SPOX: Christoph Kramer, in Ihrem ersten Regionalliga-Spiel für Bayer Leverkusen wurden Sie einst in der 89. Minute eingewechselt. 16 Minuten vorher kam ein gewisser Pierre-Michel Lasogga ins Spiel. Können Sie sich an die damalige Zeit noch erinnern?
Christoph Kramer: Auf jeden Fall. Wir spielten damals noch in der A-Jugend, deshalb war es auch etwas ganz Besonderes. Tanos Petsos war auch noch dabei und wir drei durften damals bei den Amateuren reinschnuppern. Die haben noch gegen den Abstieg gespielt und wir bekamen dann unsere ersten Minuten kurz vor Schluss.
SPOX: Guckt man bei ehemaligen Weggefährten aus der Jugend ganz genau hin, was sie aus ihrer Karriere machen?
Kramer: Natürlich. Ich habe mich riesig für Pierre gefreut, dass er seinen Durchbruch in Berlin so schnell geschafft hat. Auch jetzt verfolge ich meine alten Kollegen noch ganz besonders.
SPOX: Gab es eine Glückwunsch-SMS für Lasogga nach dem Hattrick gegen Nürnberg?
Kramer: Das speziell nicht. Er hat sich ja schon ans Toreschießen gewöhnt. Ich hatte immer einen guten Draht zu ihm. Ich war damals oft bei ihm. Er hatte schon eine eigene Wohnung, dort haben wir uns dann häufig getroffen und Playstation gespielt. Die eine oder andere SMS bekommt er definitiv noch.
SPOX: Damalige Mitspieler wie Fabian Giefer oder Richard Sukuta-Pasu haben früh ihr erstes Bundesliga-Spiel absolviert. Sie sind erst vor ein paar Monaten nachgezogen. Hätten Sie das Debüt früher erwartet?
Kramer: Nein, auf keinen Fall. Ich bin glücklich mit dem bisherigen Verlauf, will auch nichts missen. Für mich war es sehr wichtig, noch ein Jahr Regionalliga zu spielen. Die beiden Jahre in der 2. Bundesliga waren danach genauso der richtige Schritt, wie jetzt in die Bundesliga zu wechseln. So baut alles aufeinander auf.
SPOX: Erstmals Profi-Fußball spielten Sie in Bochum: Als der VfL Interesse zeigte, wurde ein Einjahresvertrag vereinbart. Sie wollten dagegen zwei Jahre verliehen werden. Hatten Sie denn keine Bedenken, aus dem Bayer-Radar zu verschwinden?
Kramer: Nein. Ich stand mit Leverkusen immer in sehr gutem Kontakt. Mit Dirk Kunas wurde extra jemand installiert, der sich um die verliehenen Spieler kümmert. So wurde der Kontakt immer gehalten. Von daher war es auch klar, dass ich meinen Vertrag noch einmal verlängern werde.
SPOX: Sie haben den guten Kontakt nach Leverkusen angesprochen. Ist das als "Konkurrent" in Mönchengladbach immer noch so?
Kramer: Die Konkurrenz zwischen den Vereinen hat ja nichts mit dem Verhältnis zwischen den Verantwortlichen von Bayer und mir zu tun. Deshalb besteht der Kontakt auch weiter - ich bin ja noch in Leverkusen unter Vertrag. Da schreibt man sich die eine oder andere SMS. Als ich mein Debüt gegeben oder mein erstes Tor gemacht habe, kamen Glückwünsche. Natürlich tauscht man sich auch über die Entwicklung meiner Situation aus.
SPOX: Auch die Bindung nach Bochum scheint noch da zu sein: Stimmt es, dass Sie eine Dauerkarte für den VfL Bochum gekauft haben?
Kramer: Das stimmt. Ich nutze sie, so oft es geht. Bisher habe ich mir vier Spiele angesehen. Ich habe noch eine enge Bindung nach Bochum und viele Freunde, bin deshalb auch gerne dort. So lange sich die jeweiligen Spiele nicht überschneiden, fahre ich immer zu den Partien des VfL.
