Trotzige Wölfe, wilde Hamburger

SPOX
02. August 201621:17
Julian Draxler würde wohl gerne wechseln, darf aber nichtgetty
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Beim FC Augsburg tritt Dirk Schuster in große Fußstapfen. Auch in Ingolstadt gab es die größte Veränderung an der Seitenlinie. Markus Kauczinski will aber nicht alles umschmeißen. Der HSV integriert junge Wilde in den Kader, Bruno Labbadia dämpft aber die Erwartungen an den Barca-Bubi. In Köln herrscht gute Laune und Harmonie - in Wolfsburg ist das Gegenteil der Fall. Und: Die Hertha ist schon weiter als der Rest.

FC Augsburg

Situation:

Am Freitag vor dem Aufbruch ins Trainingslager nach Südtirol absolvierte der FCA den ersten Härtetest und verlor mit 1:2 gegen Nürnberg. Neu-Trainer Dirk Schuster zeigte sich dennoch zufrieden - vor allem mit der ersten Halbzeit, denn nach vorne sah das schon sehr flüssig aus. Die Fuggerstädter haben bereits ihre Hausaufgaben gemacht und können sich im Trainingslager um den Feinschliff kümmern.

Bei den Transferaktivitäten ging es Manager Stefan Reuter der Vereinsphilosophie entsprechend ruhig an und holte viele unbekannte Namen, denen ein Durchbruch zugetraut wird. Schuster will derweil nicht das Rad neu erfinden und den FCA aus einer stabilen Abwehr heraus zum Klassenerhalt führen. Probleme gibt es derzeit in den Innenverteidigung: Jan-Ingwer Callsen-Bracker erholt sich noch von einem Wadenbeinbruch, Neuzugang Marvin Friedrich ist ebenfalls angeschlagen.

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Ausblick:

Die Verantwortlichen sind sich einig, dass nur der Klassenerhalt das Ziel sein kann. Mit dem aktuellen Kader ist das eine gesunde Einstellung. Weitere Neuzugänge sind nicht auszuschließen, jedoch müssen erst Spieler abgegeben werden. Als mögliche Kandidaten werden Alexander Esswein, Tim Matavz oder Shawn Parker gehandelt. Deren Erlöse könnten direkt reinvestiert werden.

FC Ingolstadt

Situation:

Beim FCI gab es die größte Veränderung auf der Trainer-Position. Der einstige Karlsruher Markus Kauczinski löste Ralph Hasenhüttl ab und will das Spiel der Ingolstädter mehr Richtung Offensive verschieben. "Wir werden daran arbeiten, dass wir schneller spielen", sagte er nach der Testspiel-Niederlage gegen Huddersfield Town.

Alles umwerfen will er aber nicht - warum auch? Denn sein Kader ist größtenteils der, der mit seinem Vorgänger aus der Defensive heraus erfolgreich war. Die personell wichtigste Nachricht war derweil die Vertragsverlängerung von Mittelfeldstratege Pascal Groß bis 2019. Die Neuen Sonny Kittel oder Robert Leipertz konnten sich noch nicht in den Vordergrund spielen. Das gilt aber auch für den Rest: Der FCI hat noch kein Testspiel gewonnen. Kauczinski hat also einiges zu tun im österreichischen Trainingslager.

Ausblick:

Auch wenn die Vorbereitung noch nicht rund lief, hält sich Sportdirektor Thomas Linke auf dem Transfermarkt zurück. "Wir sind sehr, sehr zufrieden mit unserer Offensivabteilung und suchen aktuell nicht nach Stürmern", sagte er der Bild. Stattdessen könnten die Schanzer eine Verstärkung der Abwehr anpeilen.

So halten sich hartnäckig Gerüchte, dass der Leipziger Anthony Jung auf dem Zettel des FCI steht. Auf der Position des Linksverteidigers herrscht Handlungsbedarf, lediglich der Österreicher Makus Suttner steht dort zur Verfügung. Überhaupt stehen derzeit nur fünf gelernte Verteidiger im Kader, was natürlich zu wenig ist.

Hamburger SV

Situation:

Der HSV weilt derzeit im Trainingslager in Harsewinkel, während die Vereinsführung um Dietmar Beiersdorfer mit möglichem neuem Kühne-Geld nach weiteren Verstärkungen Ausschau hält. Dabei waren die Hanseaten bereits äußerst aktiv: Mit Filip Kostic, Luca Waldschmidt, Bobby Wood und vor allem Alen Halilovic erhielt die Offensivabteilung ein Upgrade.

Allerdings: Gerade beim Talent aus Barcelona dämpfte Trainer Bruno Labaddia die Erwartungen: "Wir haben auch einiges an Arbeit vor uns. Es macht keinen Unterschied, ob er ein Talent aus Barcelona oder Frankfurt ist", erklärte er. Bei seinem ersten Einsatz gegen Bochum (0:1) zeigte er zwar gute Ansätze, blieb aber wirkungslos. Für Emir Spahic lief es noch schlechter: Er brach sich die Augenhöhle und fällt erstmal aus.

Ausblick:

"Ich bin zufrieden", erklärte jüngst Coach Labbadia und meinte damit seinen Kader. Der viel besagte Strukturwandel hin zu jüngeren Spielern wurde vollzogen. Mit dem neuen Material will er ein offensiveres und vor allem schnelleres Spiel aufziehen als zuletzt. Neben der neuen Offensive gibt es dazu aber noch Handlungsbedarf in der Defensive.

Ein Wunschspieler soll der 19-jährige Onyinye Ndidi sein. Der Nigerianer steht noch bei Genk unter Vertrag und ist sehr variabel einsetzbar. Seine Stamm-Position ist die Sechs, er kann aber auch in einer Viererkette aushelfen. Darüber hinaus starten die Hamburger angeblich einen neuen Versuch bei Matthias Ginter, dem in Dortmund noch nicht der Durchbruch gelang.

