Nürnbergs Ex-Trainer Thomas von Hessen wird als neuer Manager bei 1899 Hoffenheim gehandelt. Mäzen Dietmar Hopp drängt auf Veränderungen in Vereinsstruktur und Mannschaft.
Der Manager ist weg, der Trainer steht vor dem Absprung, der Mäzen will den Umbruch: Beim Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim herrscht wenige Tage nach Saisonende fast mehr Aufruhr als während der gesamten enttäuschenden Spielzeit.
Für neue Unruhe beim Herbstmeister der Vorsaison sorgte am Montag die Nachricht, wonach der frühere Bundesligaprofi- und Trainer Thomas von Heesen den scheidenden Manager Jan Schindelmeiser beerben soll.
Laut eines Berichts der Bild-Zeitung soll der 48-Jährige, der im Januar als Trainer bei Apollon Limassol auf Zypern entlassen wurde, den frei gewordenen Posten bei den Kraichgauern besetzen. Schindelmeiser hatte am Sonntag seinen Abschied verkündet.
Grund dafür waren die von Mäzen Dietmar Hopp eingeräumten atmosphärischen Störungen zwischen dem Manager und Trainer Ralf Rangnick. Ob von Heesen den Coach noch antrifft, ist allerdings fraglich. Rangnick will sich bis Donnerstag Gedanken über seine Zukunft machen.
Kein "Alleinherrscher" Rangnick
"Es ist möglich, dass ich eine Pause mache", sagte Rangnick, dem ein Angebot zur Verlängerung seines ursprünglich bis 2011 laufenden Vertrags um ein weiteres Jahr vorliegt. Gegen einen Verbleib Rangnicks in Hoffenheim könnte ausgerechnet des Engagement eines neuen Managers sprechen. Schließlich müsste der Trainer die Führungsrolle im sportlichen Bereich dann erneut teilen. Hopp hat bereits angekündigt, dass es einen Alleinherrscher Rangnick nicht geben wird.
"Eine Doppel-Funktion wie sie Felix Magath bei Schalke hat, halte ich nicht für sinnvoll. Die Machfülle wäre zu groß. Es braucht ein Regulativ", erklärte der Mäzen, der nach wie vor von einem Verbleib Rangnicks ausgeht: "Die Mannschaft steht zu ganz großen Teilen hinter dem Trainer. Alles andere als eine Entscheidung in Hoffenheim zu bleiben, wäre für mich mehr als überraschend."
Hopp machte allerdings klar, dass der Klub mit oder ohne den aktuellen Coach im Wandel begriffen ist. "Wir stehen vor einem massiven Umbruch. Aber wir gehen nicht unter. Selbst wenn uns Rangnick verlässt", verdeutlichte der Milliardär und Mitbegründer des Software-Konzerns SAP, der im kommenden Jahr den "achten oder neunten" Tabellenplatz als Ziel anvisiert.
Neustrukturierung und neue Spieler
Ein Teil der Neustruktierung ist neben dem verstärkten Einbau junger deutscher Spieler in die Mannschaft die Einsetzung eines Beirats mit Vertrauten Hopps. Darin werden Hopps Sohn Daniel, Steuerberater Berthold Wipfler, SAP-Vorstand Gerd Oswald, Klubchef Peter Hofmann und der Mäzen selbst sitzen. Das Gremium soll sich einmal im Monat zu einem Meinungsaustausch mit dem Trainer treffen.
"Wir wollen uns künftig rechtzeitig informieren. In der Vergangenheit haben wir einige Dinge zu spät erfahren. Zum Beispiel die atmosphärischen Störungen zwischen Schindelmeiser und Rangnick", begründete Hopp die Einsetzung des Beirats, dessen Kontrollfunktion Rangnick wohl zusätzlich ein Dorn im Auge sein dürfte.
Während das Fragezeichen hinter dem Trainer bleibt, steht Hopp nach wie vor zu seinem Projekt. Der 70-Jährige will auch mit Blick auf die kommende Saison wieder Geld investieren: "Mit Sicherheit keine 16 Millionen wie im Vorjahr. Aber es ist denkbar, dass ich noch etwas vorstrecke, wenn es sich um talentierte junge Spieler handelt."