Dunkle Wolken, klirrende Kälte und die üblichen 150 Kiebitze: Als Michael Ballack am Montag um 15.02 Uhr in den grauen Trainingsalltag bei Bayer Leverkusen zurückkehrte, hatte der DFB-Kapitän sein "Seuchenjahr" 2010 endgültig abgehakt. 90 Minuten lang grätschte, köpfte und sprintete der Mittelfeldspieler wie zu besten Zeiten - und verschwand anschließend wortlos in der Kabine.
Eingepackt in eine rot-schwarze Mütze, Handschuhe und Rollkragen trotzte Ballack während der Einheit den Minustemperaturen und nährte damit Hoffnungen auf ein Comeback schon im Topspiel gegen Borussia Dortmund am 14. Januar.
"Ich will noch einmal die Leistung bringen und das Niveau erreichen, das man braucht, um in der absoluten Spitze zu spielen", hatte Ballack zuvor angekündigt. Bislang hat die Zwölf-Millionen-Investition erst vier Pflichtspiele für die Werkself bestritten.
Jupp Heynckes: "Müssen Geduld haben"
Trainer Jupp Heynckes trat dennoch auf die Euphoriebremse. "Wir müssen Geduld haben. Training und Spielpraxis sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Aber Michael hat zuletzt sehr intensiv und gewissenhaft gearbeitet", sagte der Coach.
Die ersten Härtetests folgen noch diese Woche: Ballacks Einsatz in den Begegnungen gegen die Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen am Donnerstag und VfL Osnabrück am Sonntag ist fest eingeplant.
"Er muss in den Spielrhythmus kommen. Das kann etwas dauern", sagte Heynckes und versuchte, den Druck von dem 98-maligen Nationalspieler zu nehmen: "Da können die Leistungen schwanken. Das hat man ja bei Simon Rolfes gesehen. Aber ich bin zuversichtlich. Michael kann beißen und ist sehr ehrgeizig."
Erfreut über Ballacks Rückkehr waren auch die Mannschaftskollegen. "Es war eine lange Pause für Michael. Aber er hat hart gearbeitet und ein hohes Niveau erreicht. Das merkt man ihm im Training an. Schön, dass er dabei ist. Jetzt hoffe ich natürlich, dass er verletzungsfrei bleibt", sagte Bayer-Kapitän Rolfes.
Auch Kießling und Helmes mit von der Partie
Beim Training im Ulrich-Haberland-Stadion mit dabei waren auch Stefan Kießling und Patrick Helmes, die wie Ballack zuletzt Sonderschichten eingelegt hatten. Dagegen fehlten Torhüter Rene Adler und Abwehrspieler Arturo Vidal.
"Rene war im Kraftraum. Er hat fast drei Wochen ausgesetzt und wird am Mittwoch noch einmal untersucht", sagte Heynckes, der mit einer baldigen Rückkehr des Keepers ins Mannschaftstraining rechnet.Vidal hält sich derweil noch in seiner Heimat Chile auf. "Sein Sohn ist krank und ins Hospital eingeliefert worden. Wir stehen in Kontakt, mehr möchte ich dazu nicht sagen", erklärte Heynckes: "Arturo kann sich auch in Chile fit halten, aber er soll sich jetzt in erster Linie um seinen Sohn kümmern."
Seine eigene Zukunft ließ Heynckes, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, dagegen erneut offen. "Ich fühle mich wohl und es macht Spaß. Das ist doch immerhin eine Tendenz, oder?", sagte der Coach und verabschiedete sich mit den Worten "So, wir müssen jetzt in die Schluppen kommen." Sprachs, schaute auf seine Badelatschen und grinste.
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