Der Trainer:
Jupp Heynckes war bereits vor 24 Jahren, zwischen 1987 und seiner Entlassung im Oktober 1991, Bayern-Trainer. Nach dem unrühmlichen Ende in Mönchengladbach 2007 wollte Heynckes nie wieder als Trainer arbeiten, konnte dem Lockruf von Freund Uli Hoeneß im April 2009 aber nicht widerstehen.
Als Interimstrainer nach Jürgen Klinsmann führte Heynckes die Bayern mit 13 Punkten aus fünf Spielen sicher in die Champions League - und fand wieder Motivation.
Seine neu entfachte Leidenschaft lebte Heynckes anschließend bei Bayer Leverkusen aus und hinterließ bei den Bayern-Bossen nachhaltig positive Wirkung. In den nächsten zwei Jahren soll der 66-Jährige Titel holen und den "Spaß in diesem Verein zurückbringen" (Hoeneß).
Heynckes setzt auf Eigenverantwortung
Van Gaal war der beratungsresistente Alleingänger mit despotischen Zügen, Heynckes ist mitunter kumpelhaft, aber stets um gegenseitigen Respekt bemüht. Als er für fünf Spiele bei Bayern einsprang, gewöhnte er Ribery beispielsweise ab, Schuhe und Schmutzwäsche einfach in den Schacht zu schmeißen.
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Einen Knigge-Katalog wird es für die Spieler aber nicht geben. "Ich sehe keinen Sinn, Spieler zu etwas zu zwingen. Die Spieler wissen selbst, was gut und was schlecht ist. Mit Eigenverantwortung erzieht man sie", sagt Heynckes.
Der Coach will mündige Spieler und fördert einen offenen Austausch. In Leverkusen bezog er die Mannschaft oft in Besprechungen ein und verlangte mögliche Verbesserungsvorschläge.
Matthäus: "Heynckes eine Art Vaterfigur"
Rummenigge erhofft sich von Heynckes auch einen Schub für die zweite Reihe: "Bei van Gaal haben immer die ersten Elf gespielt, Jupp hat einen anderen Stil. Bei ihm sind es die besten 16,17 Spieler. Die werden bei ihm durchrotieren. Das fördert den Teamgeist. Das war ja das Problem von Altintop und Tymoschtschuk, dass sie sich nicht als dazugehörend gefühlt haben."
Van Gaal hat sich intensiv mit dem Nachwuchs beschäftigt und innerhalb von acht Monaten aus Müller und Badstuber Nationalspieler gemacht. Ähnlich wie der Niederländer hat auch Heynckes eine positive Ausstrahlung auf junge Spieler.
"Ich habe gehört, dass Jupp die Musik von Rihanna und Lady Gaga kennt. Er setzt sich mit der Jugend auseinander, weiß, was bei ihr abgeht und sie beschäftigt. Das hilft ihm im Job. Er ist eine Respektsperson, sowohl die erfahrenen als auch die jungen Spieler schauen zu ihm auf. Heynckes ist nicht nur Trainer, sondern auch eine Art Vaterfigur", sagte Lothar Matthäus der "Welt am Sonntag".
Heynckes soll Kardinalproblem lösen
Heynckes steht für eher kontrollierten Fußball. Leverkusen büßte unter ihm an Eleganz ein, doch die direkte Qualifikation für die Champions League gab Heynckes recht. Der 66-Jährige braucht kein Spektakel.
"In Leverkusen habe ich nach einem halben Jahr das Spiel etwas umgestellt. Weniger Risiko, mehr Achtung auf die Rückwärtsbewegung. Das hat uns gut getan", sagt Heynckes rückblickend.
Nach der Balleroberung setzt Heynckes jedoch auf schnelles Umschalten und viel Zug zum Tor. Bei den Bayern stimmte in der letzten Saison die Balance zwischen Defensive und Offensive nicht.
Heynckes soll dieses Kardinalproblem lösen - auch wenn er strategisch gesehen aufgrund seines Alters freilich keine Langzeitlösung für die nächste Dekade sein kann.
"Eine Traumvorstellung wäre es, wenn er mit uns gemeinsam seinen Nachfolger suchen würde", sagt Hoeneß. Jürgen Klopp ist dabei ein ganz heißer Kandidat.