1. FC Köln

Situation:

Der FC erlebt in Kitzbühel derzeit ein entspanntes Trainingslager. Die wichtigsten Spieler konnten gehalten werden, große Umbau-Arbeiten am Kader waren nicht nötig. "Ich freue mich auf eine schöne Woche", erklärte Trainer Peter Stöger am Freitag. Auch bei der Personalie Jonas Hector gibt es Grund zur Freude: Der EM-Fahrer ist aus dem Urlaub zurückgekehrt und steigt wieder voll ein.

Die bisherigen Testspiel-Gegner waren mit Olympique Marseille oder dem FC Malaga beim Blitzturnier durchaus prominent, wobei die Stöger-Elf Licht und Schatten zeigte. Bei der Niederlage gegen die Spanier standen die Neuzugänge Marco Höger und Konstantin Rausch in der Startelf, gegen die Franzosen knipste der aus Hamburg geholte Artjoms Rudnevs. Sehrou Guirassy, der jüngst aus Lille verpflichtet wurde, unterzog sich kurz nach seiner Unterschrift einer Meniskus-OP-und fehlt vier Wochen.

Ausblick:

Die Kölner wollen sich über den Sommer defensiv variabler aufstellen. Stöger soll an einer Dreierkette arbeiten - für die aber noch der ein oder andere passende Spieler fehlt. Die Verhandlungen um den Hannoveraner Salif Sane sind im Sand verlaufen. Hannover forderte zehn Millionen, die Köln hätte bezahlen könnte, aber nicht bezahlen wollte. "Das Thema ist erledigt. Wir haben ein zweites Angebot hinterlegt. Das ist negiert worden und wir respektieren diese Absage", sagte Manager Jörg Schmadtke.

Die Kölner haben aber keinen Grund zur Eile und haben große Ziele. Abwehrspieler Dominique Heintz sprach sogar davon, dass man das Erreichen der internationalen Wettbewerbe nicht ausschließen sollte.

VfL Wolfsburg

Situation:

Das erste Trainingslager der Wölfe in Bad Ragaz ist bereits Geschichte und Trainer Dieter Hecking zeigte sich durchaus zufrieden: "Wir arbeiten gut und man sieht in jeder Trainingseinheit, dass wir mit den Neuzugängen an Qualität gewonnen haben", sagte er der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung. Damit dürfte er vor allem Real-Talent Borja Mayoral meinen, Naldo-Ersatz Jeffrey Bruma oder den Ex-Stuttgarter Daniel Didavi.

Der Optimismus des Coaches sollte aber nicht überdecken, dass Wolfsburgs Sommer bis jetzt nicht harmonisch verläuft. Andre Schürrle ist bereits weg, Julian Draxler ist ebenfalls unzufrieden - allerdings sperrt sich der Klub gegen einen Transfer. Fakt ist: Auch wenn die bisherigen Testspiele noch früh in der Vorbereitung waren, wirklich eingespielt ist die Wölfe-Elf noch nicht. Viele Stammplätze stehen noch zur Disposition. Auch Neuzugang Jakub Blaszczykowski muss erst einmal integriert werden.

Ausblick:

Im Sturm besteht definitiv Handlungsbedarf. Bas Dosts Zukunft ist noch ungewiss, Max Kruse steht unmittelbar vor einem Wechsel zu Werder Bremen. Wolfsburg wäre nicht Wolfsburg, wenn nicht direkt große Namen als mögliche Zugänge neben Mayoral gehandelt würden. So wird wild über eine Rückkehr von Mario Mandzukic spekuliert.

Darüber hinaus könnten noch zwei weitere Leistungsträger den Klub verlassen: Dante wird mit Lille in Verbindung gebracht (auch, wenn Allofs schon ein Machtwort sprach) und Joshua Guilavogui steht beim AS Monaco auf dem Zettel. Es könnten sich also weitere Baustellen auftun.

Hertha BSC

Situation:

Die Berliner waren auf dem Transfermarkt eines der passivsten Teams der Liga. Es gab für Michael Preetz allerdings auch nicht viel zu tun, da die Hauptstädter bis jetzt keine nennenswerten Abgänge auszugleichen hatten und im Kader nach wie vor eine gesunde Mischung aus Erfahrenheit und Jugend vorherrscht.

Es war für die Hertha aber auch extrem wichtig, schon früh im Sommer die Basis beisammen zu haben und auf Betriebstemperatur zu kommen: Denn als erstes Team der Bundesliga gab es ein Pflichtspiel zu gewinnen. Beim 1:0-Hinspiel-Sieg gegen Bröndby legte Vedad Ibisevic den Grundstein die Europa-League-Qualifikation. Der Stürmer wurde nach seiner Leihe fest vom VfB Stuttgart verpflichtet.

Ausblick:

Trainer Pal Dardai will sein Team für die kommende Saison flexibler einstellen. Gegenüber der Sport Bild verriet er: "In der letzten Saison hatten wir Trainer oft einen guten Plan A, aber die Pläne B und C haben nicht so funktioniert. [...] Das werden wir besser trainieren, damit es in der Zukunft mehrere gute Optionen für uns gibt."

Um diesen Plan umzusetzen, soll der Kader punktuell vertieft werden. Sollte die Hertha ins europäische Geschäft einziehen, stünde neues Geld bereit. Möglicherweise könnte dies in Papakouli Diop investiert werden, der derzeit bei Espanyol Barcelona unter Vertrag steht. Der 30-jährige Senegalese kann im Mittelfeld auf mehreren Positionen eingesetzt werden.

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