Bayer gewinnt Duell der Enttäuschten - Schalke 04 fällt immer tiefer

Von SPOX/SID
Daniel Caligiuri ist ratlos: Schalke kommt einfach nicht aus dem Tabellenkeller.
© getty

Schalke 04 hat am 16. Spieltag mit 1:2 gegen Bayer Leverkusen verloren. Auch der Abschied der Bergbau-Kumpels kann Königsblau nicht inspirieren, Trainer und Spieler hadern.

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Als die Pfiffe der enttäuschten Fans die gespenstische Stille durchbrachen, erstarrte Domenico Tedesco zur Salzsäule. Sekundenlang harrte der Trainer des schwer angeschlagenen Vizemeisters Schalke 04 an der Seitenlinie aus, das 1:2 (1:2) gegen Bayer Leverkusen hatte ihm sichtlich zugesetzt.

"Ich bin logischerweise besorgt. Ich glaube, ich sehe nicht unbesorgt aus - das erkennt man an den Augenringen, habe ich mir sagen lassen", sagte der Schalke-Trainer später auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, halb im Spaß, doch eigentlich war das ernst gemeint.

Wenige Meter von Tedesco entfernt atmete Kollege Heiko Herrlich auf, auch wenn seine Werkself weiter weit unter ihren Möglichkeiten geblieben war.

"Leverkusen macht mit drei Chancen zwei Tore", klagte Tedesco: "In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel dann kontrolliert. Das Ergebnis ist nicht okay, aber wir müssen es akzeptieren. Wir wissen um die Situation, die ist nicht erst seit gestern oder heute so." Die Reaktion seines Spielers Bastian Oczipka bei Sky klang jedoch fast schon nach einer Durchhalteparole. "Da müssen wir jetzt alle zusammen durch."

Heidel schützt Tedesco in Krisenzeiten: T-Frage stellt sich nicht

Gemeinsam hatten die Gelsenkirchener vor dem letzten Heimspiel des Jahres ihre Wurzeln als Bergmannsklub beschworen. Vor dem Anpfiff sang ein Bergmann-Chor das Steigerlied, Aufsichtsratschef Clemens Tönnies nahm symbolisch die letzte Grubenlampe entgegen. Die stimmungsvolle Zeremonie zum Ende des Steinkohle-Bergbaus im Ruhrgebiet sollte auch den Krisenklub zusammenschweißen.

Doch Aleksandar Dragovic (27./nach Videobeweis) und Lucas Alario (35.) bescherten Schalke die fünfte Heimniederlage im achten Spiel - am letzten Hinrundenspieltag droht sogar der Sturz auf den Relegationsplatz. Schlechter stand Schalke zu diesem Zeitpunkt zuletzt vor 25 Jahren da. Daran änderte auch das Anschlusstor durch Haji Wright (45.+1) nichts.

Sportvorstand Christian Heidel stellte aber trotz allem klar, dass er Diskussionen über Tedescos Zukunft nicht führen werde. "Die Frage stellt sich nicht. Ich tue mich schwer, einen Trainer in Frage zu stellen, den vor vier Monaten noch alle bejubelt haben", erklärte Heidel.

Leverkusen erleichtert, beide Teams erschöpft

Ebensolche Diskussionen entstanden zuletzt auch in Leverkusen. Es ging um Herrlichs Zukunft und die Tatsache, dass Bayer in Peter Bosz und Marco Rose bereits zwei potenzielle Nachfolger kontaktiert hatte. Herrlich darf im Gegensatz zu Tedesco nun jedoch wieder vorsichtig nach oben schielen.

Zwar agierte auch Bayer über weite Strecken der Partie völlig verunsichert, war aber immerhin effektiver als der Nachbar. "Die ersten 20 Minuten hatten Freundschaftsspielcharakter. Da war wenig Bewegung, auch von meiner Mannschaft. Das 1:0 hat befreiend gewirkt", sagte Herrlich.

Beiden Mannschaften, die sowohl im Europacup als auch im DFB-Pokal überwintern, waren die kraftraubenden letzten Monate anzumerken. Kombinationen über mehr als drei Stationen waren eine Rarität. McKennie verschaffte sich in der 17. Minute durch eine Körpertäuschung eine gute Schussposition, schloss aber harmlos ab.

Schalke vergibt beste Chancen auf den Ausgleich

Bayer benötigte vor 61.548 Zuschauern einen kapitalen Fehlpass von Alessandro Schöpf für seine erste Torgelegenheit, Defensivspieler Dominik Kohr verzog aus bester Position überhastet (23.). Wenig später staubte Dragovic nach einem Pfostentreffer von Leon Bailey entschlossen ab. Leverkusen glänzte auch in der Folge nicht, war aber effektiver und erhöhte durch Alario noch vor der Pause. Begünstigt wurde das Tor von Schalke-Keeper Ralf Fährmann, der den zentral geschossenen Ball passieren ließ.

Mit dem Pausenpfiff brachte Wright den Schalke-Fans und Tedesco, der zum 50. Mal in der Bundesliga auf der S04-Bank saß, die Hoffnung zurück. Es war das erste (!) Schalker Tor nach einer Ecke in der gesamten Saison. Tedesco brachte kurz nach dem Seitenwechsel Steven Skrzybski für Wright, der Joker vergab in der 68. Minute die bis dato beste Chance der zweiten Spielhälfte. Fünf Minuten später scheiterte der ebenfalls eingewechselte Yevgeni Konoplyanka kläglich.

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