SPOX: 2013 wurden Sie in einer Partie für den verletzten Heinz Müller eingewechselt, sahen dann die Rote Karte und hatten anschließend keinen Einsatz mehr für Mainz. Wie hat das der damalige Trainer Thomas Tuchel begründet?
Wetklo: Gar nicht, das musste er auch nicht. Loris Karius hat in der Folge gut gehalten und die Spiele wurden gewonnen. Da gab es für Tuchel keinen Grund für einen erneuten Wechsel. Im Nachhinein sieht man ja, welchen Weg Loris gemacht hat.
SPOX: Ihr ehemaliger Konkurrent Müller hat Tuchel später als Diktator bezeichnet.
Wetklo: Das kann ich nicht bestätigen. Mit Tuchel kann man auskommen. Bei ihm wird alles dem Erfolg untergeordnet, er ist erfolgsbesessen. Wir hatten zwischendurch zwei weniger erfolgreiche Jahre. Zu dieser Zeit kritisierte er, dass wir nicht alles aus uns herausgeholt hätten. Die Ansprachen konnten dann auch unangenehmer werden. Doch der Erfolg gibt ihm Recht, er ist ein außergewöhnlicher Trainer. Er verlangt viel, aber davon profitiert auch jeder.
SPOX: Ihre Zeit in Mainz endete dann und Sie schlossen sich dem SV Darmstadt 98 an - allerdings nur für wenige Wochen. Wieso kam es damals zu dieser schnellen Trennung?
Wetklo: In der Presse hieß es, dass es Ärger mit dem Team gegeben habe. Das stimmt aber nicht. Was da medial teilweise hineininterpretiert wurde, war vollkommener Blödsinn.
SPOX: Was waren die wahren Gründe?
Wetklo: Ich konnte mich mit dem Verein einfach vom ersten Tag an, als ich das Gelände betrat, nicht identifizieren. Es war vielleicht auch nach 14 Jahren in Mainz schwierig, sich auf etwas Neues einzulassen. Ich hatte schlicht das Gefühl, dass es nicht passt. Ich habe mich nicht wohlgefühlt. Bevor ich in Darmstadt unterschrieb, hatte ich mit den Verantwortlichen ausgemacht, dass wir den Vertrag auflösen, wenn es für eine Seite aus welchem Grund auch immer nicht passt. Es war auch vereinbart, dass in einem solchen Fall niemand eine Abfindung bekommt. Ich war ja kein billiger Spieler für Darmstadt. Ich hatte einfach nicht die Zuversicht, dort meine Leistung bringen zu können.
SPOX: Es folgte der Wechsel zu S04, wo Sie zwischen 1995 und 1998 bereits in der Jugend spielten. Dort war klar, dass es für Sie wohl kein Vorbeikommen an Ralf Fährmann geben würde.
Wetklo: Darum ging es zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Fabian Giefer war verletzt, Timon Wellenreuther kam gerade erst aus der Jugend. Die Rolle für mich war klar abgesprochen.
SPOX: Wie nahmen Sie es auf, als Trainer Roberto di Matteo nach der Verletzung von Fährmann auf Wellenreuther und nicht Sie setzte?
Wetklo: Ich konnte di Matteo nicht verstehen, da ich immer 100 Prozent gegeben habe. Ich war damals nicht in der Position, mich zu beschweren. Der Trainer hat so entschieden und als Spieler muss man das akzeptieren.
SPOX: Der Ex-Schalker Hans Sarpei twitterte kürzlich: "Unser Vorbild ist der BVB. (Sätze, die ein Schalker nie sagt, aber heimlich denkt)". Wie denken Sie darüber?
Wetklo: Dem kann ich mich nicht anschließen. Ich weiß nicht, ob sich ein Klub grundsätzlich andere Vereine zum Vorbild nehmen muss. Wer will, kann sich aktuell an Bayern München oder auch RB Leipzig orientieren, die Gelben möchte ich da aber außen vor lassen.
SPOX: Wie sieht Ihr Plan nach der aktiven Karriere aus?
Wetklo: Ich will bei der U14 und U15 zunächst Erfahrung sammeln und mich später als Cheftrainer versuchen. Der Trainerjob ist ein Lehrberuf. Deshalb ist es sicherlich nicht verkehrt, in jedem Altersbereich gearbeitet zu haben.
SPOX: Und wann stehen Sie dann in der Bundesliga an der Seitenlinie?
Wetklo: Nie. Das höchste der Gefühle wäre ein U23-Team. Im Profifußball sehe ich mich nicht. Dort ist der Druck verglichen mit dem Jugendbereich enorm und die Reisestrapazen sind höher. Diesen Rhythmus hatte ich 16 Jahre lang, den brauche ich nicht mehr. Die Arbeit mit den Jugendlichen macht mir derzeit sehr viel Spaß und ich bin froh, am Wochenende dennoch genug Zeit mit meiner Familie verbringen zu können.
Christian Wetklo im Steckbrief