Frage: Herr Littbarski, sie steigen beim VfL Wolfsburg vom Co-Trainer zum Chefcoach auf. Was soll sich unter Ihnen ändern?
Pierre Littbarski: Die Spieler müssen mehr Zeit investieren. Als ich als Co-Trainer manchmal vom Trainingsplatz gegangen bin, habe ich die ersten Spieler schon im Auto wegfahren sehen. Das kann nicht sein. Wir brauchen wieder mehr Identifikation mit dem VfL und mehr Mitdenken. Ein Spieler wusste nicht einmal, wie viele Siege wir bislang haben."
Frage: Als Symbol für eine fehlende Einstellung gilt bei vielen Fans ihr Spielmacher Diego, der sich zuletzt den Anweisungen des Trainerstabs widersetzt hatte. Verhängen Sie dafür eine Strafe?
Littbarski: Er wird am Samstag gegen den Hamburger SV nicht spielen. Ich habe ihn wegen der Vorkommnisse am vergangenen Wochenende für ein Spiel suspendiert. Danach ist für mich alles vergessen, dann kann er sich aufdrängen und zeigen, ob er uns helfen kann. Aber wir sind nicht der FC Diego.
Frage: Wie hat Diego reagiert?
Littbarski: Er ist Fußballprofi, er ist mir bestimmt nicht um den Hals gefallen. Aber ich habe auch nicht darauf geachtet, ob er Verständnis für die Entscheidung hat.
Frage: Sie gelten eigentlich als Spaßvogel, treten nun aber streng und autoritär auf. Ist das für ihre neue Rolle elementar?
Littbarski: Es geht nicht darum, jetzt einen pseudostarken Mann zu demonstrieren. Ich mache das, was ich für richtig halte. Gewisse Dinge werde ich jetzt härter angehen, denn wir dürfen uns keine Fehler mehr erlauben.
Frage: Woran wollen Sie neben der Disziplin noch den Hebel ansetzen?
Littbarski: Wir müssen wieder verstärkt Laufwege einstudieren, das haben wir zuletzt ein bisschen vernachlässigt. Einige Spieler haben auch Defizite im konditionellen Bereich oder in der Beweglichkeit. Außerdem werden wir künftig im 4-4-2-System mit zwei Stürmern spielen. Ich hoffe, dass wir dadurch in die Erfolgsspur zurückkehren.
Frage: Haben Sie ein schlechtes Gewissen, dass ihr Chef Steve McClaren entlassen, sie aber befördert wurden?
Littbarski: Als Co-Trainer bin ich immer loyal gewesen, da muss ich mir keinen Vorwurf machen. Die Arbeit mit ihm hat Spaß gemacht, es war nicht alles schlecht.
Frage: Sie arbeiten vorerst nur auf Bewährung. Wie lange wollen Sie sich diesem Druck aussetzen?
Littbarski: Am liebsten lange, denn das würde bedeuten, dass wir viele Spiele gewinnen.