SPOX: So oft wie Sie als Aktiver an der Castroper Straße unterwegs waren, waren Sie in der BayArena noch nicht. Rudi Völler hat dennoch klar ausgedrückt, dass Sie 2015 zurückkehren. Hat man Ihnen das persönlich auch schon so mitgeteilt?
Kramer: Ich weiß nicht genau, wie die Vertragssituation aussieht. Wir wissen alle, wie viel in zwei Jahren passieren kann. Deshalb kann ich auch noch nicht sagen, was 2015 sein wird. Vielleicht bin ich dann ja auch schon Vater.
SPOX: Wollen Sie denn zurück?
Kramer: Das kann ich noch nicht sagen. Momentan fühle ich mich in Gladbach pudelwohl. Das ist jetzt meine Heimat.
SPOX: Finden Sie es ungewöhnlich, dass ein Klub einen Spieler für vier Jahre am Stück verleiht?
Kramer: Was heißt ungewöhnlich? Auf meiner Position haben sie mir in Leverkusen vielleicht noch nicht zugetraut, mich durchzusetzen, um die nötigen Einsatzzeiten zu bekommen. Ich habe damit aber kein Problem. Ich habe gern in Bochum gespielt, ich spiele gern in Gladbach. Daher ist es für mich auch kein Thema, ob ich ausgeliehen bin oder nicht.
SPOX: Sie wären fast bei Benfica gelandet: Erzählen Sie mal!
Kramer: Benfica wollte mich vor der Saison für drei oder vier Millionen Euro kaufen. Leverkusen wollte mich aber nicht abgeben und da ich noch einen gültigen Vertrag hatte, kam ich dort nicht raus. Deshalb war es klar, dass ich meinen Vertrag verlängern muss und im Anschluss noch mal ausgeliehen werde. So sehr mich Benfica Lissabon auch gereizt hat, so gut kann ich jetzt sagen, dass es die absolut richtige Entscheidung war. Gerade, wenn man sieht, wie es gelaufen ist.
SPOX: Sie waren vor Ort. Welche Rolle wollte Jorge Jesus Ihnen zuteilen?
Kramer: Ich habe damals mit allen gesprochen, das hat sich alles sehr gut angehört. Welche Rolle mir genau zugedacht war, kann man aber natürlich nicht sagen. Ich wäre aber sicherlich nicht der absolute Toptransfer gewesen.
SPOX: Hätten Sie es gemacht, wenn Bayer sein Go gegeben hätte?
Kramer: Ich denke schon. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich auf keinen Fall nach Lissabon gegangen wäre. Es wäre auf jeden Fall eine Überlegung wert gewesen und hätte mich sehr gereizt.
SPOX: Sie sind dann in Mönchengladbach gelandet. Ihr Wechsel ging in der Euphorie um Raffael und Max Kruse etwas unter, Lucien Favre verguckte sich aber schnell in Sie: Wie haben Sie das geschafft?
Kramer: Das ist eigentlich eine Frage für den Trainer. Ich versuche immer, mich weiterzuentwickeln, in jedem Training, in jedem Spiel Gas zu geben. Das ist mir bisher, denke ich, relativ gut gelungen.
SPOX: Favre gilt als ein anerkannter Fußball-Lehrer für die Fortentwicklung der einzelnen Spieler. Inwiefern haben Sie schon von ihm profitiert?
Kramer: Ich habe schon sehr profitiert. In den drei Monaten, in denen ich hier bin, habe ich mich definitiv schon weiterentwickelt. Er spricht sehr viel mit uns, was ich gut finde und nicht selbstverständlich ist. Zudem versucht er, uns in jedem Training kontinuierlich weiterzubringen. Das ist gerade für junge Spieler wichtig.
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