Warum jetzt die Entscheidung für Victor Skripnik?
Wahrscheinlich ist die Beförderung des Ukrainers ein Produkt mehrerer Faktoren. Schenkt man den Ausführungen von Eichin der letzten Tage und Wochen Glauben, war das Vertrauen in Dutt bis zuletzt da. Die mögliche Suche nach einem Nachfolger für den Fall der Fälle musste im Verborgenen geschehen - oder aber innerhalb der eigene Reihen stattfinden. Die zuletzt im Raum stehenden Namen wie Holger Stanislawski, Michael Frontzeck oder Huub Stevens waren ein paar Blendgranaten, mehr nicht.
Skripnik ist seit 18 Jahren im Verein, bis 2004 als Spieler, seitdem als Trainer verschiedenster Jugendmannschaften und zuletzt als Chef der U 23. Dem bald 45-Jährigen Stallgeruch zu attestieren, wäre wohl noch untertrieben.
"Die Entscheidung für Victor ist ein sehr konsequenter Schritt unserer Philosophie. Wir wollten hier bei Werder auch einen Trainer für solche Fälle entwickeln, um einen zu haben, der egal wie die Situation ist, auch mal eine Cheftrainerrolle übernehmen kann", sagt Eichin. "Er war immer ein ganz klarer Platzhalter für so eine Situation. Es ist nur konsequent, einem Trainer, von dem wir sehr, sehr viel halten, nun auch die Chance zu geben zu zeigen, was er drauf hat."
Die Gerüchte, Werder hätte sich auch aus finanziellen Gründen für eine preisgünstige, interne Lösung entschieden, wies Eichin zurück. "Die Finanzen haben in dem Zusammenhang überhaupt keine Rolle gespielt. Bei einer Entscheidung dieser Tragweite darf es nicht an finanziellen Mitteln fehlen. Es war von Anfang an klar, dass wir diese Variante bevorzugen. Es ist ein Weg, der zu Werder Bremen passt und der, mit dem wir uns alle am wohlsten fühlen."
Die Ablöse für einen anderweitig unter Vertrag stehenden Trainer bezahlen zu müssen oder einen bereits etablierten Coach mit einem entsprechend hohen Gehalt ködern zu müssen, waren aber sicherlich keine Nachteile in der Entscheidungsfindung.
Dass Skripnik nicht sofort einen entsprechend ausformulierten und auch bezahlten Vertrag als Trainer der Profis bekommt, stellt für Eichin kein Problem dar. "Victor ist keine Interimslösung oder eine Lösung auf Zeit! Wir haben vollstes Vertrauen in ihn, er ist momentan unser Mann. Er hat einen längerfristigen Vertrag bei uns und ich muss nicht heute oder morgen dran denken, ihn als Trainer für die Profimannschaft so auszustatten. Das werden wir sicherlich zu gegebener Zeit tun, wenn die Arbeit der nächsten Tage getan ist. Erst dann wird alles besprochen, um eine vernünftige Grundlage für alle Beteiligten zu schaffen."
Skripnik hat sich als Trainer im Verein hochgearbeitet, er kennt die Strukturen, die handelnden Personen und natürlich jedes Talent von der U 17 aufwärts. Denn das ist mittlerweile ja auch eine der Stützen der grundsätzlichen Philosophie in Bremen: Endlich wieder eigene Jugendspieler dahingehend zu entwickeln, dass sie den Sprung zu den Profis schaffen und später für gutes Geld unter Umständen verkauft werden können. Hierfür kann es keinen Besseren geben als den ehemaligen U-19 und U-23-Trainer Skripnik.
Auf der anderen Seite sind das auch eher mittelfristige Belange. Daneben braucht es auch einen Trainer, der eine schleunige Veränderung im Spiel der Profis herbeiführt und die aktuelle Situation in den Griff bekommt. Und hierfür hat Skripnik auf dem Niveau keinerlei Referenzen vorzuweisen.
Spannend wird auch die Frage sein, wie schnell und bedingungslos die Profis ihm als ehemaligen Amateurtrainer folgen. Skripniks Reputation beschränkt sich als Spieler auf eine längst verblichene Zeit und als Trainer auf den Nachwuchsbereich. Insofern könnte Co-Trainer Torsten Frings da eine gewichtige Rolle zukommen. Der ist in der Tat jedem Spieler ein Begriff und strahlt dank seiner Vita auch eine ungeheure Autorität aus.
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