Das eigentliche Problem hat Bayern

Von Kommentar: Stefan Rommel
Martin Demichelis bereitet den Verantwortlichen des FC Bayern Kopfzerbrechen
© Getty

Bayern-Spieler Martin Demichelis sorgt mit seiner Weigerung, zum Bundesliga-Auftakt gegen Wolfsburg nicht auf der Bank sitzen zu wollen, für Verstimmungen beim Rekordmeister. Für Demichelis ist die Situation sicher unschön - für den FCB aber auch. Die SPOX-Meinung zum Thema des Spieltags von Stefan Rommel.

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Es gab mal eine Zeit, da bekam Martin Demichelis das Prädikat "Weltklasse" attestiert. So lange ist das noch gar nicht her, und vielleicht verdient sich der Argentinier auch heute noch die höchste aller Elogen.

Beim FC Bayern München soll die (ehemalige) Weltklasse ab sofort aber nur noch auf der Bank sitzen. Trainer Louis van Gaal will es so, und der Holländer muss es schließlich wissen.

Ein Spieler verliert also seinen Stammplatz. Jede Woche passiert das in jedem Klub, es gehört zum Dasein als Profi dazu wie eine schwere Verletzung oder ein hartnäckiges Formtief.

Martin Demichelis fühlt sich aber in seiner Leistung ganz grundsätzlich nicht genug gewürdigt und gekränkt. Sich deshalb für ein Pflichtspiel aus dem Aufgebot streichen zu lassen, ist schon ein bisschen divenhaft.

Die öffentliche Diskussion konzentriert sich deshalb auf Demichelis und seine angedeutete Arbeitsverweigerung. Oder aus seiner Sicht anders formuliert: Seine vorausschauende Einsicht, dass er auf Grund der angespannten Lage nicht hundert Prozent Leistung abrufen könnte.

Hinter einer emotionalen Unbehaglichkeit verbirgt sich aber ein handfestes Problem. Und zwar für die Bayern. Demichelis äußert konkrete Wechselabsichten.

Jetzt kann der Verein versuchen, den Argentinier zur Räson und wieder zurück in die Spur zu bringen. An seiner Rolle als Ergänzungsspieler ändert das aber gar nichts. Van Gaal rotiert in seiner Defensivzentrale nie freiwillig. Die unbefriedigende Konstellation für Micho bliebe also dieselbe.

Wahrscheinlicher ist ein Wechsel. Demichelis hat im Ausland einen sehr guten Ruf, gute Innenverteidiger gibt es nicht im Überangebot. Der Spieler hätte dann deutlich mehr Auswahlmöglichkeiten als sein derzeitiger Arbeitgeber.

Mit nur zwei gesunden Innenverteidigern in die Saison zu gehen, wäre aus Bayern-Sicht glatter Selbstmord. Breno ist eine mögliche Option, aber mit dem Brasilianer ist erst Ende Oktober wieder konkret zu rechnen.

Der Markt gibt aber kaum adäquate Alternativen her, zudem ist die Zeit bis 31. August sehr knapp bemessen. Es riecht förmlich nach einer Verlegenheitslösung. Und das ist definitiv nicht im Sinne aller Beteiligten.

Martin Demichelis ist kurzfristig ein Verlierer der Ehekrise, weil sein Image in Deutschland gehörige Kratzer abbekommen hat. Die eigentliche Gefahr lauert aber auf die Bayern. Sie könnten auf lange Sicht noch deutlich mehr Probleme bekommen.

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