Die Hertha will nach dem knappen Klassenerhalt in der Vorsaison die kommende Spielzeit mit frischem Offensivgeist angehen - muss bei den Torhütern aber noch kürzen. Das Überangebot zwischen den Pfosten sorgte bereits für Experimente, während in der Innenverteidigung weiter an der Routinier-Strategie festgehalten wird. Im Angriff gibt es derweil einen kleinen Umbruch.
Tor
Das Personal: Thomas Kraft, Rune Jarstein, Marius Gersbeck, Nils Körber, Sascha Burchert
Abgänge: Keine
Zugänge: Keine
Offene Positionen: Eventuell die Nummer zwei
Kandidaten: Denes Dibusz (Ferencvaros Budapest)
Auf der Torwart-Position hat die Hertha ein klares Überangebot. Da Körber einen Profivertrag erhielt, verfügen die Berliner inzwischen über fünf Keeper. Jarstein soll wohl noch abgegeben werden, gleichzeitig nutzt die Hertha die Situation kreativ: Beim jüngsten Test in Lübars (7:2) durften Kraft und Burchert, auf eigenen Wunsch, je eine Hälfte in der Verteidigung ran.
"Die Torhüter haben heutzutage viel mehr Ballkontakte. Da ist es wichtig, auch fußballerisch gut zu sein. Außerdem bringt so ein Spiel im Feld körperliche Fitness", erklärte Pal Dardai, der vom Interimstrainer zum Chefcoach befördert wurde, der Bild.
Als Nummer eins ist Kraft gesetzt. Spannend werden könnte es hier wohl nur, sollte Ungarns Nationaltorhüter Denes Dibusz tatsächlich, wie zuletzt kolportiert, ein Thema werden. Dem müssten aber wohl mindestens Abgänge von Jarstein und Burchert vorausgehen.
Die größte Veränderung fand für die Berliner Torhüter ohnehin bereits Ende Juni statt: Die Hertha trennte sich von Torwart-Trainer Richard Golz, der Ungar Zsolt Petry beerbt ihn und unterschrieb bis 2017. Petry kam ablösefrei aus Hoffenheim.
Für Kraft ist es seit 2011 bereits der dritte Torwarttrainer, gegenüber der BZ stellte er klar: "Das kenne ich nicht anders, und das kann ich eh nicht beeinflussen. Auf der einen Seite ergeben sich durch einen Wechsel immer wieder neue Impulse, neue Ideen. Auf der anderen Seite wäre natürlich auch eine gewisse Konstanz und Kontinuität gut."
Der erste Eindruck von Petry war aber positiv: "Er hat uns Torhütern schon vor dem Trainingsstart erläutert, was er erwartet, was er vorhat. Zsolt will uns alle noch besser machen, wird in erster Linie das offensive Spiel ausbauen. Der Trend geht eindeutig dahin, dass wir Keeper noch mehr mitspielen, noch mehr eingebunden werden. Auch wenn da inzwischen ein gewisses Limit erreicht ist."
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Seite 3: Mittelfeld - Allrounder Weiser und ein Wunschspieler
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Abwehr
Das Personal: John Brooks, Sebastian Langkamp, Nico Schulz, Marvin Plattenhardt, Johannes van den Bergh, Peter Pekarik
Abgänge: Marcel Ndjeng (SC Paderborn), John Heitinga (Ajax Amsterdam), Fabian Holland (SV Darmstadt, war zuvor schon ausgeliehen)
Zugänge: Keine
Offene Positionen: Innenverteidigung, Rechtsverteidiger
Kandidaten: Keine
Das Experiment, mit John Heitinga einen erfahrenen Mann zu holen, um der Defensive so mehr Sicherheit zu geben, ist gescheitert - der Niederländer wurde ablösefrei abgegeben. Doch an der grundsätzlichen Theorie hält die Hertha allem Anschein nach fest.
So sollte zunächst der vor einigen Monaten in Leverkusen entlassene Emir Spahic verpflichtet werden, Daniel Delonga, der Berater des Abwehr-Routiniers, war offenbar bereits zu Gesprächen in Berlin. Doch der Hauptstadtklub hatte das Nachsehen: Der Hamburger SV schnappte sich den Bosnier am Sonntag, und so muss Berlin weiter nach erfahrener Defensiv-Hilfe suchen.
Brooks und Langkamp dürften im Abwehrzentrum allerdings ohnehin in jedem Fall gesetzt sein. Mit einem Spieler vom Typ Spahic hätte Dardai aber einen abgezockten Routinier in der Hinterhand, den er bedenkenlos vereinzelt bringen kann, um sein Stamm-Duo zu entlasten sowie um auf Ausfälle zu reagieren.
Auf den defensiven Außenbahnen ist Pekarik rechts gesetzt, links dürfte Plattenhardt in der Anfangsformation stehen - allerdings auch abhängig davon, ob Dardai mit Schulz weiter im linken Mittelfeld plant. In dem Fall könnte van den Bergh, der in der Vorsaison einen schweren Stand hatte, als Plattenhardts Backup fungieren.
Mit Fabian Holland wird ein anderer Linksverteidiger immerhin direkt wieder abgegeben: Der 28-Jährige kehrte zwar zunächst nach seiner Ausleihe aus Darmstadt zurück, einigte sich aber schnell mit den Lilien. Nach einigen Verhandlungen gab schließlich auch die Hertha am Sonntag grünes Licht.
