SPOX: Manche Spieler kommen mit so einer Drucksituation besser, manche schlechter zurecht. Wer sind die Schlüsselspieler von Werder?
Reinke: Claudio Pizarro ist so etwas wie der Ober-Chef und der X-Faktor von Bremen. Claudios positive Ausstrahlung kann die Kollegen ablenken und auf andere Gedanken bringen. Sein Spaß am Leben ist eine riesige Erleichterung für das ganze Team, das sonst sehr schnell verkrampfen würde. Daneben übernehmen natürlich Clemens Fritz und Felix Wiedwald wichtige Rollen. Felix hält die letzten Wochen überragend und hat so Selbstvertrauen gesammelt.
SPOX: Bei der Eintracht kehrte Leitwolf Alex Meier nach seiner Verletzung wieder ins Training zurück. Wie wichtig wäre zumindest ein Kurzeinsatz von ihm?
Franz: Es ist natürlich extrem bitter, wenn der amtierende Torschützenkönig verletzungsbedingt wegbricht. Mit Meier wäre die Eintracht bereits gerettet. Wenn Alex auf dem Platz steht, netzt er ein und geht mit Leistung voran. Sein Einsatz würde die Mannschaft pushen. Aber auch so gibt es mehrere Spieler, die Verantwortung übernehmen, wobei Stefan Aigner mit seinen Toren gegen Darmstadt und Dortmund derzeit sicher der heißeste Spieler ist. Aber auch Änis Ben-Hatira, der endlich mal das nötige Vertrauen des neuen Trainers spürt, blüht auf und hat sich zu einem wichtigen Faktor entwickelt. In der Abwehr wirft sich Marco Russ in den jeden Ball und sticht seit Wochen mit starken Leistungen hervor. Diese Spieler müssen am Samstag vorangehen und die jüngeren Spieler tragen. Diese Spieler müssen am Samstag vorangehen und die jüngeren Spieler tragen. In so einem Spiel zeigt sich auf jeden Fall, wer die Verantwortung übernehmen möchte und wer sich lieber versteckt. Nur wer sich etwas zutraut, kann in diesem Finale über sich hinauswachsen.
SPOX: Apropos Vertrauen. Bei der Eintracht wurde Niko Kovac als Feuerwehrmann für den Schlussspurt der Saison verpflichtet. Nach der Siegesserie hat man das Gefühl, dass der Verein alles richtig gemacht hat.
Franz: Das war eine herausragende Entscheidung, weil die Kovac-Brüder mit ihrer Erfahrung die Spieler erreichen und den Verein so nach vorne bringen können. Dabei war der Trainerwechsel ein großes Risiko, denn Kovac hatte mit Gladbach, Bayern und Leverkusen in den ersten Spielen sofort heftige Spiele, die ja auch verloren wurden - der Sog kann dich auch wegreißen. Aber die Message von Kovac ist angekommen und die Eintracht hat zum richtigen Zeitpunkt die Wende geschafft. Jetzt fehlt nur noch die Krönung.
SPOX: Auch eine Etage weiter oben steht ein Personalwechsel an. Wie entscheidend ist das Abstiegsduell für Suche nach einem Bruchhagen-Nachfolger?
Franz: Bei einem Abstieg muss man natürlich anders an die Sache herangehen und hat weniger Mittel zur Verfügung. Unabhängig von der Liga wäre der Eintracht zu wünschen, dass es Fredi Bobic wird. Er ist menschlich ein super Typ und hat bewiesen, dass er seinen Job als Manager versteht.
SPOX: Bei Werder stand Viktor Skripnik bereits mehrmals kurz vor der Entlassung. Trotzdem konnte er sich halten - die richtige Entscheidung?
Reinke: Viktor leistet eine sehr gute Arbeit. Man muss berücksichtigen, was er für ein Spielermaterial zur Verfügung hat und welche Unruhen im Umfeld eine ruhige Arbeit praktisch durchgehend unmöglich machen. Viktor verliert nie den Kopf und behält auch in dieser schwierigen Situation die Ruhe und hüpft an der Seitenlinie nicht wie verrückt durch die Gegend, wie es andere Trainer machen. Wegen seiner besonnen Art wurde die Mannschaft auch nur selten abgeschlachtet. Viktor hat seine Arbeit von Anfang an so durchgezogen wie er ist und lässt sich dabei von niemandem verbiegen. Ich habe das Gefühl, dass er von allen Seiten angepiekst wird und auch wenn viele auf ihm rumtrampeln, setzt er seinen Kopf durch. Auch wenn es nach außen immer wieder so wirkt, als ob er Kommunikationsprobleme hätte, ist das nicht so. Besonders intern macht das nichts aus. Im Training ist es einfacher, seine Vorstellungen zu vermitteln.