorsitz und die Zuständigkeit für Öffentlichkeitsarbeit übernimmt. Um die Finanzen der Norddeutschen kümmert sich zusätzlich zukünftig Manfred Müller, bislang verantwortlich für Marketing und Management.
Ob Ex-Nationalspieler Allofs, dessen Vertrag an der Weser noch bis 2012 läuft, auf Dauer das Mandat als Vorstandsvorsitzender wahrnimmt, bleibt eine zunächst unbeantwortete Frage.
Bode als mögliches Mitglied im Werder-Vorstand
Mittelfristig wird der Werder-Vorstand ohnehin neu zusammengestellt, denn Müllers Kontrakt endet zum 30. Juni 2010. Als neues Mitglied des Führungszirkels wird in der Hansestadt immer häufiger der Name von Ex-Nationalspieler Marco Bode genannt.
Born hatte 1999 den langjährigen Werder-Präsidenten Dr. Franz Böhmert an der Spitze des 110 Jahre alten Traditionsvereins abgelöst.
In seine Ägide fiel das Double 2004 mit Meisterschaft und Pokal sowie die fünfmalige Teilnahme in Folge an der lukrativen Champions League. Werder Bremen entwickelte sich unter seiner Führung von einem Bundesliga-Klub mit Kontakt zur Abstiegszone zu einem europäischen Spitzenverein.