Ebenfalls dünn besetzt ist die Hertha hinter Pekarik, da Ndjeng geht. Hier dürfte sich auch noch etwas tun, einen echten zweiten Rechtsverteidiger haben die Berliner aktuell nicht im Kader.
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Mittelfeld
Das Personal: Fabian Lustenberger, Hajime Hosogai, Peter Niemeyer, Per Skjelbred, Tolgan Cigerci, Jens Hegeler, Valentin Stocker, Ronny, Alexander Baumjohann, Änis Ben-Hatira, Genki Haraguchi, Roy Beerens
Abgänge:Keine
Zugänge: Mitchell Weiser (FC Bayern)
Offene Positionen: Spielmacher, Außenbahn
Kandidaten: Vladimir Darida (SC Freiburg), Balazs Dzsudzsak (Dynamo Moskau)
Die Hertha will sich im zentralen Mittelfeld verstärken, zwar bilden Skjelbred und Kapitän Lustenberger ein solides Duo, dennoch bestätigte Preetz bereits das Interesse an Freiburgs Darida: "Ein für uns interessanter, aber auch teurer Spieler." Rund fünf Millionen Euro würde Darida dem Vernehmen nach kosten, Peter Niemeyer darf die Hertha derweil verlassen.
Im offensiven Mittelfeld vollziehen die Berliner dagegen einen kleinen Umbruch. Mit Mitchell Weiser steht der erste Neuzugang bereits fest (Preetz: "Er ist sowohl offensiv wie defensiv einsetzbar und passt so genau in unser Anforderungsprofil"), weitere Verstärkungen für die Außenbahn sollen kommen. Sidney Sam wird immer wieder mit den Berlinern in Verbindung gebracht, Dardai will mehr Geschwindigkeit auf den Flügeln.
Der Wunschspieler des Ungarn für diese Position soll allerdings sein Landsmann Balazs Dzsudzsak sein: Der Kapitän der ungarischen Nationalmannschaft ist aber noch bis Jahresende an Dynamo Moskau gebunden und sollten die Berliner nicht Ablöse und Gehalt drücken können, ist der 28-Jährige wohl nicht zu finanzieren.
Im Gegenzug dürfte Änis Ben-Hatira (Zehverletzung), bei dem Dardai ein "Riesenfragezeichen" sieht, was das Comeback angeht, den Klub wohl bei einem entsprechenden Angebot verlassen - und auch im offensiven Zentrum tut sich etwas.
Laut Bild-Informationen darf Spielmacher Ronny den Hauptstadtklub verlassen, nachdem er in der Rückrunde kaum noch eine Rolle spielte. Übereinstimmenden Berichten zufolge liegt ihm ein Angebot von Changchun Yatai aus China vor.
Die Hertha hofft wohl auf eine Ablöse in Höhe von rund drei Millionen Euro, die erste Offerte soll sich auf zwei Millionen belaufen. Das offensive Zentrum würde Stand jetzt wohl Valentin Stocker, mit neun Assists immerhin der Berliner Top-Vorbereiter der vergangenen Spielzeit, besetzen. Dahinter folgt Alexander Baumjohann, der sich nach überstandenem Kreuzbandriss wieder ran kämpft.
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Sturm
Das Personal: Salomon Kalou, Julian Schieber, Sandro Wagner
Abgänge: Keine
Zugänge: Sami Allagui (FSV Mainz, war ausgeliehen)
Offene Positionen: Mittelstürmer
Kandidaten: Robert Beric (Austria Wien)
Mit 36 Toren stellten die Berliner die viertschwächste Offensive der Vorsaison, nur Hamburg, Paderborn und Köln trafen seltener. Zwar führten mit Kalou (sechs Treffer) und Schieber (7) immerhin zwei Stürmer die interne Torjägerliste an, dennoch ist hier für die Berliner weiter Bedarf - zumal Schieber frühestens Ende August zurückkehrt und die Team-Saisonvorbereitung nach seiner Knorpel-OP verpasst.
Zudem könnte Sandro Wagner die Hertha noch verlassen. Unter Dardai war er zuletzt nur noch Ersatz, laut der Bild gibt es bereits Anfragen aus England.
Doch der 27-Jährige stellte klar: "Ich bin ganz entspannt und lange genug dabei. Ich habe bei Hertha noch ein Jahr einen guten Vertrag. In den vergangenen acht Jahren habe ich gut verdient, so dass meine Familie und ich nun ganz genau überlegen, was wir als nächsten Schritt machen. Vielleicht bleibe ich auch noch ein Jahr in Berlin."
Obwohl Sami Allagui zurückkehrt, werden die Berliner in jedem Fall übereinstimmenden Berichten zufolge noch einen Stürmer ins Visier nehmen. Robert Beric wird immer wieder mit der Hertha in Verbindung gebracht, doch der FC Reading scheint derzeit die Nase im Werben um den Rapid-Stürmer vorne zu haben.
Zumindest Allagui selbst geht aber optimistisch in die Saisonvorbereitung: "Ich kehre jetzt im besten Zustand zu Hertha zurück, bin maximal motiviert und werde von der ersten Minute an auf Angriff schalten."
Dabei sollte er sich aber auf harte Trainingseinheiten einstellen, wie Dardai ankündigte: "Die Jungs sollen in den nächsten vier Wochen gut trainieren, gut schlafen und gut essen. Fußball ist ein Aggressivitätsspiel, dafür musst du fit sein. Wenn wir durchziehen, was wir vorhaben, werden wir topfit sein. Ich habe ein gutes Gefühl."
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Hertha BSC im Steckbrief